Teil 77

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Jake antwortet mir. Er hatte Urlaub und Ryan hat sich keine Urlaubsvertretung gesucht. Er sei nun aber wieder zu Hause und würde ab Montag seinen Dienst wie gewohnt antreten. Er will wissen weswegen ich frage. Ich antworte ehrlich, dass ich sein Fehlen halt bemerkt hätte. Ich schreibe noch dass ich mich auf Montag freue ihn zu sehen.
Am Montag gehen Carlo und Ricardo auch das erste mal in den Kindergarten. Die Einschulung ist auf nächstes Jahr verschoben. Sie sind aufgrund ihrer traumatischen Erfahrungen ein Jahr zurückgestellt.
Francesco und Ernesto müssen aber mitten im laufenden Jahr in ihre neue Klasse. Sie sind sehr aufgeregt. Sie sind bisher nicht gerade die besten Schüler gewesen und in ihrer letzten Schule auch gerne gepiesackt worden.
Ich umarme am Montagmorgen beide und wünsche Ihnen einen gelungenen Schulstart. Sie lächeln mich gequält an.
Daryl, Rian, Matt und ich machen uns auf den Weg zum Kindergarten. Die beiden Kleinen haben riesige Angst vor den anderen Kindern. Mir zerreißt es das Herz mein Baby hier zu lassen. Daryl will Carlo am liebsten gar nicht erst los lassen. Rian überredet ihn und zieht Daryl dann mit sanfter Gewalt aus dem Raum. Matt schiebt mich hinterher. Doch als unsere Kinder panisch nach uns schreien zögern wir keine Sekunde. Daryl und ich hasten gemeinsam wieder in den Raum. Matt und Rian kommen  amüsiert hinterher. Hey, ihr müsst auch gehen wenn die beiden im Kindergarten bleiben sollen.
Daryl und ich schauen uns an. Wir fühlen einfach das selbe: wir können nicht. Die Kindergärtnerin sagt sanft aber bestimmt dass wir nun gehen müssten. Matt und Rian ziehen uns wieder nach draußen. Doch am Auto stoppen Daryl und ich. Wir können unsere Kinder bis hier her kreischen hören. Wir schauen uns mir kurz an und rennen dann wieder zurück. Matt und Rian folgen uns. Die Tür ist verschlossen. Nach etwa 20 Minuten ruft der Kindergarten an ob wir nicht doch wieder kommen könnten. Die beiden Jungs zeigen selbstverletzendes Verhalten. Wir sagen dass wir vor der Tür stehen. Wir beschließen dass wir heute bei unseren Kindern bleiben.  Also spielen wir einen Vormittag lang im Kindergarten.
Am nächsten Tag gehen Daryl und ich zum Kindergarten. Matt und Rian zur Arbeit. Das geht etwa eine Woche lang gut. Doch am nächsten Montag schicken Matt und Rian uns zur Arbeit und sie bleiben bei unseren Kindern. Wie die geprügelten Hunde fahren wir in Asks Bus mit. Finja nimmt mich
Und Daryl in den Arm. „Hey!" flüstert sie uns zu. „Matt und Rian können auch sehr gut auf eure Babys aufpassen." wir nicken. Sie hat ja recht aber es ist einfach ein schlimmes Gefühl ohne die zwei Stinker zu sein. Im Bus legt Daryl seinen Arm um mich und versteckt sein Gesicht in meinen Haaren. Ich lehne mich an ihn und bin froh dass ich nicht die einzige bin die nicht los lassen kann. Wir arbeiten mit besorgten Herzen. Es tut gut dass Daryl genau so drauf ist wie ich. Wir nutzen den Vormittag um uns gegenseitig unser Herz auszuschütten. Wenn ich eins gut kann dann die Nöte und Sorgen der anderen anzuhören und sie zu trösten. Aber bei Daryl kann ich mich selber öffnen. Ich erzähle ihm nicht nur von meiner Angst um Rico sondern auch von meiner Angst um Matt. Daryl tut mir einfach gut.
Wir machen früh Feierabend und gehen noch einkaufen weil wir heute das Abendessen kochen. Eigentlich ja Rian und ich. Aber ob ich nun mit Rian oder Daryl koche ist doch egal. Matt und Rian sind mit den Kindern schon daheim. Rico und Carlo fallen uns um den Hals und wir drücken sie ganz fest. Matt gibt mir einen Kuss und ich lasse mich von ihm in eine Umarmung ziehen. Es tut so gut dass er da ist. Wir kochen zu sechst. Das heißt Rian und ich übernehmen die Regie, Matt und Daryl schnibbeln und Rico und Carlo dürfen den Nachtisch rühren.
