Teil 79

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Wir gratulieren alle ganz aufgeregt den werdenden Eltern. Als sich die Aufregung gelegt hat und Mark mit Ryan überlegt wie man die Bilder am besten in dem Rahmen sortiert gehen Adam und Embla händchenhaltend zu den beiden. Embla überreicht Mark wortlos ein Ultraschallbild. Sie schaut ihn verschämt an. „Unseres gehört auch mit rein, glaube ich." sagt Adam. Mark freut sich auch dieses Mal genau so herzlich wie bei Maria und Martha. Er ist so beschenkt dass er jedes Mal der erste sein darf der den werdenden Mamas gratuliert. „Du freust dich halt immer so süß!" grinst ihn Embla an. Mark lächelt selig als sie ihm durch die Haare wuschelt und ihm einen Kuss abluchst. Mir fällt der Ring auf den Embla am Finger trägt. Als ich ihr gratuliere halte ich ihre Hand und spiele ein wenig mit dem Ring. Ich schaue Embla an und sie grinst glücklich. Jenny sieht unseren stummen Dialog. Sie fällt Embla laut jauchzend ein zweites Mal um den Hals. Embla freut sich dass sich ihre zukünftige Schwägerin so freut. „Bist du auch verlobt?" kreischt sie. Embla schüttelt verschämt den Kopf. „Nein, verheiratet. Sagt sie schüchtern." Ask klopft Adam auf den Rücken. „Willkommen in der Familie, Bruder! Bist du nen Green?" Adam grinst und nickt. Also fängt das ganze Gedrücke und Geküsse  von vorne an.
Später gehen wir gemeinsam zur Mitternachtsmesse. Es ist so schön. Die ganzen Familienmitglieder die ich letztes Jahr noch nicht hatte, ich liebe sie alle. Meinen kleinen süßen Jungen und seinen Bruder. Ernesto und Francesco die schüchtern an den Händen von Finn und Eki gehen. Maria und Martha. In mir schwillt eine Woge des Glücks. Und im kommenden Jahr werden noch viel mehr Kinder mit uns Weihnachten feiern.
Rico und Carlo sind schon während der Messe eingeschlafen. Matt und Daryl tragen sie nach Hause und legen Sie vorsichtig in ihre Betten. Dann freuen wir uns dass wir außer dem Echo im Nebenraum keine Störung bei unserer Liebesnacht haben.
Sylvester verbringen wir dieses Jahr gemeinsam. Adam und Embla wollen zu einer Demo gehen und fragen ob ich nicht Lust hätte mitzukommen. Colin mischt sich etwas angesäuert ein. „Ihr wisst aber schon dass sich die Demo auch gegen Carter Corp richtet?" fragt er angesäuert. Zwischen Adam und Colin entwickelt sich ein heftiges Wortgefecht. Ryan bekommt das natürlich mit. Taub ist er ja nicht. Er hört sich Adams Argumente an und stimmt ihnen fast komplett zu. „Du weißt dass ich immer versuche mit meinem Geld und der Macht verantwortungsvoll umzugehen. Wir haben ja auch dieses Dorf in Afrika gekauft um dort den Bewohnern das Leben zu erleichtern. Die Bodenschätze dort bleiben im Boden. Das weißt du." Ryan schaut Adam hilflos an. „Was kann ich denn noch tun?" Adam schaut Ryan an. „Wärst du nicht son verdammt lieber Kerl wäre es einfacher gegen dich und deine Firma zu protestieren. Aber wir kämpfen gegen das Wasserkraftwerk das du bauen willst. Es wird ein unglaublicher Eingriff in die Natur und es werden viele Lebensräume für die zum Teil unter Naturschutz stehenden Tiere unwiederbringlich zerstört." Adam reckt kämpferisch sein Kinn. Ryan nickt betroffen. „Was schlägst du als Alternative vor?" fragt Ryan. Adam schaut verdutzt. „Wie meinst du das?" fragt Adam. „Wir brauchen die Energie zum Leben. Wenn wir die Energie aus dem Wasserkraftwerk nicht nutzen können weil wir sie nicht haben, welche Alternativen haben wir? Welche Möglichkeiten der Energiegewinnung sind denn besser?" Adam denkt nach. „Wind? Sonne?" er schaut Ryan genau so hilflos an wie er eben angeschaut worden ist. „Bei den Windrädern haben wir das Problem der Vibration und die Vögel die durch die Rotoren erschlagen werden. Die Sonnenkollektoren sind giftig." Ryan seufzt. Er schaut Adam an. Mach dir bitte bis zur Demo richtig gute Gedanken. Wir werden eine Podiumsdiskussion haben und ich würde mich freuen wenn wir da gemeinsam um eine Lösung ringen könnten." Adam schaut Ryan an. „Owen kann besser reden als ich." gibt er kleinlaut zu. „Dann soll Owen mitkommen. Ich brauche gute Ideen. Ich will mich nicht verrennen und Gutes planen und später kommt Mist dabei heraus. Es gab mal eine Zeit da fanden alle dass Atomktaft toll sei weil sie im Gegensatz zur Kohle die Luft nicht verdreckt. Verstehst du wie ich das meine? Ich will jetzt nicht um jeden Preis dieses Kraftwerk bauen und in 10 Jahren merken dass es eine der größten Naturkatastrophen ist die es bis dato gab. Wenn es eine sinnvollere Alternative gibt bin ich dankbar von ihr zu erfahren."
