Teil 66

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Matt trägt den Jungen auf seinen Armen nach Hause. Zwischen uns ist stillschweigend erst einmal wieder alles gut. Wir haben mit Ricardo eine Aufgabe die unseren Streit oder halt auch nicht Streit unwichtig macht. Irgendwann muss ich mit Matt über unsere Gefühle sprechen. Ich liebe ihn und finde es entsetzlich schlimm dass er mich schon zwei mal zurück gewiesen hat. Entweder merkt er nicht wie sehr er mich damit verletzt oder ich merke nicht wie ich ihn vorher verletzt habe und es eine Art Retourkutsche ist. Das müssen wir dringend klären. Aber nicht jetzt. Matt redet mit Ricardo spanisch. Ricardo hat in seinem Leben schon mehr gruselige Dinge erlebt als ich mir überhaupt vorstellen kann. Ask fährt Matts Motorrad nach Hause. Er hat an der Tür auf uns gewartet. „Willkommen daheim!" begrüßt er Ricardo. Der Junge schaut ihn verwundert an. Im Wohnzimmer warten alle auf uns. Jeder ist neugierig auf unseren Junior. Ricardo wirkt verängstigt. Nicht so wie vorhin die panische Angst sondern die Angst vor dem Unbekannten. Wie wenn man das erste mal vor einer neuen Klasse steht.
Finn und Eki kommen mit Klamotten heim die sie für Ricardo gekauft haben. Ask hat sie losgeschickt und ihnen die ungefähre Größe des Jungen verraten. Der kann es kaum glauben dass die Kleidung für ihn sein soll. Als er sich Matts Shirt auszieht um in seine neuen Klamotten zu schlüpfen muss jeder von uns im Raum schlucken. Der dürre Körper ist malträtiert. Er hat überall blaue Flecken in den schillerndsten Farben. Dazu zahlreiche Wunden. Thorsten und Tjorben schauen ihn entsetzt an. Sie holen ihren Verbandkoffer und verarzten das Kind erst einmal.
Als sie fertig sind ziehe ich meinen Kleinen an und er setzt sich auf meinen Schoß, kuschelt sich an und lässt sich umarmen. Er hat ein niedliches Gesicht mit Schmollmund, Stupsnase, Grübchen an den Wangen, großen braunen Augen und wuschelige braune Haare. Er könnte glatt Matts Sohn sein. Da vom Abendbrot noch übrig ist machen Rian und Daryl ihm einen Teller voll Suppe warm. Ricardo staunt über Rian und Daryl. Er kann kaum glauben dass es uns doppelt gibt. Daryl lächelt ihn an und sagt: „Hast du noch nie Zwillinge gesehen?" Ricardo wird rot und nuschelt etwas. Daryl schaut ihn intensiv an. „Kannst du das bitte noch einmal wiederholen?" fragt er mit sanfter Stimme. Er hockt sich vor mich hin so dass er auf Ricardos Augenhöhe ist. „Ich habe auch einen Zwillingsbruder. Carlo." Wiederholt Ricardo. Er scheint sich zu schämen und schaut auf die Erde. „Wo ist Carlo?" fragt Ask. „Na bei unserem Meister Li." sagt Ricardo verängstigt. „Kommt!" ist alles was Ask sagt. Er, Adam, Embla, Thorsten, Tjorben, Finn, Eki, Dain, Rian, Matt und Daryl springen auf und fahren mit dem Bus los. Ich bleibe weil ich Ricardo auf gar keinen Fall los lassen kann und für ihn da sein muss. Ricardo schaut mich fragend an. „Wohin sind die gegangen?" fragt er schüchtern. „Deinen Bruder holen." antworte ich ihm und küsse ihn auf den Kopf. Ricardo weint. „Was ist los?" fragt Colin der den weinenden Aaron gerade wickelt. „Ich hab Angst um Carlo." antwortet Ricardo. „Wir auch! Sagt Colin. „Deshalb geht Ask ihn holen." Colin hat Aaron fertig gewickelt und reicht ihn Ryan rüber. Dann geht er in der Küche die Milch für seine Söhne zubereiten. Er kommt mit den Fläschchen wieder ins Wohnzimmer und reicht Ryan und Mark je eine Flasche. Die füttern routiniert die Babys.
Nach gefühlt unendlich langer Zeit aber nach dem Uhrencheck zwei Stunden später kommen die 10 zurück nach Hause. Ask schaut ernst. Eine tiefe Sorgenfalte hat sich in seine Stirn gegraben. Rian hat Carlo im Arm. Er sieht genau so zerschunden aus wie sein Bruder. Nur blutet er aus dem Po und ist ohnmächtig. Tjorben und Thorsten verarzten ihn fachmännisch. Dann streiten sie etwas ob sie Carlo ins Krankenhaus bringen müssen oder nicht. Thorsten meint der Darm des Kleinen könnte gerissen sein. Tjorben meint dass es trotzdem sinnvoller wäre ihn hier neben seinem Bruder aufwachen zu lassen.
Wir fragen wie sie an Carlo gekommen sind.
