Kapitel 8

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Nervös lief ich zurück ins Bad. Dieser verdammte Pferdeschwanz wollte einfach nicht wie ich. Ich zog an dem Haargummi, doch irgendwie hatte ich es geschafft einen Haarknoten um das Haargummi zu bauen. Ungeduldig zog ich es mit viel Kraft wieder aus meinem Haar. Auch wenn es wehtat.
Ich griff wieder nach der Bürste, mit der ich heute schon dreimal versucht hatte meine Haare in diesen verdammten Zopf zu binden. Bei den 12 Göttern, hatten sich meine Haare mit der Krawatte verbündet oder was soll das Zickendrama jetzt? Man hörte wie Samuels Zimmertür geöffnet und dann auch wieder geschlossen wurde. Dann hörte man Schritte in meine Richtung.
„Carolin, was machst du da?" Marlene versuchte mühevoll, ein Lachen zu unterdrücken.
„Ich will meine Haare in einen Pferdeschwanz binden, aber sie wollen nicht. Sie sind so rebellisch wie meine Krawatte geworden." Ich versuchte verzweifelt, sie ordentlich zurückzubinden, doch es rutschten mal wieder ein paar Strähnen weg. Sie fielen mir ungebändigt über die Schulter. Meine Freundin trat hinter mich. Sie nahm meine Haare und faste sie zu einem Pferdeschwanz zusammen. Bei ihr wirkte es furchtbar leicht.
„Warum bist du so nervös?" Sie sah mich neugierig im Spiegel an.
„Heute beginnt meine Ausbildung im St. Mungo."
„Du wirst eine tolle Heilerin. Du musst nicht nervös sein." Meine beste Freundin machte ein Zopfgummi um meine Haare.
„Und jetzt wirst du auch die schönste Heilerin im ganzen St. Mungo sein. Also los! Geh runter zum Frühstück. Ansonsten musst du noch ohne Frühstück zur Ausbildung fahren." Sie schob mich Richtung Treppe.

Samuel hatte einen Arm um mich gelegt. Das St. Mungo hatte sich seit dem Tod meiner Familie von vor einem Jahr kaum verändert. Es war noch immer die gleiche Eingangshalle und auch der Empfang schien sich nicht verändert zu haben. Nur eine andere Empfangsdame saß nun dort.
„Wir sehen uns dann zum Mittagessen, Kleine." Mein Großcousin drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
„Bis später, Großer." Während Samuel hoch in das dritte Obergeschoss, der Abteilung für Vergiftungen durch Zaubertränke und magische Pflanzen lief, blieb ich im Erdgeschoss, wo die Abteilung für Utensilien-Unglücke lag. Dort war Mason Holloway die meiste Zeit beschäftigt und dort würde meine Ausbildung und vermutlich auch die von ehemaligen Mitschülern beginnen.

