Kapitel 10 - Gedanken sind nur bei Hiccup

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Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass Hiccup so selbstsicher war … ich war total damit überfordert und wusste nun gar nicht, was ich davon halten sollte. Aber irgendwie gefiel es mir, dass er jetzt so war. Nicht mehr so schüchtern und eingezogen, sondern Selbstbewusst und … total attraktiv. Ich saß da noch den Rest der Freistunde so da und konnte ihn nicht mehr aus meinen Kopf bekommen. Was hatte er nur mit mir gemacht, dass ich nur noch an ihn denken musste … an seine klaren, wunderschönen grünen Augen, die mich dahin schmelzen ließen, an seine Kastanienbraunen Haare, sie so weich und … ich verlor mich ganz in meinen Gedanken. Verdammt, was war mit mir los. ‚Fasse einen klaren Gedanken Hofferson. Du darfst dich nicht ablenken lassen. Du musst lernen‘ ermahnte ich mich und wollte mich gerade wieder meinen Mathe Aufgaben widmen, als schon die ersten Schüler in die Mensa stürmten. Ich schaute auf die Uhr. ‚Verflucht, schon so spät … der Unterricht fängt gleich an‘. Schnell packte ich meine Sachen und lief zum Raum. Den ganzen Unterricht lang hatte ich mich immer wieder dabei ertappt, wie ich aus dem Fenster gestarrt habe und meine Gedanken irgendwo anders waren, außer beim Unterricht. Ich fand es am Ende etwas frustrierend, dass ich nichts mitbekommen hatte, doch ich war ja selber daran schuld … oder auch nicht … Hiccup war ja derjenige, der nicht aus meinen Gedanken raus wollte. Wäre er nicht in der Freistunde erschienen, hätte ich sicherlich gut mitmachen können, aber nein, er musste ja auftauchen. Lautes Kindergeschrei drang in meine Ohren, als ich den Gang von den Naturwissenschaftsräumen verließ. Die Pause hatte schon längst begonnen und ich wollte noch schnell mit Ruff reden, da wir uns noch später treffen wollten zum Lernen. Ich ging den von Kindern überfüllten Gang entlang und schimpfte sie immer wieder an, sie sollen doch draußen spielen. Doch Respekt hatten diese kleinen Teufel schon lange nicht mehr vor der Oberstufe.

Ich konnte mich noch gut daran erinnern, als ich hier eingeschult wurde. Zwar hatte ich keine Angst vor den Oberstufenschülern, die um einiges größer waren als ich, doch ich hatte Respekt von ihnen und gaffte sie nicht an, wenn sie mich anrempelten.

„Hei.“ Begrüßte ich die Gang, als ich es endlich durch die Flut von kleinen Teufeln geschafft hatte. Alle hörten sofort auf zu reden, als ich mich zu ihnen stellte. Ich schaute leicht verwirrt in die Runde.

„Äh … alles in Ordnung? Worüber habt ihr geredet?“ fragte ich zögernd und schaute dabei jeden an, doch jeder weichte meinem Blick aus.

„Ruff?“ sagte ich mit Nachdruck, als noch immer nichts kam. Sie schaute mich nur etwas forschend an.

„Hast du was mit Hiccup?“ spuckte sie es nun endlich aus und ich starrte sie nur entgeistert an.

„Äh … Nein. Wie kommst du darauf?“ fragte ich und machte einen leicht geschockten Eindruck.

„Weil ich dich gesehen habe. Mit ihm. Wie er dir etwas gegeben hat.“ Sagte sie und sah mich verdächtig an. Was war das hier? Ein verhör? Was sollte das alles?

„Er hat mir nichts gegeben.“

„Ha! Du streitest es nicht ab, dass er bei dir war.“ Sagte sie Triumphierend.

„Äh .. n-nein.“

„Du hast also die Freistunde mit ihm verbracht. IHM, der dir das Herz in Stücke gerissen hat.“

„Nein!“ sagte ich nun etwas wütend, „er hat sich da einfach hingesetzt und ging auch nicht, als ich es ihm gesagt hatte.“ Ich hoffte, dass sie meine Lüge nicht erkannten, denn eigentlich war ich viel zu überrascht, als dass ich ihn hätte fortschicken können.

„Was hat er dann von dir gewollt?“ bohrte Ruff weiter nach. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

„Aber ich habe dich gesehen. Und ich weiß, was ich gesehen habe.“ Sagte Ruff und kam mir näher. Mein Instinkt sagte mir, ich sollte zurückweichen, doch dann würde ich meine Angst und Schwäche preisgeben, und das durfte ich unter keinen Umständen. Also blieb ich stehen und schaute ihr direkt in die Augen.

„Du stehst auf ihn.“ Sagte sie dann höhnisch grinsend. Ich musste aufpassen, dass ich nicht die Kontrolle verlor.

„Was?“ sagte ich etwas grinsend und schaute sie an, als wäre sie eine Irre, die gerade aus einer Irrenanstalt geflohen war, „Sag mal, du hast wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank.“

„Warte, lass mich nachschauen … Ähm … Doch, es sind noch alle da.“

„Dann lass dich mal auf dein Wahrnehmungsvermögen untersuchen, denn mit deiner Behauptung liegst du aber sowas von falsch.“ Sagte ich ernster. Sie schaute mich nochmal prüfend an, gab sich dann aber geschlagen.

„In Ordnung.“ Sagte sie seufzend. Immerhin hielt sie die nächsten Stunden die Klappe und ich konnte weiterhin versuchen, dem Unterricht zu folgen. Doch ich dachte ständig an Hiccup und sein Angebot mir in Mathe zu helfen. Ich war mir nicht sicher, ob ich mich wieder auf ihn einlassen sollte. Sicher ginge das nicht gut aus, vor allem, da er ja jetzt eine Freundin hatte … Der Donnerstag kam schneller als gedacht und ich wurde immer nervöser. Ruffnut hatte es weiterhin versucht etwas aus mir rauszubekommen, doch keine Chance. Nicht mit mir. Dennoch gab sie nicht auf, deshalb musste ich äußerst vorsichtig sein, wenn sie den Donnerstag ansprach.

Doch dann war es soweit. Es war Donnerstag. Zum einen war ich nervös Hiccup wieder zu treffen, doch zum anderen wollte ich Antworten. Antworten auf die Fragen, die mich seit seiner Ankunft quälten. Als beschloss ich, hinzugehen. Als ich das Haus verließ, achtete ich gründlich darauf, dass weder meine Eltern, noch meine Freunde wussten, wohin ich ging und was ich unternahm. Mit pochendem Herz stand ich nun vor seinem Haus. Ich umklammerte meine Tasche, atmete noch einmal tief ein und klingelte dann. Ich wollte ein paar Schritte zurück gehen, wie es sich gehörte, doch ich kam nicht mehr dazu. Die Tür ging auf und Hiccup stand vor mir und schaute mich mit seinen grünen Augen lächelnd an.

Hiccstrid HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt