Teil 37

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Der Winter hat New York fest im Griff. Es schneit und die Stadt sieht richtig romantisch aus. Ryan und Freja laden Matt, Daryl, Rian und mich zum Abendessen ein um mit uns unsere Hochzeiten zu besprechen. Ryan meint dass Freja und er als Flitterwochen das Europakonzert der Glorreichen 7 begleiten werden. Ich schaue Freja an und sie grinst selbstgefällig. Ryan seufzt. „Das ist mein Geschenk an sie." Er küsst sie und sie strahlt ihn an. „Wir würden gerne am ersten Maiwochenende unsere Polterhochzeit feiern." sagt Freja. Das wird mit vielen wichtigen Geschäftspartnern und unseren Freunden und der Familie in unserer Halle sein. Gut, da wir ja gemeinsam heiraten werden beschließen Matt und Daryl dass wir am besten das selbe Wochenende für unsere Hochzeit nähmen. Die Bestuhlung rein und wieder raus zu tragen um sie kurze Zeit später wieder reinzutragen macht einfach keinen Sinn. Ryan wirft ein dass es ein sehr anstrengendes Wochenende werden würde. Freja hat die Idee den Polterabend auf den Freitag zu legen. Dann können sie in den Mai tanzen. Dann hätten wir den Samstag zum Aufräumen und neu zu dekorieren. Und der Sonntag wäre dann unser großer Tag. Es ist kurze Zeit später beschlossene Sache.
Carter sagt dass er und Finja auf Hawai heiraten wollen und wir dann dort hin eingeladen werden um unsere Flitterwochen dort zu verbringen. Wir vier sind sprachlos. Dann fallen Rian und ich Ryan um den Hals. Bei unserer gigantischen Hochzeit hätten wir schon beschlossen die Flitterwochen im Bett zu verbringen. „Danke Ryan!" flüstere ich ihm ins Ohr und gebe ihm einen Schmatzer auf die Wange. Matt und Daryl strahlen ihn ebenso an.
Wir versuchen unsere große Schwester dazu zu überreden mit uns Brautkleider anprobieren zu gehen. Sie lehnt ein wenig wehmütig ab. „Ich habe Ryan versprochen dass er das Kleid aussucht. Ich werde es mir nicht selber aussuchen." Rian ist entsetzt: „Wie willst du es denn aussuchen ohne dass Freja es anprobiert? Du weißt ja dann gar nicht ob es ihr steht!"  Ryan schaut Rian an als habe er daran noch nicht gedacht. „Indem er Finja zur Anprobe mitnimmt." meine ich trocken.  Ryan schaut mich strahlend an. „Gute Idee!" grinst er.
Ryan will von uns wissen was uns auf unserer Hochzeit wichtig ist. Matt und Daryl erklären ihm wie wichtig die Tradition in ihrer Familie ist. Sie müssen einfach die gesamte Großfamilie einladen wenn sie keine Familienfede riskieren wollen. An Weihnachten werden Rian und ich erst einmal katholisch werden. Es ist ein schönes Gefühl die Konfession mit dem Liebsten zu teilen. Ich fühle mich Matt näher. Wir besprechen an dem Abend noch viel. Eigentlich fast jedes Detail.
