Kapitel 6 - Hätte ich doch nur Sport LK genommen

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„Nein, ich habe nicht aufgegeben.“ Sagte Ruff und starrte ihren Bruder an. Und hier waren wir wieder bei dem Spannenden Starr-Wettbewerb. Ehrlich, hatten sie nichts Besseres zu tun? Doch ich war froh, dass Tuff sie ablenkte, somit konnte ich unangenehme Fragen vermeiden. Die Tür von der Mensa ging auf und eine Gruppe von Jungendlichen trat ein. Ich machte mir nicht die Mühe zu sehen wer es war, es interessierte mich auch nicht. Die Jugendlichen setzten sich etwas weiter von uns an einen Gemeinschaftstisch und waren im Gespräch vertieft. Jack Frost begrüßte sie laut und ab den Moment wusste ich, wer mit uns in der Mensa saß. Ich hörte Jack mit Hiccup reden … ich wollte das nicht hören, ich wollte ihn nicht hören. Ich sah auf die Uhr und merkte, dass wir noch zehn Minuten bis unterrichtbeginn hatten. Ich stand auf und nahm meine Tasche.

„Komm Ruff, wir müssen zum Unterricht.“ Sagte ich, doch Ruff reagierte nicht. Sie war viel zu sehr im Wettkampf vertieft.

„Ruff!!“ sagte ich lauter, aber sie reagierte immer noch nicht. Mir wurde das zu blöd, ging zu Tuff und schupste ihn vom Stuhl.

„HA! Gewonnen!“ jubelte Ruff und streckte ihre Hände hoch, „Was wolltest du Astrid?“

„Komm, wir haben gleich Unterricht.“ Sagte ich zu ihr und sie Stand murrend auf, nahm ihre Tasche und ging mit mir aus der Mensa raus. Draußen entspannte ich mich wieder und merkte sehr, wie angespannt ich war. Ich ließ meinen Nacken knacksen und kreißte meine Schulter.

„Astrid! Du weißt genau, dass ich das nicht leiden kann.“ Sagte sie und schaute mich angeekelt an.

„Du verprügelst deinen Bruder und haust dein kopf ständig gegen die Wand und das kleine Knacksen nervt dich?“ ich sah sie ungläubig an. Sie verdrehte ihre Augen und wir gingen gemeinsam in den Unterricht. Ich hasste den Montag. Zehn Stunden Schule waren wirklich zu viel. Immerhin hatte ich es für diesen Montag fast geschafft, es mussten nur noch zwei Stunden Sport überwunden werde, dann war ich auch schon frei. Nur zu blöd, dass Sport beschissener war, als ursprünglich gedacht. Ich hatte ja überlegt, Sport Leistungskurs zu nehmen, hatte mich aus persönlichen Gründen dagegen entschieden und habe meine Lieblingslehrerin gewählt, und hier hatte ich das Resultat meiner Dickköpfigkeit. Hätte ich nur Sport LK genommen, dann hätte ich ihn jetzt nicht an der Backe.

Ich ging schon fertig angezogen in Sportklamotten in die Halle und setzte mich in den Kreis zu den anderen, die schon da waren. Ruff hatte leider auch kein Sport mit mir zusammen, was hieß, dass ich hier niemanden so gut kannte. Frau Reis, unsere Sportlehrerin setzte sich zu uns und ging die Liste im Stillen durch.

„Astrid, schön, dass du bei mir bist, aber warum hast du kein LK genommen?“ sagte Frau Reis, als sie bei meinem Namen ankam. Sie kannte mich schon etwas länger und wusste, wie sie mich einzuschätzen hatte.

„Naja, die Gründe sind Persönlich.“ Sagte ich ehrlich zu ihr und sie nickte.

„Ok, aber schön, dass du in meinem Kurs bist.“ Sie lächelte mich an und ging weiter die Liste durch. Ich wartete geduldig auf die anderen, ein paar Mädchen hatten sich mittlerweile um mich rum versammelt und ich redete mit ihnen über den neusten Tratsch. Frau Reis schaute von der Liste hoch und schaute sich um.

„Weiß jemand, wer Hiccup Haddock ist?“ fragte sie die Schüler und alle schauten sich ahnungslos an, alle außer mir. Ich starrte nur die Lehrerin an und hoffte, dass sie sich verlesen hätte. Hiccup in meinem Sportkurs? Der Tag konnte wohl nicht schlimmer werden.

„Ich bin hier.“ Sagte eine Stimme und alle drehten sich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Ich konnte nicht anders und musste ihn auch anschauen. Er hatte eine einfache Hose und ein einfaches Shirt an. Seine Haare waren so länger geworden und er war viel Muskulöser und … gut aussehender. Er setzte sich neben Frau Reis hin und gab ihr ein Zettel. Mir war aufgefallen, dass er nicht mehr Humpelte und schaute auf seine Beinprothese. Er hatte sie erneuern lassen und er lief damit einwandfrei herum. Frau Reis nahm den Zettel entgegen, las ihn durch und nickte.

„Gut, dann wollen wir mal anfangen.“

Ab jetzt hieß es für mich Abstand halten. Das Aufwärmen mussten wir alleine machen, was für mich kein Problem war. Ich hielt mich immer so weit von Hiccup entfernt, wie nur Möglich. Was hieß, dass, wenn er auf der einen Seite der Halle war, war ich auf der anderen Seite, somit waren wir uns nie zu nah gekommen, dass er ein Gespräch anfangen konnte. Ich behielt ihn immer im Augenwinkel und ich stellte fest, dass er immer wieder mich anschaute, und das zu oft. Ich fand das verrückt und etwas beängstigend, warum auch immer. Jedes Mal, wenn er mich anschaute, schaute ich schnell weg, in der Hoffnung, dass er es nicht bemerkt hatte, dass ich ihn angesehen hatte.

Frau Reis kam in die Mitte der Halle und alle anderen stellten sich um einen Kreis um sie auf. Sie erklärte uns die nächste Trainingseinheit und wir mussten uns in Zweierteam zusammen finden und das Pritschen üben, da wir für Jahresanfang das Thema Volleyball hatten. Ich dachte nicht groß nach und fragte gleich meine Nachbarin, ob sie mit mir üben wolle. Ich kannte sie zwar nicht, aber sie freute sich riesig, als ich sie fragte und willigte sofort ein. Hauptsache Hiccup hatte keine Chance mich zu fragen. Ich wollte schon einen Ball holen, als Frau Reis mit Hiccup zu mir kam. Ich beachtete ihn nicht und sah Frau Reis an.

„Astrid? Kannst du vielleicht für diese Stunde mit Hiccup üben? Er braucht etwas länger wegen seiner Prothese und er meinte, du würdest ihn kennen und Verständnis dafür haben.“ Sagte Frau Reis und ich starrte sie nur an. ‚Verdammt‘ fluchte ich in meinem Kopf. Da machte ich mir so große Mühe, ihn zu meiden um dann am Ende zu sehen, dass das alles nichts brachte. Frau Reis wartete auf meine Antwort und ich wollte eine gute Schülerin sein. Ich seufzte.

„Ja, gut.“ Sagte ich nur, nahm einen Ball und ging zu meiner ehemaligen Partnerin hin, „Hei, du musst dir jemand anderes Suchen, mir wurde gerade jemand zu geteilt.“ Sagte ich ihn nur und ging an eine freie Stelle in der Halle und drehte mich zu Hiccup um. ‚Götter steht mir bei‘ dachte ich und schaute ihn emotionslos an.

Hiccstrid HeartbeatWhere stories live. Discover now