„Wir haben die noch ohnmächtigen Chinesen eingesammelt und nach Hause gebracht." erklärt Embla. „Wir haben sie gehen Carlo eingetauscht." erklärt Ask und erschaudert. Was er dort gesehen hat möchte ich gar nicht so genau wissen. Dain geht jedenfalls schnurstracks zu Ryan und nimmt ihm Aaron ab um ihn eng an sich zu drücken. Colin geht zu ihr und nimmt sie in seine Arme. Carlo wacht auf und schaut sich mit ängstlichen Augen um. Er klammert sich an Rian und fängt hemmungslos an zu weinen. Er jammert dass wir ihm doch bitte nicht weh tun sollen. Rian streichelt ihn beruhigend. Der kleine schaut sie traurig an und hat Angst. Ryan holt eine von den Windeln die wir für Aaron und Moses haben. Die gibt er Rian und sie legt sie vorsichtig um Carlos Po. Der schnieft und lässt alles über sich ergehen. Eine der Unterhosen die eigentlich für Ricardo gedacht waren zieht sie ihm vorsichtig an. Dann bekommt er ein T Shirt. „Lass ihm die Jeans aus." rät Thorsten. „Ich glaube dass sein Po die noch nicht verträgt." Ricardo schaut schüchtern zu seinem Bruder. Die beiden trauen sich nicht miteinander zu sprechen. Auch Carlo bekommt einen Teller Suppe. Der arme Kerl scheint Schmerzen beim Schlucken zu haben. Doch er isst ausgehungert den Teller leer. Er bekommt noch einen zweiten und dritten Teller. Adam macht den Jungs noch heiße Milch mit Honig. Er erzählt dass seine Mama ihm das immer bei Halsweh gegeben habe.
Matt und ich gehen mit Ricardo hoch ins Bett. Es ist schon sehr spät und der kleine ist ziemlich müde. Daryl und Rian folgen uns. Sie haben für Carlo von Tjorben eine Salbe für Carlos Po und Schmerzsaft bekommen. Das verabreichen sie dem armen Jungen. Er schläft schon wieder in Daryls Armen der ihn die Treppen hoch trägt.
In der Nacht wacht Ricardo häufig auf und weint. Wenn er nicht aufwacht weint er im Schlaf. Ich möchte nicht wissen wer dem süßen kleinen Kerl so viel Leid zugefügt hat weil ich denjenigen sonst sicherlich umbringen würde.
Matt hält mich die ganze Nacht im Arm. Er ist genau so aufgeregt wie ich dass dieses Kind da mit uns kuschelt. Nachdem der kleine einen Weinkrampf hinter sich gebracht hat und wieder schläft küsst mich Matt. „Ich liebe dich!" sagt er mir in den Kuss. „Ich liebe dich Matt." sage ich ernst. Dann küssen wir uns weiter. Der Kleine wacht auf und schreit panisch. Ich nehme ihn beruhigend in die Arme. „Bitte tut mir nicht weh." fleht er uns an. „Wir werden die nie weh tun. Wir passen darauf auf dass dir auch kein anderer mehr weh tun wird." tröstet ihn Matt. Dann legt Matt seinen Arm um Ricardo und mich. Er gibt dem kleinen einen Kuss auf den Kopf und mir auf den Mund. Ich merke wie Ricardo verkrampft. Da Matt aber uns weiter einfach nur locker umarmt beruhigt er sich. Ich Kuschel mich in Matt und flüstere: „Matt, ich liebe dich wirklich!" „Ich dich auch, Prinzessin." antwortet Matt schlaftrunken. Ich schließe die Augen und bin kurz später eingeschlafen.
Am nächsten morgen wache ich auf weil Ricardo unglücklich weint. Ich streichle ihm den Kopf und rieche sein Problem. Ich gebe ihm einen Kuss und beruhige ihn. „Ist doch nicht schlimm! Sage ich ihm. Lass uns ins Bad gehen und dich sauber machen, ja?"
Ricardo nickt und folgt mir ins Bad. Ich helfe ihm aus dem eingekoteten Schlafanzug und stelle ihn in die Badewanne um ihn abzubrausen. Ich stelle das Wasser lauwarm ein. „Hier, fühl mal, ist das so gut?" frage ich ihn. Ricardo schaut mich ungläubig an. Dann fühlt er und sein Gesicht strahlt plötzlich dankbar. „Das ist ja gar nicht kalt." sagt er erstaunt. Ich dusche ihn vorsichtig ab. Er streckt mir seinen Po entgegen und geht ins Hohlkreuz . Seine Hände halten sich am Badewannenrand fest. Er spreizt die Beine. Ich dusche die ganze Kacke von ihm ab. Dann nehme ich etwas Duschgel und verteile es auf ihm. Ricardo hat die Augen zu und streckt mir seinen Hintern immer mehr entgegen. Ich Seife ihn ein und sage: „Dreh dich mal um. Dein Schnippi ist auch schmutzig. Er öffnet die Augen und schaut mich mit gerötetem Gesicht an. Ich Seife ihn auch vorne ein und brause ihn dann ab. Als er wieder glänzt wickle ich ihn in ein riesiges Badetuch und helfe ihm aus der Wanne. Ich föhne ihm die Haare. Er genießt es sichtlich wie ich ihm mit den Fingern durch die Frisur wuschle. Dann ziehe ich ihm die Unterhose und T Shirt von gestern an und wir kuscheln uns wieder an Matt. Der hat das Bett frisch bezogen. Der kleine liegt zwischen uns und strahlt über beide Backen. Er kuschelt sich ganz eng an mich. „Du riechst so gut!" seufzt er glücklich. Ich halte ihn fest im Arm und schmuse mit ihm und Matt.
Ricardo ist wieder eingeschlafen. Matt und ich schauen verliebt das süße Kind an.

MattWo Geschichten leben. Entdecke jetzt