Kapitel 8 - Warum hast du mir das angetan?

2.1K 121 8
                                    

Ich nahm den Schwamm und wischte die Tafel ab, nichtwissend, dass Hiccup noch im Raum war. Erst als die Tür ins Schloss viel und ich etwas aufgeschreckt zur Tür schaute, merkte ich, dass Hiccup mich anstarrte. Ich wurde nervös, ging zu meiner Tasche und versuchte ihn zu Ignorieren, was mir aber dieses Mal nicht so gut gelang. Er kam zu mir, hielt aber Abstand.

„Wie lange willst du mir noch aus dem Weg gehen, oder nicht mit mir sprechen?“ fragte er ernst und mit teils brüchiger Stimme. Ihn machte es wohl sehr zu schaffen, dass ich ihn ignorierte. Aber warum? Er hatte all die Jahre nie mit mir Kontakt aufgenommen, und jetzt, wo er wieder da war, verlangte er, dass ich ihn wieder in meine Arme schließe, dass ich so tat, als wären wir nie getrennt gewesen. Aber das konnte ich nicht. Er hatte mir zu sehr weh getan, dadurch, dass er sich nie gemeldet hatte, nie mit mir sprach, geschweige denn auf meine Nachrichten antwortete. Nichts. All die Jahre hatte ich kein einziges Lebenszeichen von ihm bekommen und jetzt ist er wieder da und … Nein. Das tat zu sehr weh.

„Merida hat mir erzählt, du würdest behaupten, dass du mich nicht kennen würdest. Warum?“ Versuchte er es wieder, ein Gespräch anzufangen, doch leider hatte er was Falsches gesagt. Meine Nervosität verschwand augenblicklich und ich wurde Wütend. ‚Er kommt hier her mit seiner neuen und verlangt nun fragen, warum ich ihn ignoriere‘. Ich presste meine Zähne zusammen um die Wuttränen zu unterdrücken. Er konnte doch wohl nicht im Ernst eine Antwort auf diese Frage verlangen.

„Astrid!“ sagte Hiccup nachdrücklicher.

„Weil das Stimmt.“ Sagte ich wütend mit zusammengepressten Zähnen.

„Nein, du kennst mich, sogar sehr gut.“ Sagte er beherrscht und ich konnte es einfach nicht mehr aushalten, ich musste es raus lassen. All die Wut, die sich in mir aufstaute musste raus, und jetzt stand er dort, wie auf dem Präsentierteller, und ich konnte ihm jetzt ins Gesicht sagen, warum ich ihn ignorierte. Ich Atmete tief durch, drehte mich zu ihm um und schaute ihn wutentbrannt ins Gesicht. Er schreckte etwas zurück.

„Nein.“ Sagte ich laut und wütend, „eben nicht! Ich dachte ich würde dich kennen, doch das tue ich nicht und das tat ich auch nie. Ich hatte mich all die Jahre lang getäuscht.“ Er sah mich verletzt und traurig an. Dachte er wirklich, wenn er wiederkäme, wäre alles wie früher? War er wirklich so Naiv? Doch ich war noch nicht fertig.

„Wieso hast du dich nicht gemeldet? Wieso hast du mich kein einziges Mal in den verdammten Jahren angeschrieben oder angerufen? Ich habe dir Hunderte Male geschrieben! Per SMS, Whatsapp, E-Mail! Ich habe dich versucht zu erreichen, doch du hast nie geantwortet, als würde es dich überhaupt nicht geben, als wäre die Zeit mit uns nur ein Traum gewesen, aus dem ich aufgewacht bin und schmerzhaft feststellen musste, dass das alles gar nicht echt war. Wie konntest du mich einfach so verlassen? Wie konntest du mir einfach so deinen Rücken zukehren und mich in der Dunkelheit alleine lassen? Es kam mir so vor, als würdest du nicht existieren, als würde ich nicht in deinem Leben existieren. Wieso sollte ich also so tun, als wären wir schon immer Freunde gewesen und zwar NUR Freunde.“ Ich schrie ihn schon fast an, „Du hast mir damals das Herz gebrochen und es ist bis dahin ganz gut verheilt, bis du wieder kommen musstest und die Wunden wieder aufreißen musstest. Es tut so weh! Ich habe genug davon. Lass mich einfach nur in Ruhe. Kannst du nicht einfach wieder verschwinden oder wegziehen? Seit du da bist, ist mein Leben ein totales Chaos geworden. Ohne dich war es viel besser!“ Ich packte meine Tasche und ging wütend und fast Heulend an dem starren Hiccup, der immer noch auf die Stelle starrte, wo ich stand, vorbei und rannte aus der Schule nach Hause. Ich schloss mich in mein Zimmer ein, warf meine ganzen Sachen in die Ecke und lehnte mich an die Tür. Weinend rutschte ich runter auf den Boden und vergrub mein Gesicht in meine Hände.

Langsam beruhigte ich mich wieder nach einer Zeit, wischte mir meine Tränen aus dem Gesicht und starrte aus meinem Fenster in den blauen Himmel. Hiccup … er ging mir nicht mehr aus meinem Kopf raus. Wie er da stand, starr wie eine Statue und mich so ansah, so … verletzt, so … ängstlich? Ja, sein Gesichtsausdruck war mit Angst getränkt. Er schaute mich an, als … als  hätte er es nicht wirklich verstanden, warum ich so sauer auf ihn war. Ich war mir nicht sicher, ob ich zu hart zu ihm war, aber jetzt fühlte ich mich besser. Nachdem ich ihm ins Gesicht gesagt hatte, warum ich so sauer auf ihn war, fühlte ich mich frei. Frei von dem ganzen Zorn und der Wut. Die Dämme waren Gebrochen und ich konnte wieder klar aufatmen.

Ich stand auf und ging ins Bad, um mein Gesicht zu waschen, damit es nicht ganz so schlimm aussah. Zurück in meinem Zimmer machte ich erst einmal meine Hausaufgaben und ich konnte mich wirklich besser konzentrieren als vorher. Zwar schwirrte Hiccup immer noch in meinem Hirn rum, doch ich konnte mich jetzt besser auf die anderen Dinge in meinem Leben konzentrieren.

Die Nächsten Tage kam Hiccup nicht in die Schule. Mir wurde gesagt, dass es ihm nicht gut ginge, doch ich war überzeugt, dass das nicht der einzige Grund war, warum er nicht kam. Seine Freunde machten sich nicht wirklich sorgen um ihn, aber ich bekam schon gedenken, als es nun mehr als drei Tage waren, die er fehlte … und es wurden noch mehr. Ob ich ihn nicht zu grob behandelt hatte … Ich fing schon an zu zweifeln, dass das richtig war, ihm das alles an den Kopf gehauen zu haben, aber darüber sollte ich mir nicht den Kopf zerbrechen. Was passier war, war passiert und konnte auch nicht mehr geändert werden. Also konzentrierte ich mich auf die Schule … soweit es eben nur ging.

Hiccstrid HeartbeatWhere stories live. Discover now