Kapitel 26 - Fragen und Antworten

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Wir beide saßen frisch gewaschen und in neuen Klamotten im Wohnzimmer und schaufelten uns das Sonntagsfrühstück hinein. Hiccup hatte mir noch immer keine Antworten gegeben und ich wurde immer ungeduldiger. Schlussendlich legte ich das Besteck nieder, lehnte mich zurück und sah ihn an.

„Wie kam es, dass du Merida so nah an dich heran gelassen hast.“ Fragte ich barsch und direkt. Mir war schon Bewusst, dass diese Frage ziemlich tief in den Privaten Bereich ging, und dennoch wollte ich es wissen, wie sie es geschafft hatte, ihn für sich zu gewinnen.

„Nun, am besten fange ich beim Umzug an.“ Sagte er und legte auch sein Besteck nieder.

„Alles fing an, als ich zu ihnen in die Stadt gezogen bin, ich war wie immer der Neue und musste mich alleine zurechtfinden. Zuerst habe ich Jack kennen gelernt. Wir sind wirklich gute Kumpels geworden und ich machte auch wirklich jeden scheiß, den er veranstaltete, mit. Und das war nicht gerade wenig. Durch ihn habe ich dann auch die Mädels kennen gelernt. Zuerst Rapunzel, dann Merida und zum Schluss die Geschwister Elsa und Anna.“ Erzählte er und ich hing an seinen Lippen. Ich saß nur still da und hörte ihm zu.

„Jedenfalls, als er mir Merida vorstellte, habe ich, als ich sie gesehen habe, sofort an dich gedacht … bitte nehme das nicht in den falschen Hals auf. Sie hatte mich wirklich damals an dich erinnert. Sie war damals anders, als heute. Mit ihrer stolzen, sehr temperamentvollen aber auch liebliche Art hatte sie mich sehr an dich erinnert. Vor allem, da sie für mich dann da gewesen war, wie du damals, als ich den Autounfall hatte. Ich habe dich in ihr gesehen und deshalb ließ ich mich auf sie ein. Ich hatte dich in den ganzen Jahren so sehr vermisst, dass es mich praktisch um den Verstand brachte, dir nicht zurück zu schreiben, doch ich tat es nicht.“

„Warum?“ fragte ich leise und sah ihn an.

„Weil ich Angst hatte du hättest mich vergessen, denn deine Nachrichten wurden immer weniger und weniger. Es hätte mir sehr weh getan, wenn ich dich angeschrieben hätte und du nicht mal mehr meinen Namen wusstest. Aber jetzt, wo ich nun weiß, dass Merida die Nachrichten von dir gelesen und gelöscht hat, fühl ich mich richtig mies, dass ich dich nie angeschrieben habe. Wie … Wie kann ich das wieder gut machen?“ fragte er mich und sah mich an. Er wollte es wirklich noch gut machen, obwohl ich ihm schon gesagt hatte, dass ich ihm verzeihe.

„Lass dir was einfallen.“ Antwortete ich ihm und sah ihn spielerisch an. Mal sehen, ob er mich immer noch so überraschen konnte, wie damals. In meinem Kopf bildete sich plötzlich eine Szene, wie er mir wie jetzt gegenüber saß und mich mit diesem verführerischen Blick ansah. Langsam beugte er sich rüber und küsste mich … schnell schüttelte ich meinen Kopf um diesen Gedanken zu vertreiben. Sowas würde Hiccup nicht wagen. Nicht bei mir. Aber warum wünschte ich mir es dann, dass er genau so handelte. Was war nur mit mir los, dass ich ständig an ihn denken musste. Wollte ich ihn nicht eigentlich hassen? Auf ihn sauer sein und meine Wut an ihn raus lassen? Nun ja, das hatte ich eigentlich ja schon getan. Aber warum ließ ich ihn in meine Nähe? Ich hätte bei seinem Angebot von der Nachhilfe einfach nein sagen können, tat es aber nicht. Ich war ja eigentlich ziemlich nachtragend, was Fehler anbelangte, aber er verdrehte mir sowas von den Kopf, dass ich seine Fehler völlig vergas. Ein knacken in der Tür und das Rascheln von Schlüsseln holte mich in das Hier und Jetzt zurück. Erst jetzt merkte ich, dass wir uns die ganze Zeit in die Augen geschaut hatten. Meine Wangen wurden rot und ich sah schnell verlegen weg. Dann wieder das Geräusch und plötzlich ging die Haustür auf. Ein Glück, dass das Wohnzimmer nicht direkt zu sehen war, wenn man ins Haus kam. Mein Herz machte einen Satz und ich sah Hiccup geschockt an.

