Kapitel 25

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Neugierig durchsah ich die Post, welche heute angekommen war. Eine Stromrechnung, Werbung und ein Brief von Zahraa. Ich legte alles auf die Ablage bis auf dem Brief von Regulus ehemaligen Freundin. Sie hatte sich in den letzten Monaten gut in Australien eingelebt. Ein neuer Job, neue Freunde und mittlerweile hatte sie auch wieder eine eigene Wohnung. Trotzdem schrieb sie uns noch regelmäßig. Berichtete von Entwicklungen in ihrem Leben und allem, was ihr einfiel, ich schrieb ihr regelmäßig zurück. Sirius tat es auch, allerdings wesentlich seltener.
Auch mit Alphard hatten wir Kontakt gehalten. Er hatte es geschafft, Sirius Erzeuger schnell wieder abzuwimmeln, und hatte dann ebenfalls schnellstmöglich sein zu Hause verlassen. Allerdings nicht, ohne seiner Schwester vorher einen Brief zu schreiben, in welchem er offenbarte mit wem der jüngste Black zusammen war und auch, dass er von nun an seinen noch lebenden Neffen unterstützen würde. Eine Wendung, die gerade meinen Verlobten glücklich gemacht hatte.
Nun lebte Alphard in einer Kleinstadt, wo er seinen neuen Lieblingsbeschäftigungen nachging. Gartenarbeit und die Nachbarskinder vom Erdbeerklau abhalten. Sehr süße und verfressene Kinder in Doras Alter. Heimlich hatte Sirius Onkel sie allerdings lieb gewonnen. Nur laut aussprechen würde er es niemals.
„Prinzessin?", hörte ich meinen Verlobten, während er die Treppe herunterlief.
„Küche, Stallbursche." Ich hörte ihn näher kommen. Dann trat er schon durch die Tür. Ein breites Grinsen im Gesicht.
„Von wem ist der Brief, Prinzessin?"
„Zahraa. Sie wünscht uns eine schöne Hochzeit und freut sich auf unseren Besuch in Australien."
„Ich frage mich noch immer, wie ich mich dazu habe breitschlagen lassen, dass wir in Australien unsere Flitterwochen verbringen."
„Das war einfach. Ich musste nur vorschlagen, dass wir uns ein Wohnmobil mieten und einen Road Trip machen. Ach ja, und dass wir mit einem Flugzeug hinfliegen, hat dich dann vollkommen überzeugt."
„Ich freue mich auf die Metallbesen." Ich fing an zu lachen.
„Das sind keine Metallbesen. Es sind Flugzeuge. Die sind eher wie Metallvögel."
„Dann freue ich mich auf die Metallvögel. Macht es Spaß, mit ihnen zu fliegen?"
„Keine Ahnung. Ich bin mit meiner Familie noch nie weggeflogen. Bisher sind wir nur appariert, Auto oder Motorrad gefahren."
„Und was ist mit dem Flohnetzwerk?" Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, das ist mir erspart geblieben. Es reicht, dass ich Seit-an-Seit-apparieren musste. Wenn ich appariere, ist alles gut, aber nicht als Anhängsel bei jemand anderem. Das ist keine gute Idee."
„Stimmt. Danach siehst du schon aus wie ein kleiner Alien. Als Mensch bist du mir lieber." Mir wurde in den Bauch gepikst.
„Bin ich mir auch", gab ich zu. Mein Freund fing an zu lachen.
„Wie lange haben wir eigentlich noch bis man dich entführt?", nuschelte Sirius in meine Haare.
„Nicht lang genug", murmelte ich. Eigentlich würde ich mich gleich gerne mit Sirius auf das Sofa kuscheln.
„Freust du dich etwa nicht auf den Junggesellinnenabschied?" Ich wurde rot.
„Ehrlich gesagt, habe ich Angst davor, was sich Marlene ausgedacht hat. Sie hat mal irgendetwas von einem Stripclub und Alkohol gefaselt." Mein Freund fing an zu lachen.
„Merlin, Prinzessin. Sie wird sich mit Sicherheit etwas Schönes für dich ausdenken. Ich glaube kaum, dass sie dich wirklich in einen Stripclub schleppt. Ich vermute eher, dass ihr auf einer Pferdekoppel landet." Jetzt musste ich lachen. Ich kuschelte mich an meinen Freund, der nicht so wirkte, als wolle er mich je wieder loslassen. Allerdings hatte ich auch nicht vor, sobald meinen Verlobten gehen zu lassen.
„Carolin, jetzt verabschiede dich endlich. Du kannst nicht deinen eigenen Junggeselleninnenabschied verpassen, Süße." Marlene stand in der Tür zum Flur und sah mich ungeduldig an.
„Ich brauche keinen Junggeselleninnenabschied. Ich bleibe gerne bei Sirius." Meine beste Freundin schüttelte ungläubig den Kopf.
„Oh nein, Carolin. Das lasse ich mit Sicherheit nicht zu. Du wirst jetzt sofort mitkommen. Deine Sachen haben wir schon." Saleema lehnte im Türrahmen und sah mich streng an.
„Wir sehen uns morgen, Prinzessin."
„Das tun wir." Ich ließ meinen Verlobten wieder los.

„Aufgeregt wegen der Hochzeit?" Marlene sah mich neugierig über den Rand ihres Cocktails an. Sie hatte sich eine gemütliche Bar in London ausgesucht und keinen Stripclub. Sehr zu meiner Freude.
„Ja, ich bin richtig aufgeregt. Aber noch mehr freue ich mich." Ich spielte mit dem Verlobungsring an meinen Finger. Es würde komisch sein, dass ich ihn bald nicht mehr trage, sondern den Ehering am anderen Ringfinger. Was würde dann wohl aus dem Ring werden? Auch wenn Sirius zugegeben hatte, dass es ein relativ günstiger Verlobungsring gewesen war, sollte er trotzdem auf gar keinen Fall in der Ecke verstauben. Dafür wäre er zu schade.
„Den musst du bald abnehmen." Marlene tippte auf meinen Ring.
„Ich gebe ihn dann an Samuel oder James weiter."
„Den musst du aufbewahren und an deine Kinder weitergeben." Lily sah nicht so aus, als wolle sie ihn irgendwann mal tragen.
„Aber was sollen meine Kinder mit dem Ring?"
„Bei euren fünf Kindern wird schon ein Junge dabei sein, der ihn dann an seine Freundin weitergeben kann. Ein Familienerbstück. Das ist doch lieb."
„Ein Familienerbstück? Ich würde eher sagen, der Ring meiner Mutter."
„Jedes Erbstück wird irgendwann mal gekauft. Irgendwer muss mit der Tradition beginnen."
„Ich bewahre ihn auf jeden Fall auf. Die Kinder können sich dann entscheiden, ob sie die Tradition anfangen wollen oder lieber nicht."
„Eine sehr vernünftige Entscheidung." Lily nickte zufrieden.

Hexagramm-SpinnefeindWhere stories live. Discover now