Kapitel 36 - Unerwartete Wendung

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Am nächsten Morgen wurde ich von einer äußerst wütenden Mutter geweckt, die zum aller Übel die Tür aufriss und das Licht anmachte. Ich grummelte vor mich her und kuschelte mich weiter an Hiccup, bis dieser plötzlich nicht mehr da war. Ich riss die Augen auf und setzte mich ruckartig auf. Sie hatte ihn aus meinem Bett gezerrt und diskutierte ... nein, es war eher ein Streit ... also stritt mit ihm und fuchtelte mit ihren Armen umher, wie sie es immer tat, wenn sie stocksauer war. Aber weshalb? Langsam verstand ich auch, worüber die beiden stritten, oder eher worüber meine Mom ihn so zusammenschiss.

„Erst verlässt du sie und brichst ihr Herz in Stücke, dann kommst du wieder und verlangst, dass sie noch immer so fühlt wie damals, nur mit diesen Narben in ihrem Herz?" schrie sie ihn aufgebracht an, „Was fällt dir eigentlich ein, so meine Tochter zu foltern?!" bei diesen Worten fuhr es mir eiskalt den Rücken hinunter. Ich stand auf und stellte mich schützend vor Hiccup.

„Mom, was soll das?!" entgegnete ich ihr gereizt.

„Das weißt du ganz genau, junges Fräulein. Warum lässt du ihn überhaupt hier schlafen!? Ich habe dir das nicht erlaubt!" gaffte sie jetzt mich nun an.

„Ich bin 18 Jahre alt, ich kann tun und lassen, was ich will und mit wem ich will." Giftete ich zurück und nahm dabei Hiccup an seinen Arm und schob ihn weiter hinter mich.

„Solange du noch unter MEINEM Dach wohnst, entscheide noch ich, wer hier schläft und wer nicht. Hast du etwa schon vergessen, was er dir angetan hatte?" schrie sie mich an und sah mich dabei vorwurfsvoll an. Ob ich das Vergessen hätte? Oh nein. Ich hatte ihm nur alles verziehen.

„Ich hatte so Angst um dich, du würdest nicht die Kurve schaffen. Wir waren verzweifelt, weil du jegliche Hilfe abgelehnt hattest. Selbst die Therapeutin wusste nichts mit dir anzufangen." Warf sie mir vor und ich zuckte zusammen. Die schmerzhaften Erinnerungen an damals, als ich mit niemanden sprach und versuchte den Schmerz zu verdrängen kamen zurück. Und ausgerechnet die schlimmsten Ereignisse musste sie nun vor Hiccup erwähnen, dessen Blick ich schon auf mir spüren konnte.

„Ich habe es nicht vergessen Mutter. Ich habe ihm nur verziehen." Konterte ich aber meine Mutter war noch lange nicht fertig. Sie hatte noch weitere Beschuldigungen und Argumente auf ihrer Schussbahn.

„Wie kannst du ihm nur verzeihen, nachdem er dich so behandelt hatte." Sagte sie fassungslos, „Und vor allem, nachdem, was neulich passiert war." Verwirrt und unwissend sah ich sie an.

Ich merkte, wie sich Hiccup hinter mir verkrampft und ich sah ihn verwirrt an. Sein Blick war starr auf meine Mutter gerichtet und es sah so aus, als hätte er Panik. Ich sah zwischen meiner Mutter und Hiccup und kam zu dem Entschluss, dass beide mir was verheimlichten.

„Hiccup, wovon spricht sie?" fragte ich nun drohend.

„Er hat es dir also noch nicht erzählt?" fragte meine Mutter und ich sah sie wieder an.

„Mir was nicht erzählt?" ich wurde immer unruhiger. Ich hatte so ein ungutes Gefühl, dass ich es nicht wissen sollte, doch meine Neugier war zu groß.

„Der Mörder deines Vaters wurde festgenommen." Sagte sie und sah Hiccup dabei mit Abscheu in ihren Augen an. Mein Blick wanderte wieder zu Hiccup und er spannte sich noch mehr an.

