Kapitel 30

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Ich hatte mich an den Türrahmen gelehnt, während ich James, Sirius und Fleamont beobachtete, welche zu dritt im Wohnzimmer standen und anscheinend ernste Männergespräche führten. Allerdings so leise, dass ich sie von meiner Position aus nicht verstehen konnte. Da ich eigentlich auch nicht lauschen wollte, störte es mich kein wenig.
„Unsere liebsten Männer." Euphemia trat neben mich. Sie reichte mir ein Wasserglas.
„Hatte Fleamont auch mal daran gezweifelt, dass er ein guter Vater wird?" Meine Schwiegermutter überlegte kurz, dann nickte sie.
„Oft. Weißt du, wir haben immer sehr viel gearbeitet. James ist unser ein und alles. Das war er schon immer und wird es mit Sicherheit auch für immer sein. Allerdings war es oft schwer, James und unsere Karriere unter einen Hut zu bringen. Wir wissen er leidet darunter, aber den Beruf aufzugeben, war auch nie eine Option. Da kam man sich oft wie Rabeneltern vor. James hat immer gesagt, es sei in Ordnung, doch seinen traurigen Dackelblick, wenn wir zur Arbeit mussten, werde ich nie vergessen. Er hatte immer Angst, wir würden nicht wiederkommen. Verständlicherweise." Ich schluckte schwer. Wahrscheinlich würden meine Kinder mit der gleichen Angst aufwachsen. Die Eltern von Todessern gejagt, dann machten wir auch noch beide im Orden mit und Sirius war den ganzen Nachmittag auf der Straße. Bisher hatte ich mir nie darüber Gedanken gemacht, dass unsere Kinder darunter leiden könnten.
„Die aktuelle politische Situation könnt ihr beide nicht ändern. Ihr solltet ihnen als Vorbilder dienen und zeigen, dass es wichtig ist, für das Richtige zu kämpfen." Ich lächelte Euphemia dankbar zu. Es tat gut mit meiner Schwiegermutter zu sprechen. Vor allem da ich normalerweise bei meiner Mutter Rat gesucht hätte. Mir wurde eine Hand auf die Schulter gelegt.
„Sirius freut sich auf euer Kind. Du musst nur einmal in seine Augen sehen, dann weißt du es."
„Ich weiß. Er macht sich sorgen, dass er wie seine Erzeuger werden könnte, auch wenn er sich nicht braucht."
„Sein Vater wird ihm die Angst schon nehmen können. Da bin ich mir absolut sicher." Die Aurorin sah mit einem breiten Grinsen zu ihrem Mann und den gemeinsamen zwei Söhnen.

Ich saß auf der Küchenablage in der Küche der Potters. Euphemia war damit beschäftigt Essen für das Ordenstreffen zuzubereiten. Ich hatte ihr geholfen Gemüse zu schneiden, doch jetzt wo wir damit fertig waren und die Schneidebrettchen und Messer gespült waren, konnte ich meiner Schwiegermutter nur noch zusehen. Man hörte Schritte im Flur.
„Da seid ihr beiden also. Ihr habt schon ohne uns angefangen zu kochen? Wir wollten doch helfen." Sirius sah uns anklagend an.
„Wir wollten euch nicht bei eurem Männergespräch stören. Schien ernst zu sein", erklärte ich.
„War es auch. Es ging um unseren kleinen süßen Mischling hier." Er streichelte über meinen Bauch. Seine Augen glänzten dabei voller Vorfreude. Er wirkte so unendlich glücklich, dass ich es gar nicht wagte ihn zu bitten, unser gemeinsames Kind nicht dauernd als Mischling oder Hybrid zu bezeichnen.
„In sieben Monaten kann ich ihn auf den Arm halten." Mir wurde ein Kuss auf den Bauch gedrückt.
„Angst überwunden?" Nicken war die Antwort.
„Größtenteils ja. Ich schaffe das mit unserem Baby. Schließlich habe ich es auch mit Elaina bisher hingekriegt, nicht wahr?"
„Du wirst es auf jeden Fall sehr gut hinkriegen."

