Teil 72

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Es ist schon Mittag als mich Bolle fiepend weckt. Matt und Rico schlafen noch selig. Ich schleiche auf Zehenspitzen durch das schlafende Haus. Dann husche ich mit den Hunden nach draußen und gehe Brötchen holen. Als ich heim komme ist Finja gerade dabei Kaffee zu kochen. „Du, Finja, hast du einen Augenblick Zeit für mich?" frage ich sie angespannt. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung wie ich sie fragen soll ob es ok ist dass ich immer mit Mark abhänge und vor allem weiß ich nicht ob sie weiß, dass unsere Gespräche wichtig für Ihre Beziehung mit Mark sind. Ich habe Angst und ich fühle mich hilflos. Ich glaube das sieht sie gerade, denn sie nimmt mich in den Arm und fragt: „Was ist denn los Kleine?" Bescheuerterweise fange ich an zu weinen. Ich kann nicht anders. Ich habe einfach zu große Angst um Matt aber halt auch um Mark. Ich heule ihr in die Schulter dass ich Angst um Matt habe. „Komm, wir setzen uns erst einmal aufs Sofa. Und da erzählst du mir von Anfang an warum du so durch den Wind bist." Freja ist immer so lieb zu mir. Sie lässt Kaffee Kaffee sein und zieht mich in die Sofaecke und wir sinken in die Polster. Sie zieht mich eng an sich ran und streichelt mich. „Schieß los. Warum hast du Angst um Matt. Und fang bitte von vorne an." sie lächelt und gibt mit einem Kuss auf die Stirn. „Weißt du eigentlich wie hilflos Mark in Sachen zwischenmenschlicher Kontakte ist?" frage ich sie. Finja guckt mich erstaunt an, nickt dann aber. „Ja, Liebes. Ich bin mit ihm verlobt." sie seufzt. „Ich habe das Gefühl dass er gar nicht weiß wie man mit Menschen zusammenlebt, wie sich Gefühle äußern und dass Gefühle nicht rational sind." Finja brummt zustimmend. „Wenn ich dich nicht hätte dann hätte Mark mich längst verlassen." gibt sie traurig zu. „Mark ist ohne zwischenmenschliche Wärme groß geworden. Er hat nie erfahren dürfen wie sich die Liebe einer Mutter anfühlt. Er kann das nicht können." verteidigt sie ihn. „Ich bin dir dankbar dass du ihm so geduldig alles erklärst. Du bist besser als jede Verhaltenstherapeutin. Denn du liebst ihn und er fühlt sich bei dir geborgen. Ich weiß dass das jetzt komisch klingt aber du bist seine Mama." Ich schaue Finja mit großen Augen an. „Ich bin was?" „Seine Mama. Die Frau bei der er seine Ängste los werden kann, die ihn immer versteht, die ihn bedingungslos liebt ohne dabei einen Hintergedanken zu haben." Ich schaue Finja mir großen Augen an. „Und das ist ok für dich?" frage ich schüchtern. Finja überlegt. Sie wägt ihre Worte gut ab. „Willst du erst meine Gedanken oder erst meine Gefühle zu dem Thema wissen?" fragt sie. Ich zucke nur mit den Schultern weil ich nicht weiß worauf sie hinaus will. Sie fängt an: „Ich weiß dass du Mark gut tust. Du bist immer für ihn da wenn ich mit ihm nicht weiter komme. Es sind existenzielle Probleme über die wir hier sprechen. Mark könnte ohne dich mit mir nicht zusammen sein und ich glaube er würde eine Trennung von uns nicht überleben." Wow! Das hat gesessen.  „Es ist also gut dass ich ihn mir immer mal schnappe und mit ihm rede?" frage ich zaghaft. Finja nickt. „Doch mein Herz weint wenn ich euch da sehe. Ich bin eifersüchtig weil du meinem Verlobten etwas bieten kannst was ich nicht kann. Ich würde dir in dem Moment am liebsten den Kopf abreißen." Ich muss schwer schlucken und schaue sie mit großen Augen an. Sie lacht und küsst mir die Stirn. „Kennst du ein Mädchen auf der Welt das sich mit seiner Schwiegermutter versteht?" Ich kapiere nicht was sie von mir will. „Wenn du für Mark die Mama bist, dann bist du meine Schwiegermutter." erklärt sie. Ich schaue sie an und muss lachen. Wir lachen gemeinsam und für mich ist das befreiend und tut mir gut. „Was hat das alles mit