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Frohe Weihnachten
~

Jungkook POV

Ich wollte nicht so handeln, aber ich musste auf diese Art und Weise handeln. Aber, dass Jimin dies nicht gutheißen würde, war mir von Anfang an klar.

„Du tickst doch nicht mehr richtig!" fauchte er mich an.
„Du kommst nach Tagen hier an und meinst einen auf Boss machen zu müssen? Ich bin nicht dein Eigentum! Du kannst nicht mit mir machen was du willst und erst recht nicht darüber entscheiden, wo Jihyun die nächste Zeit bleiben wird!"

Okay, Jimin, du wolltest es leider nicht anders.

„Ich kann, will und werde es tun!"
Ich packte Jimin und Jihyuns Sachen zusammen. Dabei schimpfte Jimin mit mir, doch war natürlich zu schwach, um mich aufzuhalten. Ich war ihm einfach zu überlegen.

Als alles Nötige zusammengepackt war, nahm ich Jihyun in die Arme, der aufgrund der Lautstärke plötzlich angefangen hatte zu weinen. Es tat mir leid, aber ich konnte einfach nicht leise mit Jimin sein. Dieser Sturkopf ließ sich einfach nichts von mir sagen!

„Sag mal hörst du nicht richtig? Ich rede mit dir! Lass Jihyun los! Leg ihn wieder zurück in sein Bett!"
„Jimin, jetzt stell dich nicht so an! Hör auf so rumzumeckern, nimm den Koffer und lass uns endlich abhauen."

„Jihyun und ich gehen mit so einem Betrüger wie die nirgendwo hin! Lass ihn runter oder ich-"
„Was willst du machen huh?! Was?! Die Polizei rufen? Na los! Tu es doch!"

Und dann wurde es still. Ja, Jimin. Was machst du jetzt? Du würdest gerne die Polizei rufen, aber du könntest nicht.

Ich verkniff mir meine Gedanken, um ihn nicht noch mehr zu provozieren, indem ich dies tatsächlich aussprach.

Geschockt sah er mich an, weil ich Recht hatte. Sie waren mir praktisch ‚schutzlos ausgeliefert'.

Jimin senkte den Blick und ich bekam ein wirklich schlechtes Gewissen bei diesem Anblick. Es zerriss mir das Herz ihn so traurig und hilflos zu sehen. Aber wieso konnte er nicht verstehen, dass ich die einzige Hilfe war, die er haben konnte?

Seine zwei besten Freunde, die ihm bereit wären zu helfen... ihnen waren selbst die Hände gebunden. Und anderen konnte er sich nicht anvertrauen. Je weniger Leute von Jihyuns Existenz wussten, umso sicherer war es für diese kleine Familie.

Jihyun klammerte sich an mir fest und weinte noch immer. Ich sah zu dem Kleinen herunter und küsste ihn auf die Stirn.
„Tut mir leid, Kleiner. Wir wollten nicht so laut sein. Shh...", wiegte ich ihn in meinen Armen, um ihn zu beruhigen.

Ich beobachtete dabei, wie Jimin an mir vorbei ging und den Koffer nahm, den ich für die beiden gepackt hatte. Ich hatte noch eine weitere Tasche für Jihyun gepackt und schulterte sie.

Ich hatte gerade in der Garage geparkt, als wir bei mir zu Hause ankamen. Jihyun saß hinten auf der Rückbank auf einem Kindersitz. Zum Glück hatte er aufgehört zu weinen, aber dies hatte ihn so sehr erschöpft, dass er wieder eingeschlafen war.

Jimin hatte nach meiner letzten Aussage ihm gegenüber noch immer nichts gesagt. Er wusste, dass er keine andere Wahl hatte, als dem Vertrag und somit auch meinen Regeln zu folgen.

„Du wirst mir dafür dankbar sein", sagte ich vorsichtig, als ich zu ihm auf den Beifahrersitzt schaute. Doch Jimin hatte mir nicht einen einzigen Blick gewürdigt.

Und so stieg er auch aus dem Wagen und ignorierte mich. Ich schloss verzweifelt meine Augen und atmete tief durch.

Das wird eine verdammt schwierige Zeit, Jeon Jungkook...

Aber ich konnte es Jimin nicht verübeln. Ich wüsste selbst nicht, wie ich reagieren würde, wenn Jimin dasselbe abgezogen hätte.

Und mit einem hatte er Recht:
Als ich herausfand, dass er ‚ein Kind hatte', war ich völlig ausgerastet und hatte ihm nicht zugehört. Ich hatte ihm schreckliche Dinge an den Kopf geworfen, ihn beleidigt, dennoch war er damals mir gegenüber nicht so respektlos, wie ich ihm.

