Teil 88

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Am nächsten Tag kommen Thorsten und Tjorben mit ihrer Meinung nach guten Nachrichten. Der Professor wird unsere Kinder operieren. Mir gehen natürlich noch jede Menge schlimme Gedanken durch den Kopf und ich habe Angst um mein Baby. Tjorben sagt dass es in zwei Monaten los gehen soll. Ich glaube dass ich sterben werde ehe die beiden Monate um sind. Ich lenke mich viel mir arbeiten ab und bitte Matt die Vorbereitungen zusammen mit seinem Bruder zu übernehmen. Ich fühle mich einfach nicht in der Lage dazu. Als der Abend vor der Abreise ansteht bin ich ein Nervenbündel. Rian nimmt mich in den Arm und ich heule mitten im Wohnzimmer Rotz und Wasser. Ich habe ganz einfach Angst. „Wie kannst du so ruhig sein?" frage ich Rian zwischen den Schluchzern. „Ich bin es nicht. Aber du brauchst gerade jemanden der für dich stark ist. In Wirklichkeit hab ich genau so eine Riesenangst um meinen Carlo wie du um Rico." Rian schaut mich lange an und ich sie. Dann muss ich erst grinsen und dann lachen wir. Das Lachen befreit. Der Knoten der sich da um mein Herz gelegt hat platzt. Wir beide gehen nach oben und packen die Koffer.
Die Männer kommen mit Tjorben heim und haben alles für den Flug vorbereitet. Sie haben die Visa, die Tickets, die Ausweise für die Kinder. Matt hat mir eine Rose mitgebracht. Ich bin völlig überrascht und erstaunt. „Du sagtest einmal dass alle Frauen Blumen lieben. Ich hab dir heute eine mitgebracht weil ich dich liebe und weil ich glaube dass du heute eine Blume brauchst. Die Blume zeigt dir dass ich an dich denke." Ich bin so gerührt. Matt ist so ein toller Mann. Ich küsse ihn zart und er hält mich ganz fest um mir zu zeigen dass alles ok ist. Ich bin so froh dass ich auch mal schwach sein darf. Ich bin ihm so dankbar dass er die gesamte Organisation übernommen hat. Thorsten und Tjorben kommen mit uns mit. Sie werden bei beiden Operationen dabei sein.
In Tokio wohnen wir in einem ziemlich teurem Hotel. Mark hat uns das Hotel bezahlt und  war auch nicht davon abzubringen es zu tun. Er wäre am liebsten mit gekommen. Er fühlt sehr mit uns mit. Er mag ja unsere Buben auch und wünscht sich dass die OP gut geht und die beiden ein normales Leben führen können. Mark hat immer ein offenes Ihr für meine Ängste und ich habe mich viel bei ihm ausgeheult. Ich hab mich nämlich irgendwann nicht mehr wirklich bei Matt oder Daryl getraut. Ich schäme mich nämlich für meine Paraneua.
Mark hat mir einen kleinen Schutzengel geschenkt. Er ist für Rico und soll ihm Glück bringen. Ich habe den kleinen Engel nun in meiner Hosentasche. Und ich umklammere das Teil als hinge sein Leben davon ab.
Wir stellen nur unsere Koffer ab und fahren sofort zum Krankenhaus. Tjorben und Thorsten unterhalten  sich mit dem Arzt und er möchte unsere Kinder untersuchen. Rico und Carlo scheinen gar keine Probleme damit zu haben dem fremden Mann ihre Popos zu zeigen. Ich halte meinen Bub feste. Daryl hält seinen. Als die Buben ihre Buxen wieder an haben erklärt der Professor wie ein normaler Schließmuskel funktioniert und was bei unseren alles kaputt ist und warum die beiden ihren Stuhl nicht halten können. Er erklärt genau wie er den Schließmuskel rekonstruieren will.