Da wir keinen Colin als Fahrer haben fährt uns Daryl. Er tritt den Armen Bus ganz übel. „Hee, pass doch auf!" schnauzt ihn Matt an als er ziemlich rasant um eine Kurve fährt. Wir sitzen hier nicht in deinem Lamborghini!" Daryl schaut Matt traurig an. „Ich weiß!" seufzt er. „Du besitzt einen Lamborghini?" fragt Ryan interessiert. „Ich besaß einen." korrigiert ihn Daryl. „Ask hat ihn gegen mein Leben eingetauscht." Daryl klingt ein bisschen wehmütig. Da ich zwischen Matt und Daryl sitze kann ich Daryl die Träne aus dem Gesicht streicheln die sich aus seinem Augenwinkel geschlichen hat. Er schaut mich an und lächelt mir dann beruhigend zu. Er weint nicht wegen seiner Sachen oder wegen seines alten Lebens, sondern wegen dem schrecklichen Erlebnis als sein Tod beschlossene Sache war. Dass Ask ihn frei bekommen hat war nicht vorhersehbar und eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. „Bei Ask bist du sicher!" sage ich ihm leise und sanft. „Ich weiß." grinst er mich an. Ryan versteht nicht viel von dem was wir da vorne besprechen. Er schaut uns mit großen Augen zu. Als wir zu Hause ankommen nimmt mich Ryan zur Seite: „Was hast du vorhin mit Daryl besprochen? Es sah so aus als müsstest du ihn trösten." Ich kläre Ryan auf. Über die Vergangenheit der Ortega Brüder, dass Daryl wirklich ein toter Mann war (oder eigentlich ist, denn seine Gang behandelt ihn als wäre er tot) über Dayls Leben im Luxus und dass er das nicht wirklich vermisst aber das Trauma noch tief sitzt. „Aber Wieso tröstest du ihn und nicht deine Schwester?" fragt Ryan verwundert. „Weil ich näher bei ihm saß." ist die einfache Antwort. „Rian hätte sich im Prinzip auf deinen Schoß setzen müssen um ihm nahe zu sein. Ryan grinst bei der Vorstellung. Ich knuffe ihn in die Seite. „Daryl ist also in Wirklichkeit echt ein Gangster? Was hat er denn gemacht?" „Da frag ihn lieber selber." lächle ich. „Und Matt?" fragt Ryan. Ich schaue Ryan lange an. „Er ist in jeder Hinsicht Daryls Zwilling. Die beiden sind sich sehr nahe. Ja, Matt war auch Mitglied, ist aber schon früher ausgestiegen."
„Hast du keine Angst vor ihnen?" will Ryan wissen. Ich schaue Ryan tief in die Augen. Ich weiß nicht was Freja über unsere Familie preis gegeben hat. „Lass uns mit den Hunden eine Runde drehen." schlage ich vor. Ich möchte ihm unser Familiengeheimnis nicht hier erzählen wo es jeder mitbekommt. Matt und Freja schauen uns zwar an als wären wir verrückt geworden aber ich muss Ryan vor seiner Hochzeit aufklären.
Wir gehen in den Park. Durch den Schnee ist alles ganz hell. Es herrscht eine eigenartige Stimmung. Wie in einem Wintermärchen. Es erinnert mich an zu Hause und ich bekomme Heimweh. Plötzlich ist es da und zerreißt mein Herz. „Was hast du?" fragt mich Ryan als er meine eigenartige Stimmung bemerkt. „Heimweh" gebe ich zu. Er schaut mich erstaunt an. Ich erzähle ihm von zu Hause. Von der unendlichen Weite der Landschaft vom hohen Himmel von den dunklen Wintern in denen die Sonne an Midwinter nicht aufgeht und von den Sommern in denen sie nicht untergeht. „Wenn du einmal in deinem Leben einen Midsommer in Lappland gefeiert hast dann wirst du mich verstehen." Ich schaue ihn an und er nimmt mich in den Arm. Ich habe gar nicht bemerkt dass ich geweint habe aber er streicht mir Tränen von den Wangen. Dann zieht er mich in eine tröstende Umarmung. Im Sommer feiern wir Midsommer in Lappland. Ask setzt es bestimmt auf die Tour. Ich lehne meinen Kopf gegen seine Brust und er streichelt meinen Rücken. „Dann denk an mich und grüße die Sonne von mir. Und den Regen und den Wind und die Elche und die Mücken. Ich schaue ihn an und grinse. Er schaut nicht fröhlich zurück. „Du kommst nicht mit?" fragt er. „Nein, ich bleibe hier. Matt, Daryl, Finja, Rana und ich öffnen die Halle."