„Willst du es ihr sagen, oder soll ich es tun." Sagte sie und biss dabei ihre Zähne zusammen, als müsste sie sich zusammenreißen. Diese Situation wurde immer angespannter. Ich konnte sie förmlich schon greifen. Hiccup biss seine Zähne zusammen, wich den Blicken meiner Mutter aus und sah nach unten, so dass ich sein Gesichtsausdruck nicht erkennen konnte.

„Na schön, wie du willst." Meine Mutter wendete sich wieder an mich.

„Der Mörder, " sie spuckte das Wort aus, als sei es eine Schande, „deines Vaters ist niemand geringeres, als Stoik Haddock." Ihr Blick wanderte wieder zu Hiccup, „Deinem Vater." Geschockt sah ich Hiccup an.

„Ist das wahr?" fragte ich vorsichtig, „sag mir bitte, dass das nicht wahr ist." Ich flehte ihn praktisch an. Ich wollte das nicht glauben, dass sein Vater was damit zu tun hatte. Warum ausgerechnet er? Hiccup nickte betroffen und sah noch immer zu Boden.

„Und jetzt verschwinde aus diesem Haus. Ich will dich nie wieder sehen. Weder in meinem Haus, noch in der Nähe meiner Tochter. Und wagst du es auch nur sie anzurühren, oder dich mit ihr zu treffen, dann glaub mir, wünschest du dich nie geboren zu sein." Jetzt machte meine Mutter sogar mir Angst. Ihre Drohung war klar und deutlich. Ich durfte nie wieder Hiccup sehen, oder überhaupt mit ihm reden.

Klar, es erschütterte mich, dass sein Vater der Mörder war, doch ich gab Hiccup keinerlei schuld daran. Es war ein Unfall und er ist für mich da gewesen. Ich konnte ihm nicht böse sein. Und der Gedanke daran, dass ich ihn nicht mehr Treffen durfte, nicht mehr seine Nähe spüren durfte ... dieser Gedanke brachte mich um. Ich sah meine Mutter an, und hoffte, ich konnte sie umstimmen.

„Ihn trifft doch keine Schuld." Sagte ich flehend und wollte nach Hiccups Hand greifen, doch dieser war schon damit beschäftigt seine Sachen zusammen zu packen. Fassungslos drehte ich mich zu ihm um.

„Was machst du da?" ich wollte nicht, dass er jetzt ging. Warum gab er so leicht auf? Er wollte an mir vorbei, doch ich hielt seinen Arm fest. Ich zwang ihn in meine Augen zu blicken, doch in dem Moment, als er seinen Blick auf mich richtete, bereute ich es auch schon wieder. Meine Mutter half etwas nach, zerrte ihn an seinen Arm aus meinem Zimmer und ging mit ihm die Treppe runter. Ich stand noch da, schockiert darüber, was gerade geschehen war. Er hatte mich wieder verlassen. Bei diesem Gedanken wurde ich wütend. Er hatte mir was verheimlicht und er hatte mich verlassen. Na warte, so leicht kam er mir nicht davon. Schnell hatte ich mir was Ordentliches angezogen und rannte schon die Treppe hinunter. Meine Mutter hatte es vermutet, dass ich ihm hinterher lief und stand schon an der Tür.

„Warum willst du ihm Hinterher?" fragte sie mich fassungslos und ich sah sie mit ernster Miene an.

„Ihn trifft doch keine Schuld, dass Vater tot ist." Sagte ich, „Er hat doch nur versucht mir zu helfen, wie kannst du ihm da noch böse sein?"

„Du weißt doch gar nicht, wie schrecklich es war, dich mit einem gebrochenen Herzen zu sehen."

„Und dennoch hat er es wieder geheilt. Ich habe ihm schon längst verziehen. Und das solltest du auch." Sagte ich und ging an ihr vorbei nach draußen.

Hiccstrid HeartbeatWhere stories live. Discover now