Matt zu tun?" fragt sie mich nach unserem Lachanfall. Ich schaue sie ernst, fast traurig an: „Matt ist nicht Marks Papa." seufze ich. „Oh!" sagt Finja und schaut mich erschrocken an. Dann nimmt sie mich fest in den Arm. „Bitte!" ihre Stimme ist flehend „Bitte lass uns nicht alleine. Wir schaffen das nicht ohne dich." Finja flüstert. Ihre Stimme bricht weg. Sie weint. Ich nehme sie auch in den Arm und muss mitflennen. Wenn ich Mark weiterhin so intensiv helfe dann riskiere ich meine Ehe. Wenn ich ihm nicht mehr helfe riskiere ich seine Ehe. Mir platzt fast der Schädel weg weil ich nicht weiß was ich tun soll. Mein Herz ist unglaublich traurig. Mir ist schlecht vor Angst. „Ich rede mit Matt. Er muss wissen was Mark und du da treiben und dass es nichts damit zu tun hast dass du ihm untreu bist oder so." Finja rückt ein bisschen von mir ab und schaut mit ihrem verheulten Gesicht in meins. „Bitte hilf mir dass mein Baby nicht ohne seinen Vater aufwächst." sie hat wieder ihren flehenden Tonfall. Ich nicke. „Bitte sprich mit Matt. Ich glaube er wird es besser verstehen wenn Marks Frau ihm erklärt weswegen seine Frau mit Mark kuschelt." Ich schaue sie an und wir müssen lächeln. Sie umarmt mich wieder und gibt mir einen Kuss.
Plötzlich höre ich Rico weinen. „Mama!Mama, wo bist du?" schreit er fast panisch. Ich springe auf und sprinte die Treppe herauf. „Ich bin hier, mein Baby! Ich komme!" Im Eiltempo fliege ich in unser Zimmer. Ricos Gesicht ist tränenüberströmt. Matt hält ihn im Arm. Als ich den Raum betrete stürzt sich Rico in meine Arme. „Mama!" weint er verzweifelt. Ich streichle ihm über den Rücken und drücke den kleinen Kerl fest an mich. „Baby, ich war doch nur mit den Hunden gassi." Rico schluchzt seinen Kummer gegen meine Brust. Matt streichelt ihm den Rücken und guckt geknickt. „Ich hab gedacht du kommst nie wieder." schluchzt Rico. Ich drücke ihn ganz ganz fest an mich und stecke meine Nase in seine Haare. Dann küsse ich seinen Kopf. „Baby! Ich liebe dich. Ich könnte dich niemals verlassen." Rico entspannt sich ein bisschen und hört auf zu flennen. Matt legt seinen Kopf auf meine Schulter und weint. Ich nehme eine Hand von Rico und kraule Matts Nacken. Dann hebe ich mein Gesicht aus Ricos Haaren und Küsse meinen Mann auf die Schläfe. „Hey, Gladiator." sage ich mit sanfter Stimme. Rico ist zwischen uns beiden komplett eingeklemmt und scheint sich nicht unwohl zu fühlen. Matt schaut mich mit seinem verheulten Gesicht an. „Er hat einfach angefangen zu weinen und ich konnte ihn nicht trösten." schluchzt er traurig. „Pssst" sage ich, küsse seine Tränen weg und drücke seinen Kopf wieder sanft auf meine Schulter. Matt legt nun auch einen Arm um mich. Den anderen legt er um Rico. „Papa, warum weinst du?" fragt Rico. „Weil du geweint hast und ich dich nicht trösten konnte." sagt Matt unglücklich. „Ich sag euch zwei Hübschen jetzt mal was: Ich verlasse euch nicht! Nie! Ich hab Dich Matt geheiratet und das hab ich nicht aus Witz gemacht, sondern aus vollem Ernst. Und du Rico bist mein Sohn. Unser Sohn. Glaub Matt wenn er dich tröstet, ja?" Der kleine Schaut mich aus seinen großen Augen hilflos an. Dann nickt er. Matt umarmt mich fester. „Prinzessin ich liebe dich. Ich hab dich auch nicht aus Witz geheiratet. Ich bin froh dass du meine Frau bist." Ich schaue ihn tief in die Augen. Sein Blick gleicht dem von Ricardo. Ich muss unweigerlich lächeln. Dann küsse ich ihn sanft auf die Lippen. Rico wird wieder zwischen uns eingequetscht aber er gluckst glücklich. Seine dünnen Ärmchen legt er um meinen Bauch.
In diesem Moment bin ich so glücklich wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich habe einen wundervollen Mann und einen süßen Sohn. Ich liebe beide aus tiefstem Herzen.

MattWo Geschichten leben. Entdecke jetzt