Kapitel 24

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Sirius saß auf dem Sofa und starrte wortlos den Kamin an. Schon seit einer Stunde saß er stumm dort. Seinen Tee hatte er nicht angerührt. Unsicher ging ich zu meinem Verlobten herüber.
„Wollen wir darüber reden? Du sitzt hier schon seit einer Stunde. Dein Tee ist ganz kalt geworden und du – ich mache mir Sorgen um dich."
„Ich will einfach nur meine Ruhe haben."
„Aber ich kann dich doch nicht einfach hier sitzen lassen. Nicht wenn du so schlecht drauf bist." Ich ließ mich neben meinen Partner fallen, welcher mich gar nicht weiter beachtete.
„Rede mit mir. So war es abgemacht. Wir lösen gemeinsam Probleme." Mein Verlobter lehnte sich an meine Schulter. Vorsichtig strich ich ihm ein paar Haare aus dem Gesicht.
„Sag mir, was du fühlst."
„Carolin, ich weiß nicht, was ich tun soll. Mein Bruder ist tot und ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich weiß nicht, ob er nun gut oder böse war. Muss ich zur Beerdigung? Ich will da nicht hin. Da sind meine Erzeuger. Was macht Alphard jetzt? Glaubst du, er bricht den Kontakt zu seiner – unserer Familie ab?"
„Bleib ganz ruhig, Stallbursche. Du gehst mit Sicherheit nicht zu der Beerdigung, nicht einmal in die Nähe davon. Wie Alphard sein Leben fortsetzt, kann ich dir nicht sagen. Das wird die Zeit zeigen. In ein paar Tagen werden wir es erfahren." Mein Freund seufzte leise.
„Ich hasse es, zu warten."
„Ich weiß." Man hörte, wie es an der Haustür klingelte. Fragend sah ich zu meinem Verlobten.
„Erwarten wir Besuch?"
„Du wolltest mit Lily, Euphemia und Marlene ein Brautkleid suchen gehen."
„Das habe ich total vergessen." Man hörte, wie die Haustür geöffnet wurde.
„Marlene, schön dich zu sehen", hörte ich meine zukünftige Schwiegermutter rufen. Ich sah zu meinem Verlobten herüber. Doch dieser machte keine Anstalt seine Mutter zu begrüßen. Ich drückte ihm noch einmal einen Kuss auf die Stirn, dann stand ich auf. Im Flur standen schon Marlene, Lily und Euphemia zusammen. Sie redeten leise miteinander, weshalb ich sie nicht wirklich verschwand.
„Hallo, ihr beiden." Ich lächelte die beiden Besucherinnen an.
„Carolin, meine zukünftige Schwiegertochter." Euphemia zog mich in eine Umarmung.
„Hallo, Euphemia. Es ist schön, dich zu sehen."
„Ist einer von meinen zwei Lieblingssöhnen auch hier oder ist er mit den anderen draußen? Marlene hat erzählt, Samuel ist mit den Kleinen und den Hunden draußen."
„Sirius ist im Wohnzimmer, aber –"
„Will der Junge nicht seine Mutter begrüßen?"
„Wir haben gerade erfahren, dass Regulus gefallen ist. Er ist ein wenig neben der Spur." Sofort blitzte Mitleid in den Augen meiner zukünftigen Schwiegermutter auf.
„Der arme Junge." Die Frau eilte sofort in den Raum, in dem mein Verlobter saß.
„Vielleicht sollten wir den Kleiderkauf verschieben", murmelte ich. Jetzt gerade wollte ich meinen Verlobten ungern alleine lassen.
„Ich glaube, Sirius würde es nicht mögen, wenn wir wegen ihm all unsere Pläne verschieben", widersprach mir Lily.
„Er freut sich wohl schon auf das Hochzeitskleid." Marlene sah grinsend zur Tür.
„Wohl eher auf die Hochzeitsnacht." Die Rothaarige sah vielsagend zu der blonden Nymphe.
„Die wurde vorgezogen." Ein vielsagender Blick zurück, während ich rot anlief. Merlin, warum redeten wir nun über solche Dinge?
„Waren wir gestern Nacht so indiskret gewesen?"
„Nein, aber heute Morgen hat man es an euren beiden Näschen ablesen können." Ich vergrub mein Gesicht in den Händen. Wieso war ich nur so leicht durchschaubar?
„Ich gehe jetzt meinen Verlobten trösten. Er braucht jetzt meinen Beistand." Die beiden anderen Frauen im Flur sahen sich kurz an, bevor sie anfingen zu kichern.
Sirius hatte sich an Euphemia gekuschelt, die ihn liebevoll über die Haare strich, während sie ihm irgendetwas zuflüsterte. Ich musste zugeben, dass ich ein wenig eifersüchtig war. Schon alleine weil es mir mal wieder schmerzlich klar machte, dass meine Mutter fehlte. Nur zu gerne würde ich auch mal wieder mit meiner Mutter auf dem Sofa sitzen und alle meine Probleme mit ihr beredet. Doch gleichzeitig musste ich auch zugeben, dass Euphemia gerade meinen üblichen Platz einnahm und ich nur zu gerne nun bei meinem Verlobten sitzen würde.
„Carolin, setz dich zu uns." Euphemia wank mich zu sich und Sirius. Zögerlich setzte ich mich neben meinen Verlobten. Dieser legte einen Arm um mich.
„Die zwei wichtigsten Frauen in meinem Leben." Mir wurde ein Kuss auf die Stirn gedrückt, danach bekam Euphemia einen Kuss.
„Ach du kleiner süßer Schleimer." Sirius Kopf wurde von seiner Mutter getätschelt.
„Euphemia?"
„Was kann ich für dich tun, Sirius?"
„Nimmst du meine Verlobte und sorgst dafür, dass sie die allerschönste Braut der Welt wird? Also nicht, dass sie es nicht sowieso schon ist, aber zu dem schönsten Mädchen auf der Welt gehört auch das schönste Kleid, damit sie die schönste Braut wird. Daher müsst ihr gleich los." Ich sah misstrauisch zu meinem Freund herüber.
„Sicher, dass wir dich hier lassen können? Wir können auch ein anderes Mal losfahren. Ich will dich jetzt nicht alleine lassen."
„Ihr fahrt doch erst, wenn Samuel wieder hier ist. Ich wäre nicht alleine. Ich hätte ihn." Ich sah misstrauisch zu dem jungen Mann.
„Ich weiß nicht, wie gut Samuel dich trösten kann."
„Ich muss nicht getröstet werden." Ich sah zu Euphemia herüber, die mit den Schultern zuckte. Offensichtlich hatte sie auch keine Idee, was sie tun sollte, wenn ihr Sohn mal wieder nicht reden wollte.
„Aber bis Samuel wieder hier ist, kuschelst du noch mit uns", verlangte ich von meinem Freund.
„Wie könnte ich zu meinen zwei hübschesten und liebsten Frauen nein sagen?"
„Mein guterzogener Sohn." Die rothaarige Frau tätschelte Sirius Kopf.

Hexagramm-SpinnefeindWhere stories live. Discover now