Ich stieg aus dem Wagen und ging zu Jimin, der gerade seinen Bruder abschnallen wollte.
„Schon okay. Geh du schon mal rein. Ich trage Jihyun und trage die Koffer gleich hinein.

„Sag mir nicht, was ich tun soll, wenn es um Jihyun geht", zischte er mich wieder an, aber so, dass Jihyun nicht aufwachte.

Jimin schubste mich etwas zur Seite und nahm seinen Bruder in seine Arme. „Jimin, du weckst ihn no-"
„Sagte ich nicht, dass du dich da nicht einmischen sollst?!" fuhr er mich schon wieder an.

Und genau in dem Moment wachte Jihyun wieder auf.
Geschockt und entschuldigend zugleich blickte Jimin auf seinen Bruder.
„Oh Hyunie, es tut mir so leid. Hyung tut es so leid", wiegte Jimin ihn entschuldigend.

Ich atmete erneut tief durch, versuchte jedoch nicht, mich einzumischen. Ich hatte Jimin heute schon genug zugemutet. Ich wollte ihn nicht noch mehr verärgern oder kränken.

„Los, gehen wir rein", sagte ich, während Jimin immer wieder auf seinen Bruder beruhigend einredete, der dann glücklicherweise aufgehört hatte zu weinen.
„Auch hier in der Garage ist es kalt. Ich will nicht, dass Jihyun sich erkältet", fügte ich hinzu und beließ es dabei zu sagen, dass ich auch nicht wollte, dass Jimin sich erkältet, denn egal was ich sagte, er würde es falsch aufnehmen und es als Provokation sehen.

Jimin POV

Mein kleiner Bruder hatte sich an mich festgeklammert, als wir das Haus betraten. Erschöpft lag sein Kopf auf meiner Schulter und mit einigen Streicheleinheiten und Hin- und Herwiegen, versuchte ich ihn wieder zum Schlafen zu bringen.

Jungkook hatte den Koffer in seinem Schlafzimmer abgestellt. Ich schüttelte den Kopf und ging in Richtung Gästezimmer.

„Wohin?" fragte mich Jungkook, als er aus dem Schlafzimmer kam und bemerkte, wo ich hingehen wollte.
„Ins Gästezimmer?"
„Wieso ins Gästezimmer."
„Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Jihyun und ich mit dir ein Zimmer teilen werden", schaute ich ihn wütend an.

Jungkook stupste genervt mit der Zunge gegen seine Wangeninnenfläche.
„Werdet ihr nicht. Ihr werdet bei mir bleiben. Auch nachts", betonte er die letzten beiden Worte.

„Jungkook, wir-"
„Jimin!", zischte er mich erneut an. „Das ist ein Befehl!"

Das konnte er doch nicht ernst meinen. Würde er es tatsächlich durchziehen, die Befehle, bzw. Regeln immer wieder zu seinen Vorteilen zu verändern oder hinzuzufügen?

Ich schaute ihn fassungslos an und noch bevor ich vor Wut wieder in Tränen ausbrach, ging ich an ihm geschlagen und aufgegeben an ihm vorbei und begab mich in sein Schlafzimmer, welches er mit uns in nächster Zeit hatte teilen wollen.

„Jimin, hey, es tut mir leid, ich wollte nicht so-"
Doch ich ließ nicht zu, dass er uns ins Zimmer folgen konnte und machte ihm die Tür vor der Nase zu. Ich konnte ihn im Moment nicht ertragen und erlaubte mir einfach die Tür abzuschließen.

„Nein, Jimin... Mach dir Tür auf", klang er ausnahmsweise mal ruhig und nicht bestimmend, wie sonst.
„B-bitte.. Jungkook", sagte ich mit zittriger Stimme. „I-Ich brauche kurz Zeit für uns beide alleine."

Ich schaute zu meinem Bruder, den ich gerade auf Jungkooks Bett gelegt hatte und brach verzweifelt in Tränen aus, weil ich etwas feststellte, was mir nur noch mehr Salz in die sowieso schon vorhandene Wunde durch Jungkook gestreut wurde.

Jungkook hatte mich behandelt, wie zu unseren Anfangszeiten.
Er versuchte zwar auf seine eigene Art und Weise zu helfen, aber...

Musste er wirklich so verletzend sein und mich in die Lage bringen so zu fühlen, als wäre ich noch seine persönliche Marionette?

Musste er mir wieder unbedingt Befehle erteilen und mir sogar noch drohen?

Musste er mir das Gefühl geben, dass ich ihm tatsächlich nie wirklich etwas bedeutet hatte?



24.12.2020

Sexual Tension - Part 1 [BTS FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt