Kapitel 2 - Die Neuen

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Er war größer als ich und schien in dem Gleichen Alter wie ich zu sein. Irgendwie schaffte ich es nicht meinen Blick von ihm zu wenden, ich wollte so unbedingt sein Gesicht sehen und ich wusste noch nicht einmal wieso. Es frustrierte mich etwas, dass er sich nicht zu mir umdrehte und sein Gesicht zeigte. Ich hatte schon das verlangen danach, zu ihm zu gehen und ihn einfach anzusprechen, doch ich zögerte. Ich kannte ihn nicht oder überhaupt kam er mir nicht bekannt vor. Ich hatte ihn noch nie auf dieser Schule gesehen, auch seinen Freunden bin ich noch nie begegnet.

„Hei, Hallo! Astrid?!“ sagte Ruff und wedelte mit ihrer Hand vor mein Gesicht herum. Ich erschrak etwas und schaute sie etwas wütend aber auch etwas verwirrt an.

„Was?“ sagte ich und drehte mich zu ihr um und sah sie an. Sie schaute über meine Schulter, neugierig, was mich so beschäftigt hatte.

„Wer ist denn das?“ fragte sie, als sie die Gruppe entdeckte, auf die ich gestarrt hatte. Der Rest der Gang schaute auch rüber zu denen.

„Das sind wohl die Neuen.“ Sagte Tuff etwas schläfrig und rieb sich die Augen. Ich schaute wieder zu ihnen rüber.

„Der eine sieht doch gar nicht mal so schlecht aus.“ Sagte Ruff grinsend, stupste mich wieder an und zeigte auf einen blassen Jungen mit weißen Haaren. Er trug einen Blauen Kapuzenpullover, eine braune Hose und keine Schuhe. Ich drehte mich wieder zu Ruff um, schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Ernsthaft jetzt?“ sagte ich und schüttelte etwas lachend meinen Kopf. Sie hob unschuldig ihre Hände und lacht auch etwas. Ich schaute schnell auf mein Handy, auf die Uhr und steckte es gleich wieder weg. Seit diesem Schuljahr galt das Handyverbot an unserer Schule und die Lehrer brannten nur darauf, den Schülern das Handy abzunehmen und einzukassieren.

„Wir haben noch zehn Minuten bis Unterrichtbeginn.“ Sagte ich und merkte, dass mir keiner zuhörte. Alle starrten auf die Neulinge.

„Wer ist diese Rothaarige da?“ fragte Tuff und ich drehte mich neugierig um und schaute rüber zu der Gruppe. Tatsächlich war da ein Mädchen mit roten Haaren, die aussahen, als hätte sie in die Steckdose gegriffen. Das Mädchen lehnte sich an den Jungen mit den braunen Haaren und dieser legte seine Arme um ihre Schulter. Dann ging das Mädchen mit ein paar anderen fort und ich konnte etwas von dem Gesicht des Jungen sehen, jedoch nicht sehr viel.

„Ist ja auch egal, dann haben wir noch mehr Schüler, die wir verarschen können.“ Sagte Tuff und alle wendeten den Blick von ihnen ab. Alle außer mir. Mein Blick blieb fest auf den Jungen gerichtet. Dieser bemerkte wohl, dass er angeschaut wurde und schaute sich ebenso um. Dann trafen sich unsere Blicke. Mir stockte der Atem. Das Gesicht, in das ich sah, kannte ich sehr wohl. Ich hätte ihn überall erkannt, egal, wie alt er geworden wäre. Seine wunderschönen, klaren, grünen Augen, sein Braunes, flauschiges Haar. Hiccup hatte sich so sehr verändert. Er sieht wirklich viel … heißer aus und viel süßer. Als wir uns anschauten blendete ich alles aus. Ich hörte nicht die Fünftklässler, die schreiend durch die Gänge rannten, ich merkte nicht, wie haufenweise Schüler an mir vorbei liefen und mir einen guten Morgen wünschten, ich hörte noch nicht einmal meine Freunde, die schon wieder versuchten meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich schaute einfach nur in sein perfektes Gesicht. Er lächelte mit seinem süßen, deppigen Lächeln zurück, was er nicht verloren hatte. Ich war viel zu sehr mit meinen Gefühlen in mir beschäftigt als hätte ich zurücklächeln können. Er sah so glücklich aus - ob ich der Grund war? – diesen Gedanken schlug ich mir sofort aus dem Kopf. Langsam wurde ich wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt und wendete nur mit Mühe den Blick von Hiccup ab.

„Hei, Astrid? Alles in Ordnung?“ fragte Snotloud und versuchte Hiccup zu erblicken. Ich schaute wieder meine Freunde an.

„Was?“ fragte ich verwirrt Ruff konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Alle schauten sich etwas ernster an. Wahrscheinlich haben sie auch gemerkt, dass einer der Neulingen Hiccup war. Lauter fragen um ihn wurden herumgeworfen, und ich konnte nicht mehr tun, als nur zuhören. Auf einen Schlag hatte ich ein totales Gefühlschaos in mir drinnen, und das nur, weil ich Hiccup sah. Ich wagte noch einen kurzen (Betonung liegt auf kurzen) Blick nach hinten. Hiccup hatte sich auch abgewendet und redete nun mit diesem blassen Jungen ohne Schuhe. Der Junge schaute mich, noch während des Gespräches mit Hiccup, an und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie über mich redeten. Als Hiccup fertig mit Reden war, schaute er auch nach hinten und unsere Blicke trafen sich wieder. Mein Herz machte einen Satz, als er mich wieder anlächelte und dieses Mal konnte ich nicht anders als zurücklächeln.

„Hei Astrid?!“ sagte Ruff wieder und dieses Mal konnte ich den Blick abwenden und schaute sie an.

„Was ist?“ fragte ich Ruff, die sichtlich amüsiert davon war, dass ich total in Gedanken hing und jetzt total verpeilt war.

„In einer Minute beginnt der Unterricht.“ Sagte sie etwas grinsend. Ich bekam große Augen und schaute sie ungläubig an.

„Was?! Verdammt!“ fluchte ich, nahm meine Tasche und eilte in den Raum. Die Gänge waren schon längst verlassen und ich hasste das Gefühl, alleine herumzulaufen, in dem Wissen, dass ich zu spät war. Ich kam noch rechtseitig am Raum an, denn in dem Moment, als ich bei meinem Kurs ankam, schloss der Lehrer die Tür auf und ließ uns rein. Ich ging rein und schaute mich nach einen Geeigneten Platz um. Die Zweiertische waren schön in drei Reihen hintereinander aufgestellt. Ich ergattertete mir sofort einen Tisch an der Wand im Mittleren Bereich, setzte mich hin und stellte meine Tasche auf den Stuhl daneben, damit ich noch für Ruff reservierte, die es mir blöderweise vergessen hatte zu sagen, dass sie den Kurs mit jemand anderen Gewechselt hatte. Mein Mathekurs war voll, rappelvoll, was hieß, dass jeder Tisch in dem Raum besetzt wurde. Jeder, bis auf den neben mir. Eigentlich hätte Ruff noch kommen sollen. Ich war schon gespannt darauf, mit wem sie den Kopftausch gemacht hatte.

Hiccstrid HeartbeatWhere stories live. Discover now