Die OP soll am nächsten Tag stattfinden. Die Kinder müssen noch einige Untersuchungen über sich ergehen lassen. Und dann werden sie zur OP vorbereitet. Ich drücke mein Baby vor dem OP. Tjorben steht schon steril hinter der Schleuse und nimmt Rico in Empfang. Als Rico hinter der Tür zum OP verschwunden ist muss ich weinen. Matt nimmt mich in den Arm und wir gehen ein bisschen im Park spazieren. Wir warten auf den erlösenden Anruf dass unser Engel aus der Narkose erwacht und wir zu ihm gehen können. Wir setzen uns nach unserem Spaziergang ins Café. Als der Anruf kommt machen wir uns auf den Weg in den Aufwachraum. Als Eltern dürfen wir bei unserem Kind sein wenn es aus der Narkose erwacht. Bei den Fahrstühlen begegnen uns Rian und Daryl die beide sehr unglücklich aus der Wäsche gucken. Wir nicken uns wortlos zu denn wir wissen wie die beiden sich gerade fühlen. Ein bisschen wie im freien Fall. Man kann nur hoffen dass alles klappt. Beeinflussen kann man es selber nicht mehr.
Wir sitzen neben Rico der noch tief und fest schläft. Nach einer Weile fängt er an zu weinen und die Schwester gibt ihm Schmerzmittel und legt ihn in meine Arme. Er schmiegt sich an und schläft wieder ein. Als sein Bruder gebracht wird weint Rico wieder. Die Schwester gibt ihm noch Schmerzmittel aber er ist nicht zu beruhigen. Ich frage Rico weswegen er weint und er sagt dass er weint  weil Carlo tot ist. Ich beruhige ihn dass Carlo nur schläft und er bestimmt auch gleich aufwacht. Rian und Daryl dürfen zu ihrem schlafenden Carlo. Rico weint bis Carlo sich rührt und anfängt zu weinen. Da kann Rico entspannen und schläft noch einmal ein. Die Schwester gibt Carlo Schmerzmittel und auch er schläft wieder ein.
Rian und ich halten glücklich unsere Kinder und Matt und Daryl haben uns im Arm. Als der Professor zu uns kommt muss er über uns schmunzeln. „Die beiden Jungs haben schon Glück ausgerechnet sie als Eltern bekommen zu haben." sagt er. Ich wundere mich über diese Aussage kann mich aber nicht dazu durchringen ihn zu fragen wie er das meint.
Er erklärt uns dass die OPs jeweils ohne Komplikationen verlaufen sind. Die Jungs haben beide einen künstlichen Schließmuskel im Po der über einen Druckknopf gesteuert wird. Den müssen die Jungs drücken wenn sie Stuhlgang machen wollen. Wir Mamas werden mit den Buben so lange im Krankenhaus bleiben bis die Jungs das erste mal abgeführt haben. Ich bin so glücklich dass alles so gut geklappt hat dass ich das Gefühl habe leichter zu sein. Die ganzen Steine sind von meinem Herzen gefallen. Die Jungs sind sehr tapfer. Sie sind schon am Nachmittag wieder putzmunter und Löffeln glücklich ihre Suppen. Nach zwei Tagen müssen sie das erste mal auf Klo groß und die Schwester zeigt uns wie man den Knopf bedient. Carlo macht sofort bei Rico dauert es auch nicht lange. Der Professor untersucht noch einmal die Buben ob wirklich alles gut verheilt ist. Wir sollen in einer Woche zur Nachkontrolle und dürfen dann nach Hause fliegen. Die Woche in Tokio ist wie Urlaub. Wir schauen uns die Stadt an und genießen das Leben. Nach der Abschlussuntersuchung bin ich trotzdem unendlich froh wieder nach Hause zu fliegen. Wir landen mittags und Ask und Embla holen uns vom Flughafen ab. Die anderen müssen ja noch arbeiten. Haben wir gedacht. Zu Hause erwarten Sie uns alle mit einer „Willkommen Daheim" Party.
Es wird ein ziemlich lustiges Fest. Als ich abends Rico ins Bett gebracht habe gehe ich geschafft aber glücklich ins Schlafzimmer. Matt zieht mich in eine liebevolle Umarmung und wir schlafen das erste mal seit sehr langer Zeit mal wieder miteinander.

MattWhere stories live. Discover now