Bis der Tod uns scheidet [Mike Singer ff]

Part 2 // Gegenwart

Ende April 2020. Vor genau einem halben Jahr hatte Renée den Unfall. Ob ich drüber hinweg bin? Ganz und gar nicht. Nachdem ich mich betrunken hatte, wurde ich ja bewusstlos. Aufgewacht bin ich in einem Krankenhaus. Hätte Ossama mich nicht angerufen und wäre er nicht direkt zu mir gekommen, wäre ich wahrscheinlich an einer Alkoholvergiftung gestorben. Schade, dass er kam. Dann wäre ich jetzt nicht depressiv und Stufe 2 von Suizidgefährdet; ein mäßiges Risiko. Ich hab zwar eine Therapie gemacht, aber die hat mir nicht geholfen. Und nun muss ich Tabletten schlucken, um irgendwie glücklich zu sein. Syneudon um genau zu sein. So wirklich wirken tut es nicht. Ich bin immer noch relativ depressiv wenn ich es nehme, aber ich denke dann nicht an Suizid.
Jedenfalls bin ich gerade auf einer kleinen Tour. Meine Fans wünschten sich eine Trip-Reloaded und wir haben das klar gemacht. Zwar nur zwei Wochen, aber ich bin auch froh wenn die rum sind. Ist ja eh nur noch morgen. Heute waren wir in Kaiserslautern und morgen sind wir in Düsseldorf. Ich merke, dass meine Fans merken, dass es mir schlecht geht. Eigentlich kann ich das ganz gut verstecken, aber die letzten zwei Wochen.. Es fällt mir einfach echt schwer. Auch weil ich seit geraumer Zeit echt Hate abkriege und auch Drohungen. Was ist denn falsch mit mir? Was habe ich getan, dass ich sowas bekomme? Ich bin doch nur ein Junge, der seinen Traum lebt. Alles was ich mache ist falsch. Es wäre echt am besten, wenn ich einfach sterben würde. Genau deswegen stehe ich auch auf dem Dach der Konzerthalle. Meine Fans sind schon alle weg, es ist auch schon nach 23Uhr. Ich stand an der Kante, hatte meine Arme ausgebreitet. Gleich bin ich bei ihr. Bei meiner Renée. Endlich.
Ich lehnte mich langsam nach vorne, atmete nochmal tief durch, als plötzlich von hinten um meinen Bauch gegriffen wurde und ich nach hinten gezogen wurde. „NEIIIN!“, rief ich und knallte auf den Boden, auf jemanden drauf. Ich stand auf und klopfte den Dreck von meinen Sachen. Ich war auf Freddy gelandet, Ossama stand neben uns. Er packte meinen Arm, ich konnte mich nicht befreien. „Mike spinnst du!?“, fragte er fassungslos. „Nein! Ossama du checkst es nicht! Ich kann nicht ohne Renée!“ „Mike doch! Du kannst! Sie würde wollen, dass du glücklich bist! Denk an deine Fans! Sie brauchen dich!“ „Und ich brauche Renée! Es ist meine Schuld das sie tot ist! Wegen mir ist sie gegangen! Ich hab den Streit angefangen!“, stellte ich klar und war den Tränen nah. „Mike es ist nicht deine Schuld und sie wollte immer das du glücklich bist. Und das will sie jetzt ganz sicher auch. Du hast sie in deinem Herzen bei dir und sie passt auf dich auf“, versuchte Freddy mich zu besänftigen, ich zuckte nur mit den Schultern. Ossama legte seinen Arm um mich und wir gingen zum Bus. Alle warteten dort, fragten mich was los ist. Aber ich ging wortlos in den Bus und verkroch mich in meiner Koje. Ich nahm meine Tabletten und war am Handy, schaute mir Bilder von ihr und mir an. Ihre langen braunen Haare, ich wunderschönes Lächeln und ihre gefährlichen, braunen Augen. Ich vermisse alles an ihr. Besonders ihren Charakter. Sie hat immer alles getan, damit ich glücklich bin. Egal um was es ging. Ich war fast 17 als wir zusammen kamen. Ich hab bei ihr Tanzunterricht gehabt, damit ich auf der Bühne halt nicht nur dumm rumstehe. Wie das Singen mein Leben, meine Leidenschaft, ist, ist das Tanzen ihre. Sie hat immer im Garten ihre Koreos geübt und ich hab ihr zugesehen. Ich hab auch noch all ihre Sachen, ich bringe es nicht übers Herz sie wegzuwerfen. Wir wohnten gerade mal 2 Wochen in der Wohnung und dann war alles vorbei. Nun bin ich allein dort. Jeden fucking Tag. Schreibe Songs die deeper sind als der Pazifik. Ich vermisse Renée so schrecklich.
Ich fand ein Video von ihr, wo wir im Disneyland waren. Ich hatte uns gefilmt wie wir zum Schloss liefen und Zuckerwatte aßen. Das war ein paar Wochen vor der Trip-Tour. Da war noch alles schön und nun.. Alles zerstört. Tränen liefen meine Wangen runter. „Mike..“, sagte Ossama vorsichtig.