Kapitel 11

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Sirius saß im Wohnzimmer. Er las friedlich in der Zeitung von heute. Beim genaueren Hinsehen sah man, dass es sich um eine Muggelzeitung handelte. Elaina saß auf dem Teppich davor und bürstete Nala. Die Riesenkatze schien es zu genießen.
„Hallo, Stallbursche!" Ich umarmte meinen Freund von hinten und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
„Du strahlst ja richtig, Prinzessin. Welches Tier hast du aufgegabelt?"
„Gar keins. Ich bin einfach glücklich." Die Stirn meines Freundes legte sich misstrauisch ins Auge. Er schien kurz zu überlegen, ob er dieses Gespräch weiterführen wollte oder ob er lieber weiter seine Zeitung las. Sirius entschied sich wohl für Ersteres.
„Es hat nichts mit dem dritten November zu tun, richtig?"
„Du hast gesagt, ich darf dir einen Geburtstagskuchen backen."
„Solange es bei dem Geburtstagskuchen bleibt." Würde es mit Sicherheit nicht. Jedenfalls nicht bei dem einen, den wir zusammen essen würden. Seine Mutter hatte schon angekündigt, sie würde ihrem Ziehsohn endlich den größten Kuchen backen, den dieser je gesehen hatte. James hatte versucht mich von der Idee abzubringen, für seinen Bruder eine Überraschungsparty zu veranstalten, doch nachdem er mich nicht davon abbringen konnte, wurde er mein hilfreichster Verbündeter.
„Sirius hat Geburtstag!", rief Elaina begeistert. Sie strahlte meinen Freund ein.
„Ja, habe ich bald. Aber wir werden nicht feiern."
„Große Feier mit Familie machen." Das junge Mädchen verschränkte die Arme. Der Auror in Ausbildung seufzte leise, bevor er die Zeitung bei Seite legte. Offensichtlich war ihm die Lust aufs Lesen vergangen.
„Elaina, ich möchte aber gar nicht feiern."
„Aber Geburtstage feiern."
„Nicht meinen." Meine Großcousine wirkte ziemlich entsetzt.
„Doch, auch deinen!"
„Nein, wir feiern meinen nicht, Elaina."
„Doch!"
„Nein, werden wir nicht." Die Kleine stampfte wütend mit den Füßen.
„Elaina, Sirius mag es nicht seinen Geburtstag zu feiern. Wir machen also nur etwas zu fünft."
„Geburtstag feiern ist toll. Kuchen, Familie, alle sind glücklich und Geschenke."
„Einen Kuchen wird es geben, die Familie ist doch da und Geschenke will ich gar nicht." Das Mädchen schnaubte wütend.
„Du hast Geburtstag, du kriegst Geschenke!" Mit diesen Worten lief die Rothaarige aus dem Raum. Ich sah zu Sirius, der etwas überrumpelt wirkte.
„Du hast Elaina gehört. Du kriegst Geschenke. Irgendwelche Wünsche?" Ein komplett überrumpeltes Kopfschütteln war die Antwort.

Ich legte meine Ohrringe in den Schmuckkasten, während Sirius die Tür hinter sich wieder schloss.
„Ich bekomme keine Geschenke, richtig?" Im Spiegel sah ich seinen besorgten Blick.
„Elaina wird dir etwas schenken."
„Ich will nichts, Carolin." Ich drehte mich zu meinem Freund um.
„Sirius, Elaina wird dir etwas schenken. Ein selbstgemaltes Bild oder so."
„Können wir meinen Geburtstag nicht einfach ignorieren? Bitte." Er hatte seinen treuen Hundeblick aufgesetzt.
„Hasst du ihn wirklich so sehr?" Mein Freund sah beschämt zu Boden. Ich zog ihn in meine Arme.
„Meiner Meinung nach ist der dritte November ein wirklich toller Tag, Sirius. Und weißt du auch warum?" Kopfschütteln als Antwort.
„Weil an dem Tag einer meiner Lieblingsmenschen geboren wurde. Und weil ich ihm zeigen will, dass ich ihn liebe, bekommt er einen Geburtstagskuchen. Elaina wird ihm extra irgendetwas malen oder basteln und Bubble wird ihn solange abschlecken, bis er voller Katzensabber ist."
„Und was macht dieser Mensch?"
„Er freut sich darüber, dass er so geliebt wird und wenn ihm doch etwas einfällt, wie man seinen Geburtstag noch verbessern kann, dann sagt er es."
„Mach dir keine Arbeit."