Das Testergebnis von Matts Vaterschaftstest kommt. Es ist verwirrend. Er ist zu 89 Prozent Ricos Vater. Wir gehen zu Tjorben. Er erklärt uns dass damit Matt und Daryl nicht die Väter von Rico und Carlo sind. Sie sind mit den beiden verwandt aber nicht die Erzeuger. „Hä? Warum auch Daryl?" fragt Matt. „Weil ihr eineiige Zwillinge seid. Ihr tragt die gleiche DNA." erklärt uns Tjorben. Ihr hättet euch einen Test sparen können. Ich lache: „Oh, scheisse! Matt, stell dir mal vor Daryl wäre wirklich der biologische Vater von den Kleinen." Matt grinst. „Dann stünde da dass ich es auch sein könnte." Matt schaut etwas traurig. „Schade dass ich es nicht bin." Ich weiß nicht. Ich bin ehrlich gesagt froh dass Matt nicht der Erzeuger von Rico ist. Denn dann würde ich der verstorbenen Mutter Vorwürfe machen weswegen sie sich nie an den Erzeuger ihrer Kinder gewendet hat und die beiden in der Hölle hat aufwachsen lassen.
Daryl ist nicht gut drauf. Er ist stiller als sonst und wirkt abwesend. Als wir nachmittags mit den Kindern spielen frage ich ihn. Daryl streitet zunächst ab dass er Probleme hat. Doch dann nimmt er plötzlich meine Hand. Er schaut mich an und eine Träne erscheint in seinen Augen. „Ich hab den Brief vom Test." sagt er. Ich nicke. „Ich hab Angst ihn zu öffnen." ich verstehe. „Was ist wenn ich der Erzeuger bin? Wie kann ich Rico dann nicht aufziehen?" Ich habe das Gefühl dass er mir gerade einen Dolch ins Herz rammt. Doch ich lasse ihm meine Hand. „Aber ich könnte es nie übers Herz bringen ihn dir wegzunehmen." weint Daryl weiter. „Ich weiß dass es bescheuert ist aber ich hab Angst nachzugucken." Ich ziehe Daryl erst einmal in eine tröstende Umarmung. „Bevor du dir über die Konsequenzen deinen hübschen Kopf zerbrichst solltest du doch erst einmal das Ergebnis kennen." tröste ich ihn. Daryl nickt. „Ich hab den Brief verbrannt." Gesteht er mir. Ich schaue ihn entsetzt an. „Ich wünsche mir nichts lieber als Carlos biologischer Vater zu sein. Aber ich hab auch vor nichts mehr Angst." gibt er zu. Ich nicke. „Das kann ich verstehen. Aber quält sich die Ungewissheit nicht noch mehr?" Daryl schluchzt „Ja" gibt er zu. Ich schaue in seine zutiefst unglücklichen Augen. „Ich kenne das Ergebnis." verrate ich ihm leise. Daryls Augen werden groß. „Woher?" fragt er. Matt hat den Test auch gemacht. Ihr habt identische DNA. Euch kann man biologisch nicht auseinanderhalten." Daryls Mund klappt auf. Dann kann Matt der Erzeuger sein und bei mir steht ich bin's?" fragt er. „Ja." sage ich und schaue ihn weiter an. „Und?" fragt er. „Nein." sage ich. „Es tut mir leid. Ihr seid zu 89 Prozent mit den beiden verwandt aber nicht die Erzeuger. Daryl zieht mich in eine Umarmung und schluchzt. Ich kraule ihm tröstend den Nacken. „Hey!" versuche ich ihn zu beruhigen aber Daryl lässt sich nicht so schnell beruhigen. Ich halte ihn ziemlich lange in meinen Armen. Erst Carlos kleine Kinderstimme unterbricht seine Tränen. „Warum weint Papa?" fragt er. „Weil er traurig ist." erkläre ich dem Kind. „Papa, du musst nicht traurig sein. Ich hab dich lieb." tröstet Carlo Dayl. Der strahlt seinen Junior an und zieht ihn in eine feste Umarmung. „Danke, mein Schatz! Ich hab dich auch lieb." sagt er dem Kind. Rico kuschelt sich in meinen Schoß und ich gebe ihm einen Kuss. Daryl strahlt über das ganze Gesicht als Carlo ihn bittet eine Geschichte zu erzählen. Ich lehne mich wieder an Daryl und lausche wie die Jungs seiner Stimme. Ich muss eingeschlafen sein. Jedenfalls wache ich auf weil Matt mich die Stufen zu unserem Zimmer rauf trägt.
In den kommenden Tagen klappt das mit dem Kindergarten immer besser. Carlo und Rico bleiben nach drei Wochen Eingewöhnung alleine dort. Ich bin froh wieder Matt bei der Arbeit zu haben.

MattWo Geschichten leben. Entdecke jetzt