Auf der Demo geht es ziemlich chaotisch her. Keiner weiß so recht wie der Ablauf sein wird. Die Demonstranten sind viele aber völlig unorganisiert. Ich habe Angst dass die gut strukturierten Firmenbosse sie als lächerlicher Haufen dastehen lässt. Wir sind alle mit unseren Kindern da. Wir, die wir für Carter Corp arbeiten im edlen Zwirn auf dem Podium und unten in der Menge als Demonstranten der Rest der Familie. Die Pressesprecher der Energiekonzerne treten auf die Bühne. Sie erzählen alle ihren gleichen Müll. Sie haben gute Werbefachleute und verkaufen einem ein Kreis für ein Viereck. Die einzige Firma die ihre Chefs auf der Bühne hat ist Carter Corp. Owen und Adam begrüßen Ryan und Mark mit einem Händedruck. Sie sagen ihm dass sie es super finden dass sie den Arsch in der Hose haben  sich selber den Argumenten zu stellen. Ryan grinst. Die Podiumsdiskussion ist irre. Ryan und Mark haben sich richtig gut vorbereitet. Rian und ich haben mit Mark nächtelang über seiner Präsentation gebrütet. Er wollte unbedingt mit auf die Bühne weil er Unlogik in der Argumentation besser entlarvt als Ryan. Ryan ist ihm deswegen auch sehr dankbar. Das was Owen und Adam zu sagen haben ist ähnlich gut vorbereitet. Wir haben auch Adams Text in den Fingern gehabt und ihm rhetorisch einiges verbessert. Owen staunt Bauklötze was sein unbeholfener Partner für eine gute Rede hat. Die Chefs von Carter Corp und die Umweltaktivisten ringen und streiten um eine gute Lösung. Sie scheinen sich gegenseitig zuzuhören und Argumenten gegenüber aufgeschlossen zu sein. Sie präsentieren eine echte Diskussion mit ergebnisorientierter Argumentation. Sie erreichen tatsächlich einige Kompromisse. Zaghaft beginnt die Masse der Gegendemonstranten Ryan und Mark sympathisch zu finden. Mark hatte zwar seine Rede eher stotternd präsentiert aber mit  seiner unbekümmerten  Art und seinem jugendlichem  Aussehen gewinnt er die Herzen der Gegner. Spätestens als irgendein Tölpel ihn mit Farbe bespritzt und er nass auf der Bühne steht sind die meisten eher auf seiner Seite. Es gibt eine kleine Pause. Mark kommt danach in den Klamotten von Dain auf die Bühne. Die Jeans die bei Dain hauteng sitzt ist bei Mark etwas weit aber der Nirvana Hoodie passt perfekt. Selbst ihre Docs passen ihm. Er entschuldigt sich grinsend für seinen „Räuberzivil". Er wird dafür fast wie ein Popstar gefeiert und schaut ungläubig durch seine Brille. Adam wuschelt ihm zur Beruhigung die Haare und legt dann seinen Arm um Marks Schulter. Mark schaut Adam dankbar an. Dann sammeln sich beide wieder und vertiefen sich in die Suche nach einer Lösung für das Energieproblem. Zum Schluss hat Mark eine kleine Ansprache an die Zuhörer: „Denkt daran Leute, jeder von uns trägt Verantwortung für unseren Planeten. Jeder einzelne von uns ist gefordert. Ihr habt gerade von hier oben eindrucksvoll gehört mit welch Floskeln die meisten von uns ihrem Gewissen Sand in die Augen streuen. Bitte fragt euch jeden Tag aufs neue bei euren Einkäufen: brauche ich das? Gibt es bessere Alternativen? Muss es der Kaffee aus dem Einwegbecher sein oder geht auch eine Tasse? Muss ich ne Plastiktüte kaufen oder nehme ich eine Jutetasche? Gehe ich einkaufen oder fahre ich? Leute, bildet Fahrgemeinschaften. Esst bewusster, nutzt weniger Strom. Es ist toll wenn wir jetzt nen ökologisches Kraftwerk bauen aber noch besser wäre es wir bräuchten die Energie nicht weil ihr sie in eurem Alltag einspart. Jeder jeden Tag ein bisschen. Ihr glaubt gar nicht wie sich das summiert!" Marks Apell endet in tosendem Applaus. Adam läuft zu Mark  um ihm noch einmal die Frisur zu zerstubbeln und geht dann Arm in Arm mit ihm von der Bühne.

MattWhere stories live. Discover now