Sirius P.o.V.:
Samuel nahm den frisch gespülten Teller von der Spüle. Unsicher sah ich mich nochmal in dem Raum um, ob auch wirklich keines von den Mädchen in der Nähe war. Unnötigerweise. Carolin, Marlene und auch Elaina waren nicht im Hause und sie würden auch nicht plötzlich zurückkommen. Sie waren vor fünf Minuten mit Cappuccino, Otrere und Tatze Junior spazieren gegangen. Das hieß auch, sie würden noch eine Weile wegbleiben. Daher konnte ich in Ruhe mit Samuel reden, ohne Angst zu haben, jemand Falsches könnte uns belauschen. Jedenfalls könnte ich das eigentlich. Trotzdem hatte ich panische Angst, sie würden gleich wieder zurückkommen. Na gut, wahrscheinlich spielte auch das Thema, über welches ich mit dem Großcousin meiner Freundin sprechen wollte, eine sehr große Rolle bei meinem Lampenfieber.
„Samuel?"
„Sirius?" Ich wurde neugierig angesehen.
„Ich möchte dich etwas fragen."
„Ich bin ganz Ohr." Ich seufzte leise. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Jetzt ging es nur noch nach vorne.
„Es geht um Carolin und meinen Geburtstag." Der Heiler hielt in der Bewegung inne.
„Sie will dir eine Freude machen, das ist dir bewusst, richtig?" Ich nickte schnell. Ich hatte mich an den Gedanken gewöhnt, meinen Geburtstag zu feiern. Ein wenig freute ich mich sogar darauf, ihn nicht einfach zu ignorieren.
„Sie macht mir eine Freude damit, Samuel. Eine Riesige sogar." Der junge Mann wirkte ziemlich erleichtert und gleichzeitig noch ein Stück neugieriger auf meine Frage.
„Carolin hat mich gefragt, ob sie mir noch anders eine Freude machen kann, als mir einen Geburtstagskuchen zu backen."
„Ich weiß. Sie war traurig, weil du nichts wolltest. Hast du doch noch einen Wunsch?" Ich holte tief Luft. Jetzt oder nie.
„Ich will Carolin heiraten." Samuel fiel fast der Teller aus der Hand.
„Ihr wollt an deinem Geburtstag heiraten?" Schnell schüttelte ich den Kopf.
„Ich möchte ihr gerne einen Antrag machen. Also wenn du es erlaubst." Im ersten Moment wirkte Samuel einfach nur komplett verwirrt. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich seine Erlaubnis für einen Heiratsantrag haben wollte. Doch für mich war es wichtig. Hing vielleicht mit meiner Erziehung zusammen, vor dem Antrag den Vater um Erlaubnis bitten. Da der Vater meiner Freundin verstorben war, kam es mir nur richtig vor, Samuel danach zu fragen.
„Hast du schon einen Ring gekauft?" Ich schüttelte den Kopf.
„Einen ausgesucht?" Ich schüttelte ein weiteres Mal den Kopf. Da ich erst gestern Abend im Bett mich dazu entschlossen hatte, meiner Freundin den Antrag zu machen, hatte ich mich um diese Details noch nicht gekümmert. Außerdem brauchte ich keinen Ring kaufen, wenn Samuel mir am Ende nicht erlaubt, seine Verwandte zu heiraten.
„Dann solltest du das mal schleunigst ändern. Freitag hast du schon Geburtstag." Ich fing an zu grinsen. Einem Reflex folgend umarmte ich den Heiler.
„Danke, Samuel. Danke."
„Nicht dafür, Sirius."

Hexagramm-SpinnefeindWhere stories live. Discover now