„Verdammt, meine Eltern kommen.“ Flüsterte ich ihm zu. Schnell stand ich auf und er tat es mir gleich. Hecktisch sah ich mich um und überlegte fieberhaft, wo ich ihn verstecken könnte. Ich lief um den Tisch rum und schob ihn zum Garten, doch ich merkte erst jetzt, dass es regnete. Ich fluchte leise, packte ihm am Arm und lief weiter. Er sah mich nur verwirrt an und versuchte mein Handeln zu verstehen.

„Astrid? Bist du daheim?“ rief mein Vater, und ich hörte, wie er durch das Haus ging. Sie waren fast da. Ich sah mich weiter um und schließlich fiel mein Blick auf das Bad. Schiebend, ja fast schubsend, brachte ich uns beide in das kleine Bad und schloss die Tür ab. Ich drückte ihn an die Wand und hielt ihm den Mund zu.

„Astrid?“ rief auch jetzt meine Mutter und plötzlich ging die Türklinke vom Bad runter. Ein Glück, dass ich die Tür abgeschlossen hatte.

„Astrid? Bist du da drinnen?“ fragte meine Mutter an der Tür.

„Ja.“ Antwortete ich.

„Kann ich bitte da rein?“

„Ehm ... geht gerade nicht. Ich sitze auf dem Klo, kann etwas länger dauern.“

„Hast du Bauchweh?“ fragte meine Mutter besorgt.

„Ne, nur zu viel gegessen. Du musst hoch gehen.“ Sagte ich und ich merkte, wie Hiccup seine Mundwinkel unter meiner Hand nach oben zu einem grinsen zog.

„Na gut.“ Meinte sie und entfernte sich von der Tür. Still lauschte ich vor der Tür, und als ich mir sicher war, dass niemand mehr da war, öffnete ich sie und schlich leise mit Hiccup raus. Schnell zogen wir uns an.

„Ich geh nochmal eine Runde raus.“ Rief ich ins Haus und bekam von meinen Eltern ein ‚Ok‘. Schnell schob ich Hiccup aus dem Haus und lief mit ihm die Straße entlang. Puh, das war knapp. Zusammen schlenderten wir den Weg entlang. Ich atmete tief die frische Luft ein, die wirklich gut tat, bei dem Kater, den ich hatte.

„Geht es eigentlich mit den Kopfschmerzen?“ fragte er mich besorgt und ich nickte. Wir kamen nach einer Weile an seinem Haus an und er blieb stehen. Es schien, als wollte er noch was loswerden, wusste jedoch nicht, wie er anfangen sollte.

„Ähm … Astrid?“ fragte er schüchtern und ich sah ihn an, „Du … ich wollte dich nochmal fragen, ob … naja, ich habe letztens Kinokarten gekauft für einen Film, doch Jack hat abgesagt, weil er irgendetwas mit Elsa macht … also hatte ich mir gedacht … vielleicht könntest du ja mitkommen … natürlich nur, wenn du willst.“ Ich fand das irgendwie süß von ihm, dass er mit mir ins Kino wollte und dass er ständig beim Reden stotterte, vor allem, wenn er mich fragte, ob ich mit ihm was Unternehmen möchte.

Hiccstrid HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt