Kapitel 12 - Freitagmorgen

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Freitag, endlich war Freitag. Ich hatte mir diesen Tag seit dem Montagmorgen herbeigesehnt und endlich war er da. Ich meine, wer tat das nicht? Am Freitag hatte ich zum Glück auch nur drei Stunden Schule, und davor zwei Freistunden, die ich mit schlafen verbrachte. Es war herrlich mal etwas länger schlafen zu können, deshalb nutzte ich jede Minute in meinem Bett aus. Mein Wecker begann schon zum Dritten mal mit dem Lied, das mich jeden Morgen weckte, und langsam wurde es lästig. Nur zu blöd, dass ich aufstehen musste, um an mein Handy zu gelangen, da es ja auf meinem Schreibtisch lag und dieser auf der anderen Seite des Raumes stand. Ich durfte also schön aufstehen, zu meinem Schreibtisch verschlafen schleichen um dann wahllos auf meinem Handy zu tippen. Blöderweise sah ich nicht hin, worauf ich da tippte und dieses bescheuerte Touchhandy reagierte sofort, öffnete die Kontakte und rief doch gleich mal irgendeine Nummer an. Ich, in meiner Schlaftrunkenheit, bemerkte das Ganze nicht und wollte mein Handy gerade wieder hinlegen, als aus der Leitung Hiccups stimme erklang. Ihr wisst ja gar nicht, wie schnell ich ab diesem Moment wach war. Meine Müdigkeit war mit einem Schlag weg und ich starrte nur auf das Handy. ‚Fuck‘ fluchte ich und versuchte eine Ausgangsmöglichkeit aus dieser Situation zu finden. Verzweifelt und Übermütig nahm ich einfach das Handy und wollte auf auflegen drücken, als mir einfiel, dass er ja wusste, wer ihn da anrief … was so viel bedeutete, dass wenn ich ihn wegdrückte, dass ich mich auf unangenehme Fragen gefasst machen.

„Hallo? Astrid?“ ertönte wieder Hiccups Stimme und ich beschloss, einfach ranzugehen.

„Ha … hei, Hiccup.“ Sagte ich etwas zu übertrieben.

„Hei, was ist?“ fragte er mich neugierig und jetzt musste ich mir schnell was überlegen. Blöderweise arbeitete mein Hirn morgens nicht so gut, weshalb ich einfach reagierte, wie ich es für richtig hielt.

„Äh … ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob …“

„Ja?“

„Ob du heute in die Schule kommst.“ Flutschten mir die Worte aus meinem Mund raus. Sowie sie schon draußen waren, schaltete mein Hirn ein und ich schlug mir entsetzt auf den Mund. ‚Scheiße, was war das denn bitte? ‘ fluchte ich und bereute schon jedes verdammte Wort, was den Weg aus meinem Mund gefunden hatte. ‚Scheiße, scheiße, scheiße‘ fluchte ich weiter. Und hörte gar nicht auf Hiccups Antwort.

„Ach und steht das eigentlich jetzt mit der Nachhilfe? Also soll ich dann immer donnerstags um dieselbe Uhrzeit zu dir kommen?“ versuchte ich mich noch aus der peinlichen Situation zu retten und hoffte wirklich, dass er einfach die erste Frage vergaß.

„Ja, ich geh mal davon aus.“ Sagte er mit leichter Verwirrung in seiner Stimme.

„Gut. Dann … tschüss, bis gleich.“ Sagte ich schnell und legte auf. ‚Oh man, war das Peinlich‘. Ich legte mein Handy zur Seite, doch ich konnte nicht aufhören daran zu denken. Verzweifelt nahm ich meinen Kopf in meine Hände und sah in den Spiegel. ‚Oh man … was ist nur mit mir los? ‘ . Ich machte meinen Schrank auf, zog mich an und machte mich fertig. ‚Was, wenn er mich jetzt darauf in der Schule ansprach? Ruff würde mich sofort durchschauen‘ dachte ich, während ich ins Bad ging und mich wusch. Meine Gedanken waren nicht mehr zu stoppen. Es war eine Qual, dass ich diese Szene nicht mehr aus meinem Kopf bekam. Und selbst, als ich mit Ruff auf dem Weg zur Schule war, spukte sie immer noch in meinem Kopf rum. Gut für mich, dass ich mir nichts anmerken ließ.

