Kapitel 37

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Die Küche roch nach Zimt und Plätzchen. Mehrere Teigschüsseln standen auf der Ablage verteilt. In ihnen teilweise noch ein Löffel. Elaina saß auf der Ablage und kratzte gerade die letzten Reste aus den Teigschüsseln. Selbstverständlich nicht, um daraus noch Kekse herzustellen, sondern weil sie nun einmal gerne den Teig naschte. Welches Kind tat das nicht gerne?
In einer Ecke der riesigen Schlossküche hatten Marlene und ich die Krabbeldecke für Kira Lorraine, Marianne und Patricia Prim hingelegt. Die drei lagen dort mit Nala und Bubble. Sie waren ganz in ihr Spiel vertieft.
Im Radio hörte man Weihnachtslieder dudeln, welche Marlene, Elaina und ich durch unseren Gesang unterstützten. Durch die Fenster konnte man bis zu dem Pferdestall sehen, welcher seit unserem Einzug hier wieder in Betrieb war. Draußen fielen die Schneeflocken vom Himmel. Auf dem Boden hatten sie sich zu einer dicken, weißen Masse verbunden, welche scheinbar unberührt die Wege verdeckte.
Ich konnte kaum glauben, dass die Prophezeiung von Professor Noble nun schon ein halbes Jahr her war. Seit dem letzten Anschlag der Todesser hatte es glücklicherweise keinen weiteren auf uns Nymphen gegeben. Dafür hatte das Schloss einige neue Bewohner bekommen. Nicht nur ich war mit meiner Familie hier eingezogen, sondern auch einige andere Nymphenfamilien oder besser gesagt, was von ihnen übrig geblieben ist, lebten nun hier.
Am Anfang war es ein riesiges Durcheinander. Nicht nur, dass mehrere eigentlich Fremde nun hier lebten, dazu kamen auch noch, dass hier mehrere verschiedene Nationen lebten. Das Einige von ihnen eher in Elainas Alter waren, half auch nicht wirklich dabei, Frieden in diesem Haus zu verbreiten.
Meistens waren es eher kleine Gründe, die zu einem riesigen Streit führten, wie der Streit darüber, wer nun den Teig aus der Schüssel kratzen durfte. Doch meistens lief es relativ harmonisch ab. Elaina freute sich darüber, dass sie mit Helena, Evens Enkeltochter, spielen konnte. Moa, Helenas Großcousine und ihr neues, gesetzliches Vormund, war froh, sich nicht alleine um drei Kinder kümmern zu müssen, und ich war froh, wieder in meinem zu Hause mehr Trubel zu haben.
Der Krieg hatte mir vielleicht meine Familie genommen, eine Tatsache, die ich gerne ändern würde, doch gleichzeitig hatte dieser mir auch eine neue geschenkt. Eine noch Buntere und Wildere als ohnehin schon.
„Hier riecht es aber lecker." Moa kam zusammen mit Tobias, Evens Enkel und Nachfolger, Helena und ihrer Cousine Vilde in die Küche. Die achtjährige Helena sah mit großen Augen zu Elaina herüber, welche glücklich den Teig naschte.
„Darf ich auch was?" Sie sah bittend zu Moa herüber.
„Carolin, Elaina und Marlene haben gebacken. Es ist ihr Teig. Frag am besten die drei, ob du etwas kriegst."
„Elaina?" Das junge Mädchen sah zu der Sechsjährigen herüber, welche eine ihrer vier Schüsseln herüberschob.
„Hier sind noch Teigreste." Die Achtjährige setzte sich zu meiner Großcousine auf die Ablage. Zusammen naschten sie weiter den rohen Teig. Wenigstens gab es heute deshalb keine Streiterei.
„Wie lange brauchen noch die Kekse?" Tobias sah sehnsüchtig in den Ofen. „Noch fünf Minuten." „Dürfen wir beim Verzieren helfen?" Der Augen der jungen Nymphe glänzten voller Vorfreude. „Klar, wir haben genug, damit wir hier alle zehn Stunden arbeiten können." Tobias und Vilde klatschten sich gegenseitig ab.
Die Arbeitsflächen waren mit mehreren Blechen Keksen bedeckt. Alle waren verziert. Erschöpft sah ich zur Küchenuhr, welche über der Tür hing. Siebzehn Uhr.
„Kann es sein, dass sie Küchenuhr falsch geht?" Moa sah auf ihre Armbanduhr, bevor sie den Kopf schüttelte.
„Nein, die ist richtig. Warum?"
„Sirius und Samuel haben vor einer Stunde Feierabend gehabt. Ihre Schicht geht von acht Uhr bis sechzehn Uhr. Manchmal dauert es ein wenig länger, aber dass sie beide eine Stunde zu spät zurückkommen – ich appariere ins St. Mungos und gucke nach, was da los ist."
„Carolin, das halte ich für eine sehr sehr schlechte Idee. Erinnerst du dich noch an das letzte Mal, wo ihr spät aus dem St. Mungos zurückgekommen seid? Du hattest eine Gehirnerschütterung, weil ein Todesser einen Todesfluch auf dich gefeuert hat, der die Treppe unter deinen Füßen zum Einsturz gebracht hat. Schicke Maélys eine Eule, die wird jemand aus ihrer Familie als Vorhut schicken." Ich schüttelte leicht den Kopf.
„Ich kann hier nicht einfach sitzen bleiben, Marlene."
„Dann lass uns wenigstens jemanden mitnehmen. Moa, du hast doch mit Sicherheit ein Auge auf die drei Kleinen, richtig?"
„Wir kriegen das schon hin. Deborah und Michael sind schließlich auch noch da."

Hexagramm-SpinnefeindWhere stories live. Discover now