Das Büro meines Ausbilders war wie fast alle Räume im Krankenhaus in Weiß gehalten worden. Mason Holloway saß hinter seinem Schreibtisch. Er hatte ein paar Akten vor sich liegen, in denen er las. Doch außer ihm war das Büro leer. Demnach war ich wohl die Erste, die angekommen war.
„Carolin, schön dich wiederzusehen. Setze dich doch erstmal, bis die anderen kommen." Er zeigte auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch. Ich ließ mich darauf fallen. Mein Ausbilder klappte die Akten zu. Er sah mich neugierig an.
„Und bist du aufgeregt?"
„Ein wenig."
„Ach, das musst du nicht. Deine Schulnoten sind super, die Lehrer reden in hohen Tönen von dir." Er lächelte mir beruhigend zu, während mein Gesicht krebsrot anlief.
„Gibt es noch weitere Auszubildende?", versuchte ich vom Thema abzulenken. Der Heiler nickte grinsend. Dann drehte er die Akten um, damit ich die Namen darauf lesen konnte. Natasha Million, sprang mir als erstes ins Auge. Brandons aktuelle Freundin war bis heute nicht wirklich gut auf mich zu sprechen. Sie war mindestens genauso eifersüchtig wie ihr Freund, weshalb sie sofort einen Anfall bekam, sobald ich mal zwei Worte mit diesem wechselte. Dies kam zwar nicht gerade häufig vor, doch trotzdem blieb sie gegenüber mir misstrauisch.
Der nächste Name war Allen Nagle. Er war ebenfalls ein Hufflepuff in meinem Jahrgang gewesen. Da er mit Brandon sieben Jahre lang, in einem Schlafsaal gewohnt hatte, hatten sie ein ziemlich enges Verhältnis. Dem entsprechend war er ebenfalls nicht gerade gut auf mich zu sprechen. Aus seiner Sicht war ich die Böse, die sich von seinem Kumpel getrennt hatte.
Mein Blick glitt zum dritten und letzten Namen: Megan McFarlin. Ob sie wohl die Sache mit Sirius und Lindsay Galbraith verarbeitet hatte? Ich fürchte, bei den anderen Auszubildenden würde ich nicht gerade gut ankommen.
„Du siehst unzufrieden aus. Haben wir keine gute Wahl getroffen?"
„Sie sind einfach nicht so gut auf mich zu sprechen. Megan McFarlin ist eine Ex von Sirius, Allen Nagle ist ein guter Freund von meinem Ex Freund und Natasha Million die aktuelle Freundin von meinem Ex." Der Heiler nickte verstehend.
„Mache dir keine Sorge, sie werden sich schon professionell verhalten. Außerdem wirst du gar nicht so viel mit ihnen zu tun haben. Drei Tage in der Woche sind alle Auszubildenden in den verschiedenen Abteilungen unterwegs. Nur an zwei Tagen habt ihr alle vier gemeinsam bei mir Unterricht, aber das erkläre ich gleich für alle zusammen." Der Blick meines Ausbilders glitt zur Uhr. Die anderen hatten noch zwei Minuten oder sie wären gleich am ersten Tag zu spät. Kein guter erster Eindruck. Eine Minute später klopfte es an der Tür.
„Herein." Die Tür wurde aufgemacht und die anderen drei Auszubildenden betraten den Raum. Sie waren demnach pünktlich.
„Hallo, ihr drei." Ich lächelte ihnen freundlich zu.
„Sanders." Allen Nagle nickte mir kurz zu, während Megan McFarlin sich wenigstens zu einem freundlichen Gesicht durchrang.
„Schön, dass ihr jetzt alle hier seid. Setzt euch erstmal." Er zeigte auf die drei anderen Stühle, die von den drei ehemaligen Mitschülern von mir besetzt wurden.
„Nun denn, wie sie mit Sicherheit wissen, wurde vor zwei Jahren die Ausbildung auf ein Jahr, genauer gesagt zehn Monate, gekürzt. Dabei wurde allerdings festgestellt, dass das bisherige System nicht mehr so gut funktioniert wie früher. Daher haben wir seit dem letzten Jahr ein neues, was wir zu diesem Ausbildungsjahr noch ein bisschen verbessert haben. Ihr werdet ein Tag die Woche mit mir Heilzauber trainieren. Jeden Montag. Dienstags werden wir Heiltränke brauen. Wir fangen mit den Einfachsten an und arbeiten uns zu den Komplexeren hoch. All diese Zauber und Tränke sind die Grundlagen für die Heilkunst. Egal in welcher der fünf Abteilungen des St. Mungo ihr später arbeiten wollt, ihr werdet sie auf jeden Fall nutzen müssen. Die anderen drei Tage werdet ihr in einer der Abteilungen helfen und dort die grundlegenden Zauber und Tränke für diese Spezialgebiete erlernen. In jeder Abteilung habt ihr einen Monat Zeit, um euch dort umzusehen. Ab dem fünften Februar, also nach fünf Monaten, habt ihr eure ersten Prüfungen über die Grundlagen der Heilkunst. Sowohl über die spezifischen als auch die allgemeinen Zauber. Ihr habt eine Woche lang Prüfungen. Es sind sieben Prüfungen an fünf Tagen. Also ein ziemlich straffes Programm. Nach den Prüfungen, die ihr hoffentlich bestehen werdet, werdet ihr in einer Abteilung weiter ausgebildet. Ihr lernt dann nur noch Heilzauber, die ihr in diesem Bereich braucht. Euer Haupteinsatzort ist dann auch nach eurer Ausbildung in dieser Abteilung. Das heißt allerdings nicht, dass ihr die Zauber aus den ersten fünf Monaten vergessen könnt. Je nachdem wie voll besetzt das St. Mungo gerade ist, werdet ihr auch in anderen Abteilungen helfen müssen. Während eurer Ausbildung habt ihr immer von 8 Uhr bis 16 Uhr dienst. Wir haben allerdings drei Schichten. Mitternacht bis 8 Uhr wäre die frühste und die späteste wäre von 16 Uhr bis Mitternacht. Das Krankenhaus ist demnach 24 Stunden sieben Tage die Woche besetzt. Ihr habt beschlossen, diesen Beruf betreiben zu wollen, und daher werdet ihr auch mal am Wochenende und in den anderen Schichten arbeiten müssen. Natürlich berücksichtigen wir eure familiäre Situation beim Erstellen der Arbeitspläne." Der Ausbilder sah zu mir herüber.
„Die Hauptarbeitszeit ist von 8 Uhr bis 16 Uhr. Zu dieser Zeit sind die meisten Heiler hier, da werdet ihr also auch nach eurer Ausbildung am meisten Arbeiten müssen. In den anderen Schichten sind zwischen drei bis sechs Heiler vor Ort. Bei Notfällen werdet ihr allerdings auch außerhalb eurer Schicht hier her gerufen. Auch schon in eurer Ausbildungszeit. Also falls ihr es euch jetzt schon anders überlegt habt." Der Heiler zeigte auf die Tür, doch keiner bewegte sich. Über diese Folgen unseres Jobs hatte mich Mason schon beim Vorstellungsgespräch aufgeklärt und vermutlich die anderen auch.
„Schön, letztes Jahr hat an dieser Stelle doch noch einer gekündigt. Nun denn, kommen wir zu der Verteilung auf die Abteilungen. Megan, du bleibst den nächsten Monat bei mir hier unten in der Abteilung für Utensilien-Unglücke. Carolin, Hippocrates Smethwyk wird dich in die Abteilung für Verletzungen durch Tierwesen einführen. In der Abteilung für ansteckende magische Krankheiten wird Charles Abbott dich ausbilden, Allen. Natasha, damit bist du bei Fabian Prewett in der Abteilung für Vergiftungen durch Zaubertränke und magische Pflanzen. Alles klar?" Mason sah sich in unserer Runde um, wo alle langsam nickten. Der Heiler nickte zufrieden.
„Na dann, kümmern wir uns mal, um ihre neuen Umhänge und dann zeige ich ihnen das Krankenhaus."

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