„Wie findest du eigentlich die Idee von der Weihnachtsfeier Schrägstrich Weihnachtsball?“ fragte mich Ruff, während wir noch auf den Schulweg schlenderten.

„Unnötig.“ Sagte ich und bekam ein zustimmendes Nicken von Ruff. Diese Idee stammte von unseren ach so lieblichen Prinzessinnen, die sich überraschend schnell in der Schule zurechtfanden. Sie meinten, einen Ball zur Weihnachtszeit dürfe an einer Schule nie fehlen, und ich fand das totaler Schwachsinn. Ich meine, wer würde den freiwillig gerne auf einen Ball gehen. Ganz genau. Niemand. Deshalb beschloss unserer Schuldirektor, der diese Idee von einem Weihnachtsball sehr entzückend fand, daraus eine Pflichtveranstaltung zu machen und die Anwesenheit sollte von jedem geprüft werden.

Sollte irgendjemand fehlen, gäbe dass dann einen Eintrag in die Schulakte. Viel zu Übertrieben, meiner Meinung nach.

„Tuff und ich überlegen uns schon etwas, um diesen ‚Ball‘ unterhaltsamer zu machen … wenn das denn überhaupt möglich ist.“ Teilte mir Ruff mit einem Grinsen auf ihren Lippen mit. Ich machte eine Handgeste nach vorne, wie als würde ich ihr bedeuten, sie dürfe nach vorne gehen.

„Der Ball gehört ganz euch, oh Hoheit der Streiche.“ Sagte ich und prustete los, als sich Ruff übertrieben aufrichtete und den Weg entlang stolzierte. Sie hielt es auch nicht mehr lange aus und lachte auch darauf los. Beide gingen wir lachend weiter, bis wir an den Schultoren ankamen, jedoch nicht rein konnten. Wir standen davor, noch etwas kichernd, und sahen hoch.

„Verdammt. Ich hatte total vergessen, dass sie um neun Uhr die Tore schließen.“ Meinte ich und wollte gerade wieder kehrt machen, um einen Umweg zu gehen, da die hinteren Tore immer offen waren, als Ruff ihre Tasche rüber warf und mich erwartungsvoll anschaute. Ich sah prüfend auf das Schulgeländer, das da auch ja kein Lehrer stand, denn eigentlich war es strengt verboten über die Tore zu klettern. Als ich mich vergewissert hatte, dass uns niemand sah, schmiss ich auch meine Tasche rüber und kletterte mit Ruff rüber auf die andere Seite.

„Hei!“ rief ein Lehrer, der gerade aus dem Schulgebäude kam und auf uns zulief.

„Fuck.“ Sagte Ruff. Wir sprangen schnell runter, nahmen unsere Taschen und rannten über den Schulhof zu der Mensa. Wir konnten uns das Lachen nicht verkneifen, denn der Lehrer, der uns gesehen hatte, war Herr ‚Kugelmann‘. So nannten wir ihn jedenfalls seit der fünften Klasse, denn sein Bauch war so rund wie eine Kugel und als er uns hinterherrennen wollte, sah das schon ziemlich komisch aus.

„Alles deine schuld.“ Sagte ich lachend und etwas außer Atem, als wir an der Mensa ankamen und reingingen.

„Was daran war meine Schuld? Der Anblick war doch alle Regelverstöße wert.“ Sagte sie noch lachen und ich stimmte ihr mit meinem Lachen zu. Der Freitag konnte nicht besser starten.

Hiccstrid HeartbeatWhere stories live. Discover now