Kapitel 17

269 28 0
                                    

Maélys P.o.V.:
Ich schlug nach der Person, die mich gepackt hatte und dann einfach disappariert war. Nachdem eines der Häuser eingebrochen war, ging alles plötzlich ganz schnell. Eine Handvoll Zauberer in roten Umhängen apparierten zu uns, packten uns und disapparierten wieder. Nun standen wir hier. Inmitten einer prunkvollen Halle und ich hatte keine Ahnung, wo wir waren. Also tat ich das Erste, was mir einfiel. Meinen Entführer loswerden. Mit geübten Handgriffen befreite ich mich von dem Griff.
Als Nächstes versuchte ich, den Mann im roten Umhang niederzuschlagen, doch dieser wich noch im letzten Moment aus. Er ging zum Gegenangriff über. Er jagte einen Schockzauber in meine Richtung, dem ich auswich. Stattdessen knallte der Fluch gegen die Wand. Auch die anderen schienen nicht kampflos aufgeben zu wollen. Marlon und Frédéric hatten sich ebenfalls befreit. Auch sie waren in einen Kampf mit den Leuten im roten Umhang verstrickt. Deborah Watkins hatte sich mit Hilfe von mehreren Elektroschocks losgemacht. Sie rannte gerade zu ihrem Lehrer herüber.
„Waffen runter oder ich schneide ihr die Kehle durch!" Marlon hatte eines seiner Messer herausgezogen und hielt es einer rothaarigen Frau an die Kehle. Die anderen in den roten Umhängen sahen zu ihm herüber. Sie hatten ihre Zauberstäbe erhoben, schienen allerdings nicht zu wissen, ob sie nun angreifen sollten oder lieber nicht.
„Was geht hier vor sich?" Die Türen zu dem Saal waren geöffnet worden. Zwei Frauen standen dort drin. Die eine musste schon ziemlich alt sein. Ihre Haut war von Falten geziert, ihre Haare ergraut. Sie trug ein ziemlich edel wirkendes Kleid. Streng sah sie durch die Runde, musterte uns alle einmal. Jeder in den roten Umhängen schien den Blick zu senken, als würden sie erwarten, gleich eine Standpauke ihrer Mutter zu bekommen. Die alte Frau strahlte mit ihrer aufrechten Haltung große Macht aus.
Auch die jüngere Frau neben ihr wirkte nicht so, als ließe sie sich von irgendjemand hier etwas sagen. Sie hatte die gleiche Haltung wie die Frau neben sich. Allerdings waren ihre langen Haare noch nicht ergraut, sondern Feuerrot.
Die beiden gingen langsam in den Saal herein. Es schien, als würde die Zeit still stehen. Niemand wagte es, noch einen weiteren Angriff gegen jemanden zu starten. Alle starrten nur gebannt zu der Frau, die langsam auf Marlon zuging. Dieser hatte noch immer die andere rothaarige Frau in seiner Gewalt, das Messer an ihrer Kehle, doch gleichzeitig wirkte er ein wenig mit der Situation überfordert.
„Wären sie so freundlich und würden das Messer von der Kehle meiner Nichte nehmen?" Entschlossenheit blitzte in seinen Augen auf. Der Griff um die Waffe wurde wieder fester.
„Noch einen Schritt weiter und ihre Nichte stirbt."
„Nun, ich bitte sie noch einmal, dass Messer sinken zu lassen. Falls sie es tun, wäre ich ihnen sehr verbunden, wenn sie mir alle in den Speisesaal folgen würde. Ich glaube, eine kleine Stärkung würde uns allen gerade entgegenkommen. Dort können wir ebenfalls viel besser besprechen, warum ich sie hier her bringen ließ. Ihre verletzte Freundin könnten wir ebenfalls durch unseren Hofheiler behandeln lassen. Sollten sie sich allerdings weigern zu kooperieren, werden sie mit den Konsequenzen ihres Handelns konfrontiert. Dann sehe ich mich leider dazu gezwungen, sie fürs Erste außer Gefecht setzen zu lassen. Das gilt im Übrigen für alle hier anwesenden Gäste."