„Ich nehm dich im Handgepäck mit" sagt er mir lächelnd. Ich lache und drehe mich von seiner Schulter. Matt ist viel zu schwer und ohne ihn gehe ich nirgendwo hin. Nicht einmal nach Hause." wir gehen Arm in Arm weiter. „Aber eigentlich wollte ich ja über meine Familie mit dir sprechen. Was hat Freja dir über uns erzählt?" „Freja ist nicht gut auf euren Vater zu sprechen, er ist wohl so etwas wie ein....Verbrecher?" sagt Ryan unsicher. Ich nicke. „Er ist sozusagen der Kopf eines Drogenrings. Wir sind davon recht unbehelligt aufgewachsen bis Dains Zwillingsbruder ermordet wurde. Da sind wir nach China gebracht worden. Einmal um uns zu schützen aber auch damit wir kämpfen lernen. Ask, Embla, Eki, Finn und Dain sind echte Killer. Die können töten. Ask will kein Pate werden. Er hat den hiesigen Boss  aber gehörig Angst gemacht als er ihm Daryl entwendet hat. Der weiß jetzt dass es uns gibt." Ryan zieht etwas an meiner Schulter. „Ask hat mir schon viel über euch berichtet. Weißt du? Als ihr mein Leben vor diesem verrückten verteidigt habt. Ich vertraue Ask." Ich nicke. „Ask kannst du vertrauen. Der ist ehrlich." „Auch meine kleine Schwester?" Ryans frage klingt flehend „Vor allem sie. Ich glaube Ask findet sie niedlich. Ich habe noch nie erlebt dass Ask ein Mädchen küsst. Jenny gefällt ihm." „Aber sie ist noch so jung und die Jungs die sie bisher hatte haben ihr immer nur weh getan. Keiner hat sie gewollt, sie wollten immer nur ihr Geld." „Da hast du es doch schon. Ask will kein Geld. Schau mal in sein Zimmer dann weißt du wie Ask tickt." „Wieso?" fragt Ryan erstaunt. „Warst du schon mal in seinem Zimmer?" „Nein." „Dann geh gleich mal zu ihm. Ich verspreche dir wenn du es siehst dann weißt du wie wenig Ask sein Herz an materielle Dinge hängt. Ryan versucht mich zu überreden es ihn zu verraten. Aber ich schaue ihn nur lächelnd an. Es zu sehen ist beeindruckender als es beschrieben zu bekommen.
Als Ryan merkt dass er nicht mehr weiter kommt wechselt er das Thema: „Weißt du was Freja für ein Brautkleid gefallen würde?" Ich schaue ihn an. „Du darfst es doch aussuchen. Sie wird alles tragen wenn es dir gefällt" „Ich will ihr nicht gerade den Tag versauen." sagt Ryan fast niedergeschlagen. „Sie hat so ganz andere Vorstellung vom Leben und von der Kleidung als ich." „vom Leben?" frage ich entsetzt. Ich kann das kaum glauben. „Sie macht sich so ungern hübsch." sagt Ryan traurig. „Sie macht es nur für dich." Ich schaue Ryan an. „Wir sind kämpfend aufgewachsen. Wie man sich als Frau verkleidet hat uns niemand gezeigt." „Verkleidet?" Ryan stolpert über meine Wortwahl. „Die Kleider und Röcke sind uns fremd. Sie sind unpraktisch und unbequem. Schminken können wir uns gar nicht. Die einzige die es kann ist Finja. Sie wollte schon immer unbedingt Mädchen sein. Sie hat im Kloster sehr gelitten. Embla und Dain dagegen sind von Männern nicht zu unterscheiden. Und Freja steckt irgendwo dazwischen. Sie liebt dich und will dir gefallen, hat aber keine Ahnung wie das geht. Und sie ist zu stolz um nachzufragen. Deshalb sollst du ja das Kleid aussuchen. Sie hat Angst dass dir ihre Wahl nicht gefällt und sie weiß dass deine Wahl die gesellschaftskonformere sein wird."
„Ich liebe Freja." platzt es aus Ryan raus. „Ich weiß!" grinse ich ihn an. „Meinst du wirklich ich soll einfach entscheiden?" „Ja, denn sie weiß dass sie die falsche Wahl treffen würde." „Nehmt ihr sie trotzdem mit zu eurer Anprobe und du sagst mir dann was ihr gefallen würde?" Ich lache und verspreche es ihm. „Was meinst du eigentlich mit Embla und Dain?" „Ist dir jemals in den Sinn gekommen dass sie keine Männer sind?" „Nein" „Na, siehst du." Ryan guckt erstaunt. „Ihr nennt Embla und Dain dauernd Bruder." „Ja, das gehört dazu. Wir waren im Kloster alle Brüder. Die beiden sind es geblieben." „Oh!" ist alles was Ryan lange heraus bekommt. „Weiß Colin das?" „Was?" „Dass Dain ein Mädchen ist." „Für Colin ist nicht wichtig welches Geschlecht Dain hat. Und umgekehrt wahrscheinlich auch nicht. Die beiden sind seelenverwandt. Colin ist das lang vermisste Gegenstück zu Dains Herz und umgekehrt genau so." Sage ich Ryan. „Colin hat sich sehr verändert seit Dain in seinem realen Leben aufgetaucht ist." nickt Ryan nachdenklich. „Weißt du wie lange sie sich schon virtuell kennen?" frage ich. Ryan schüttelt den Kopf.

MattWo Geschichten leben. Entdecke jetzt