Kapitel 29 - Er lässt mich nicht alleine

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Hiccup brachte mich dann nach Hause. Sein Wagen hielt vor meiner Haustür, doch ich wollte noch nicht aussteigen. Alleine der Gedanke, dass ich jetzt alleine sein werde zog meine Stimmung noch tiefer in den Keller. Ich starrte nach draußen in die Dunkelheit.

„Wenn es für dich in Ordnung ist, dann komme ich mit rein.“ Bot Hiccup an und ich nickte nur. Ich stieg aus und ging zur Haustür, während er den Wagen zuschloss und mir folgte. Ich ging in das Haus rein und wurde auch gleich von Stormfly begrüßt. Schnell schloss Hiccup hinter sich die Tür, damit die Hündin nicht rausgehen konnte. Neugierig schnupperte sie an Hiccups Hand. Sie erkannte ihn und sprang zu ihm hoch. Wir beide lachten etwas, doch meines verstummte augenblicklich, als ich das leere Haus betrat. Schuhe und Jacken hatten wir einfach in den Windfang gelegt und sind ins Wohnzimmer gegangen. Ich stand mitten im Wohnzimmer, Hiccup kam zu mir und umarmte mich. Seine schützenden Arme drückten  mich sanft zu ihm und er hielt mich fest in seinen Armen, als wollte er mich nie wieder loslassen. In diesem schützenden Moment fielen alle meine Barrieren und ich fing an bitterlich zu weinen. Ich merkte, wie Hiccup mich noch fester hielt und meine Arme wanderten automatisch hoch um seinen Nacken und legten sich darum. So standen wir nun da. Arm in Arm, schützend, als könnte uns niemand was antun. Nach einer Zeit beruhigte ich mich wieder, aber ich ließ ihn nicht los.

„Ich weiß, wie du dich fühlst.“ Flüsterte Hiccup an meinem Ohr, „Ich kann das nur zu gut nachvollziehen.“ Ich wusste, was er damit meinte. Auch er hatte wegen eines Autounfalls seine Mutter verloren. Sie lag Tagelang im Krankenhaus und ihr Zustand wurde immer schlimmer, bis die Ärzte dann schließlich ihre Quallen beendeten und alle Maschinen, die sie am Leben erhielten, abstellten.

„Aber es wird alles gut. Hörst du? Er wird es schaffen, er ist immerhin dein Vater.“ Meinte er und ich musste etwas lächeln bei den Worten, die er benutze. Das stimmte. Wenn es einer schaffte, dann er. Immerhin hatte ich die Sturköpfigkeit von ihm.

Hiccup löste sich von der Umarmung und sofort vermisste ich die Wärme, die er mir gab. Während er in die Küche ging, setzten sich meine Füße in Bewegung, Richtung Sofa. Ich setzte mich darauf und starrte in die Leere. Wer hätte das gedacht, dass es einen so komplett verändert, wenn die Liebsten in Lebensgefahr steckten. Hiccup kam aus der Küche mit Brot und einem Tee wieder. Dankend nahm ich den Tee an und nippte an ihm. Heiß war er, doch er bereitete in mir dieses wohlig warme Gefühl aus. Hiccup setzte sich neben mich hin und nahm eines von den geschmierten Broten. Ich rückte näher zu ihm heran und kuschelte mich an ihm. Er sah mich nur lächelnd an und legte mir seinen Arm um mich.

„So wie früher, huh?“ sagte er noch lächelnd. Ich musste kichern und stimmte ihm zu.

„Wie damals, als ich bei dir war und genau so lagen, und plötzlich deine Eltern reinkamen?“ fügte ich noch kichernd hinzu.

„Ja, sie haben einen ziemlich überraschten Eindruck gemacht.“ Wir beide fingen an leicht zu lachen, denn mir ging bis heute das Gesicht von Hiccups Eltern aus dem Kopf, als sie erfuhren, dass wir inoffiziell zusammen waren.

„Was war jetzt eigentlich mit deinem Dad?“ fragte er mich vorsichtig und meine gerade wiedergewonnene gute Laune verschwand.

„Meine Mom sagte, er wäre über die Straße gelaufen, als er gerade von der Arbeit heimkam, da erfasste ihn ein Auto. Er ist sofort ins Krankenhaus gekommen … allerdings wird derjenige, der ihn angefahren hat, noch gesucht.“ Erklärte ich ihm und er nickte. Lange saßen wir noch auf der Couch und erzählten uns vergangene Geschichten. Wir lachten, wir schweigten, und wir lächelten. Alles fühlte sich so wie früher an und es tat so gut, wieder mit ihm hier zu sitzen und einfach zu reden. Irgendwann nickte ich ein und ich merkte, wie mich Hiccup hochnahm und ins Bett brachte. Er wollte gerade wieder gehen, als ich nach seinem Hemd griff.

„Nicht … gehen … bleib  … hier …“ nuschelte ich schläfrig. Ich konnte  nicht sehen, wie sein Gesichtsausdruck auf meine Aussage war, doch es dauerte nicht lange, da spürte ich seine Warmen Lippen auf meiner Stirn.

„Ich komme gleich wieder, ich mache nur kurz Unten alles aus.“ Meinte er flüsternd und ich ließ ihn los. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, doch ich bekam noch mit, wie sich meine Tür schloss und er sich zu mir ins Bett legte. Lächelnd kuschelte ich mich an ihn und schlief ruhig ein.

-

Langsam wachte ich am nächsten Morgen auf, ließ aber noch die Augen geschlossen. Die Kuschelige Wand von Sonntag war wieder da und ich hatte vor jede einzelne Sekunde zu nutzen, um ihre Nähe und wärme zu spüren. Näher kuschelte ich mich an Hiccups Brust ran und ließ einen zufriedenen Seufzer meine Kehle entweichen. Ich spürte, wie Finger sanft meinen Pony aus meinem Gesicht strichen und ich öffnete halb die Augen und sah in Hiccup seine. Sofort musste ich lächeln, als ich ihn ansah, denn der Blick, den er mir schenkte, war so … liebevoll, so … herzerwärmend. Ich hätte ihn am liebsten jetzt geküsst … nur einmal seine weichen Lippen gespürt … warum hielt ich mich aber zurück … er sollte den ersten Schritt wagen. Er sollte mir zeigen, dass seine Liebe für mich noch nicht verloschen ist und dass sie immer noch gleich, wenn nicht sogar stärker war. Er sollte von sich aus sagen ‚Ich will dich zurück‘ …

„Hei.“ Sagte er und streichelte mir sanft meine Wange.

„Hei.“ Sagte ich auch und genoss seine Berührungen.

„Wir haben Freitag und Schulfrei. Was möchtest du heute machen?“ fragte er mich und ich dachte nach. Hiccup möchte also was mit mir Unternehmen.

„Lass uns in die Stadt gehen.“ Sagte ich, und er nickte.

Nachdem wir also gefrühstückt hatten und uns fertig angezogen hatten, holte ich mein Fahrrad aus der Garage und ging auf den Bürgersteig. Hiccup fuhr und ich saß auf dem Gepäckträger und hielt mich an ihn Fest. Der Jahrmarkt hatte dieses Wochenende geöffnet und wir wollten beide da unbedingt hin. Wir stellten das Fahrrad an einer sicheren Stelle ab und ich schloss es gut ab. Wir gingen gemeinsam durch die Stadt und unterhielten uns über alte Zeiten. Hiccup hatte wirklich viel erlebt, als er weggezogen war.

Hiccstrid HeartbeatWhere stories live. Discover now