Das Haus der Potters war schon gut mit Ordensmitgliedern gefüllt. Nur noch Remus und Dumbledore fehlten, auch wenn ich nicht daran glaubte, dass der Werwolf zu diesem Treffen kommen würde. Die Letzten hatte er alle verpasst. Es klingelte mal wieder an der Haustür.
„Bleib ruhig sitzen, Euphemia. Ich gehe schon." Ich stand von meinem Sitzplatz auf und verließ das Wohnzimmer. Als ich die Haustür öffnete, stockte mir allerdings der Atem. Der Schulleiter von Hogwarts war nicht alleine gekommen.
„Remus." Eine neue Narbe ziert sein Gesicht und seinem Gang nach zu urteilen hatte er Schmerzen.
„Hey, Carolin." Das schlechte Gewissen im Gesicht des Werwolfes war nicht zu übersehen. Ich fiel ihm um den Hals.
„Weißt du eigentlich, was für sorgen wir uns gemacht haben? Wir dachten schon, du wärst – wir haben nicht mehr damit gerechnet, dich noch einmal wiederzusehen." Ich merkte, wie sich eine Träne aus meinem Augenwinkel löste.
„Es tut mir leid, Carolin. Ich wollte nicht, dass ihr euch um mich sorgt. Ich brauche nur Zeit." Der ehemalige Vertrauensschüler strich mir vorsichtig über den Rücken.
„Du warst zwei Monate lang verschwunden. Das hat nichts mehr, mit ein wenig Zeit brauchen zu tun." Remus löste sich von mir.
„Als deine Familie gestorben ist, warst du zwei Monate lang in Amerika. Ich dachte, wenn es jemand versteht, dann bist du es." Ich seufzte leise. Bei den zwölf Göttern, er hatte recht. Ich konnte ihm kaum Vorwürfe machen. Schließlich war ich selber nicht besser gewesen.
„Tut mir leid, Remus. Ich sollte dir keine Vorwürfe machen, weil du solange weg bist. Komm erstmal rein. Sirius, James und Peter werden froh sein, dass du wieder hier bist. Wir haben uns alle sehr viele Sorgen gemacht. Versprich mir nur nie wieder einfach für zwei Monate zu verschwinden." Ich zog ihn hinter mich in den Flur und von da aus weiter ins Wohnzimmer. Kaum hatte ich die Tür geöffnet, standen schon James und Sirius neben uns. Remus wurde wieder nach draußen geschoben. Da ich ihn noch immer am Arm festhielt, wurde ich gleich hinterhergezogen. Auch wenn es bei mir wesentlich eher auf freiwilliger Basis passierte, schließlich hätte ich ihn auch loslassen können.
„Du bist also doch nicht Tod." James verschränkte die Arme.
„Wäre euch das lieber gewesen?" Remus zog eine Augenbraue hoch.
„Merlin, Moony, natürlich nicht. Wir haben uns nur Sorgen gemacht. Du warst zwei Monate lang verschwunden. Wir dachten, du wärst ermordet worden. Lyall hat sich furchtbare Sorgen um dich gemacht. Reicht es nicht, dass er deine Mutter verloren hat? Muss er jetzt auch noch seinen Sohn verlieren?" Sirius wirkte total verzweifelt.
„Ihr habt mit meinem Vater gesprochen?" Der Werwolf sah betroffen zu Boden.
„Er hat sich Sorgen gemacht, weil er dich nicht erreichen konnte. Also hat er uns gefragt, ob wir wissen, was mit dir los ist. Unsere Antwort schien ihn nicht wirklich glücklich zu stimmen. Du solltest heute Abend wirklich dringend mit ihm reden. Geh ihm nach der Versammlung sofort besuchen. Verstanden?" James sah streng zu seinem eigentlich sehr vernünftigen Kumpel.
„Ja, natürlich. Tut mir leid."
„Und du wirst nicht wieder einfach verschwinden." Schweigen war die Antwort.
„Remus?"
„Ich werde mich öfter melden."
„Wo wohnst du?"
„Ist nicht wichtig."
„Doch, wir wüssten gerne, wo wir nach dir suchen müssen, wenn du wieder monatelang verschwindest."
„Das Ordenstreffen ist jetzt. Wir sollten vielleicht rein gehen." Remus machte sich von seinen beiden Freunden los und betrat den Raum.
„Aber –" Sirius sah traurig und hilfesuchend zu mir herüber.
„Er wird schon wieder werden. Ihm ist das mit Mary sehr nahe gegangen. Lass ihn erstmal wieder bei uns ankommen", versuchte ich meinen Ehemann zu trösten.

Hexagramm-SpinnefeindWhere stories live. Discover now