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"Dann sehen wir uns in einer Stunde im Grill, ja?"
"Okay, bis später."
"Bis später." Mit diesen Worten legte Caroline auf und auch ich legte mein Handy beiseite.
Es war Freitagnachmittag und das Wissen, dass ich heute Abend etwas Normales vorhatte, tat irgendwie gut. Außerdem war ich froh, wieder rauszukommen. Auch wenn mein Bruder und ich uns häufig in die Haare gekriegt hatten vermisste ich ihn. Er hatte die Stadt verlassen, um das Band zu brechen, das Klaus Mikaelson geschaffen hatte, als er ihn in einen Hybrid verwandelt hatte. Und obwohl er mich meistens genervt hatte; ohne ihn war das Haus doch ziemlich still.

Nachdem ich eine Dusche genommen hatte schlüpfte ich in einen karierten Skaterrock und einen schwarzen, viel zu großen Hoodie. Mein Blick fiel auf das Tattoo auf meinem Knie. Es war ein kleines V, für Vicki. Ich seufzte, als ich daran dachte was im letzten Jahr alles vorgefallen war.
Nicht nur war meine beste Freundin gestorben, nein. Ich hatte herausgefunden, dass gefühlt die Hälfte der Einwohner dieser Stadt nicht menschlich waren; Tyler und ich eingeschlossen. Nur, dass Tyler den Werwolf-Fluch im Gegensatz zu mir schon ausgelöst hatte und nun sogar dank Klaus ein Hybrid war.
Als ich das Tattoo gestochen hatte, hatte ich noch geglaubt, dass Vickis Tod für eine Weile das Aufwühlendste war, was in dieser Stadt geschehen würde. Hätte ich nur gewusst, wie sehr ich mich da getäuscht hatte.
Nur ein paar Monate später starb unser Vater, woraufhin ich mir selbst die Haare bis zum Kinn abschnitt. Inzwischen waren sie etwas länger, doch meiner Mutter gefielen sie trotzdem nicht.
Und jetzt war Tyler ein Hybrid und ich wusste nicht einmal in welchem Teil des Landes er sich gerade aufhielt.

"Mom, ich treffe mich mit Caroline im Grill", sagte ich und warf einen Blick ins Wohnzimmer, wo meine Mutter auf dem Sofa saß.
Sie blickte von dem Buch auf, das sie gerade las. Sie runzelte kurz die Stirn, was vermutlich daran lag, dass sie keinem Vampir wirklich traute, nickte dann aber.
"In Ordnung. Hast du von Tyler gehört?"
Sie stellte mir diese Frage jeden Tag und jeden Tag tat es irgendwie weh. Mir war klar, dass Tyler wiederkommen würde, doch ich merkte ihr an, dass sie nicht so gut damit zurecht kam, wie sie nach außen vorgab.
Ich schüttelte nur den Kopf. "Tut mir leid."
Sie seufzte, setzte dann aber wieder ein Lächeln auf.
"Genieß deinen Abend."
"Danke Mom", sagte ich und erwiderte ihr Lächeln.
Als ich draußen war seufzte ich. Schon wieder baute sich dieser Druck in mir auf. Die Emotionen und die Wut. Das waren die Auswirkungen des Wolf-Gens, die ich schon immer zu spüren bekommen hatte, genau wie Tyler und unser Vater.
Dieses Gen war der Grund, weswegen Dad uns nie ein guter Vater sein konnte und weswegen Tyler in der Schule mehr Schlägereien gehabt hatte, als ich an beiden Händen abzählen konnte.
Und nicht auch zuletzt der Grund dafür, dass ich mit Vicki mehr Tabletten eingeworfen und mehr Gras geraucht hatte, als gut gewesen war. Jeder von uns hatte seinen eigenen Weg gefunden mit den überwältigenden Gefühlsausbrüchen klarzukommen.
Inzwischen konnte ich besser damit umgehen als vor einem Jahr noch, aber mein Konsum an Betäubungsmitteln und anderen Dingen war immer noch nicht gerade gesund.
Aber immerhin hatte ich jetzt Freunde, die ähnliche Probleme hatten und mit denen ich reden konnte, statt damit allein zu sein.

Gerade eben half das allerdings nicht. Ich spürte, wie sich der Druck immer stärker in meiner Brust aufbaute. Wenn das so weiter ging würde ich mich in wenigen Minuten wieder fühlen, als würde ich explodieren vor Anspannung.
Eins war mir klar; Ich würde den Grill heute Abend definitiv nicht nüchtern verlassen.

"Hey, da bist du ja!", begrüßte Care mich lächelnd und nahm mich in den Arm.
"Tut mir leid, habe ich mich sehr verspätet?", fragte ich, während ich mich neben ihr auf einen Barhocker setzte.
"Nein, Caroline sitzt hier nur schon zu lange", mischte sich Damon an, der einen Stuhl weiter ebenfalls am Tresen saß. Wir waren nicht die besten Freunde; er war mitverantwortlich für Vickis Tod, allerdings hatte ich das Gefühl er hatte sich seitdem etwas verändert. Außerdem trank er viel, weswegen wir schon häufiger Abende (wenn auch hauptsächlich schweigend) hier zusammen verbracht hatten.
"Sei einfach still, Damon", erwiderte Care und verdrehte die Augen. "Bonnie kommt später auch noch. Aber egal. Hast du auch schon eine Einladung bekommen?"
Ich runzelte die Stirn.
"Was für eine Einladung?"
"Zu dem Ball. Der Mikaelsons. Du weißt schon, mächtigste Vampir-Familie überhaupt und so."
"Was?", fragte ich verwirrt. Der Kellner trat zu uns und nachdem ich mir einen Whiskey bestellt hatte wandte ich mich wieder zu Caroline.
"Was für ein Ball?" Sie zuckte mit den Schultern.
"Die Familie veranstaltet einen Ball zu ihrer Wiedervereinigung. Bisher kannten wir nur Klaus und Rebekah, aber scheinbar gibt es mehr Geschwister."
"Ich bin mir sicher, das wird lustig", mischte Damon sich erneut ein.
"Natürlich", murmelte ich. Ein Haufen übernatürlicher, darunter ein paar Urvampire und ein Hybrid. "Das wird lustig."

Hey,
ich hoffe der Teil gefällt euch:)
Ich bin offen für Feedback und Verbesserungsvorschläge!
Noch eine wichtige Sache: Drogen etc sind nicht "cool" oder so etwas, aber ich denke das wisst ihr auch. Ich wollte nur einmal einen Charakter einbringen, bei dem soetwas auch thematisiert wird, wie bei Jeremy und Vicki in Staffel 1 zum Beispiel. Mir war es nur wichtig, das noch einmal anzumerken:)

Breathe - Kol MikaelsonWhere stories live. Discover now