„Warum sollte auch nur einer von uns ihnen vertrauen? Sie haben uns entführt!" In Deborahs Augen blitzte Wut auf.
„Es steht ihnen frei, zu gehen, wann immer sie wollen. Unsere Kamine sind alle an das internationale Flohnetzwerk angeschlossen und stehen ihnen zur Verfügung. Auch die Türen dieses Anwesens dürfen sie gerne zum Verlassen nutzen. Nur das Apparieren ist nicht möglich. Nur in seltenen Fällen ist der Apparierschutz über diesem Gebäude ganz oder teilweise deaktiviert. Sollten sie sich trotzdem wünschen, diese Fortbewegungsmethode zu nutzen, können wir es ihnen selbstverständlich ermöglichen. Allerdings wird es ein wenig Vorbereitungszeit benötigen. Ich hoffe, sie haben dafür Verständnis." Marlon sah zu mir herüber. Er wollte meine Entscheidung wissen. Sollten wir der alten Frau vertrauen, sollte er der Rothaarigen in seiner Gewalt die Kehle aufschlitzen oder war ich dafür, den Rückzug anzutreten.
„Nennen sie uns einen Grund, aus dem wir nicht direkt von hier fort apparieren sollten."
„Ms Watkins, mir ist bekannt, welche Macht, sie ins sich tragen und welche Verluste sie auf Grund dieser erleiden mussten. Der heutige Angriff hat gezeigt, die Gefahr, welche über ihrer Familie schwebt, ist noch lange nicht vorbei. Diese Gefahr bedroht ebenfalls meiner Familie. Daher wäre ich höchst erfreut, wenn wir den Kampf gegen diese Gefahr gemeinsam aufnehmen könnten, und Hephaistos wäre dies ebenfalls."
„Sie sind die Nymphe von Hephaistos?" Ich sah misstrauisch zu der alten Dame, die sich wieder zu mir drehte.
„In der Tat, dies bin ich."
„Beweisen sie es!" Marlons Fingerknöchel waren schon ganz weiß angelaufen, da er das Messer so fest umklammerte. Die Frau griff langsam in die Tasche ihres Kleides und zog ein Medaillon heraus. Unverkennbar prangte darauf das Symbol der Feuernymphe.
„Marlon, leg das Messer weg. Wir hören erstmal zu, was sie uns zu sagen haben." Und falls sie einen falschen Schritt machten, konnte er noch immer Kehlen aufschlitzen. Der Muggel nickte leicht, dann nahm er das Messer weg und ließ die Frau los. Stattdessen kam er zu mir rüber. Er legte seine Hände auf meine Schultern. Die alte Dame sah zurück zur Tür und nickte einmal. Kurz darauf kam ein Mann hereingeeilt.
„Elliot, würdest du dich bitte um die Verletzten kümmern?"
„Natürlich." Er lief zu Carolin herüber. Das verletzte Mädchen lag bewusstlos auf einer Trage. Neben ihr kniete schon Frédéric. Dieser Elliot untersuchte Carolin kurz, wobei mein Großcousin ihn mit Adleraugen beobachtete. Nur einen falschen Schritt und der Heiler würde es bitter bereuen. Frédéric wirkte nicht so, als hätte er vor auch nur eine Sekunde zu zögern, wenn der Fremde der Nymphe etwas tun wollte.
„Würden sie mir dann alle ins Esszimmer folgen?" Die ältere Dame sah fragend in die Runde.
„Frédéric, pass auf Carolin auf." Mit einer kurzen Handbewegung gab ich ihm noch die Erlaubnis, dem Heiler die Kehle durchzuschneiden. Als Nächstes sah ich zu Marlon. Auch ihm gab ich Anweisungen mit einer Handbewegung.
„Ich soll mitkommen, richtig?" Ich sah den Muggel augenverdrehend an.
„Und du willst Teil meiner Familie sein."
„Länger als du."

Hexagramm-SpinnefeindWhere stories live. Discover now