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"Bree?"
Ich drehte mich um und lächelte.
Kol stand oberkörperfrei vor mir in der Küche und das war wirklich ein ziemlich angenehmer Anblick.
"Gott, ich dachte dir wäre schon wieder irgendetwas passiert", sagte er halb genervt, halb erleichtert und verdrehte die Augen.
"Ich mache nur Kaffee", erwiderte ich lachend und drehte mich wieder zu der Kaffeemaschine.
Plötzlich stand er direkt hinter mir und schlang seine Arme um meine Taille.
"Außerdem ist es nicht so, als würde ich jeden zweiten Tag fast sterben", fügte ich hinzu.
Ein Kribbeln breitete sich dort auf meiner Haut aus, wo seine Finger mich berührten.
"Bei dir kann man nie wissen", sagte er und platzierte einen Kuss auf meiner Wange.
Ich lächelte.
Dieses Kribbeln in meiner Brust fühlte sich so echt an.
Vielleicht würde ab jetzt ja wirklich alles besser werden.

Als ich aufwachte lag ich auf nassem Beton.
Natürlich war die Realität um einiges härter als meine Erinnerung von gestern früh.
Gestern früh. Das fühlte sich so unheimlich weit weg an.
Wäre ich ein Mensch oder ein Werwolf gewesen, wäre ich vermutlich schon halb erfroren, doch jetzt nahm ich die Kälte kaum wahr.
Es schüttete wie aus Kübeln und es war nach wie vor dunkel, also konnten nicht mehr als höchstens ein paar Stunden vergangen sein.

Kol war weg. Natürlich war er das.
Wieso hätte er auch hierbleiben sollen, nachdem er mir das Genick gebrochen hatte?
Gott, es schien wirklich schlimm zu sein.
Gestern hatte alles noch so normal gewirkt und jetzt hatte mein Freund mir kurzerhand das Genick gebrochen.
Ich stand auf und sah mich um. Auch der Mann, von dem Kol zuletzt getrunken hatte war verschwunden.
Ich zog mein Handy aus der Jackentasche.
Drei verpasste Anrufe.
Einer von Caroline, die anderen von Klaus.
Wieso rief Klaus mich an?

Ich seufzte und rief Caroline zurück. Auch wenn es inzwischen eindeutig wichtigere Probleme gab, hatte ich ein schlechtes Gewissen, sie einfach sitzen gelassen zu haben.
"Bree? Geht es dir gut?", begrüßte sie mich aufgebracht.
Wieso machte sie sich Sorgen? Irgendetwas musste passiert sein, während ich bewusstlos gewesen war.
"Ja, wieso?"
"Du bist nicht an dein Handy gegangen und ich dachte, Kol hätte dir etwas getan."
Beinahe hätte ich lachen müssen, allerdings nicht aus Freude.
"Nein, es ist alles in Ordnung", antwortete ich. "Weißt du, wieso dein Freund mich angerufen hat?", fragte ich dann, während ich weiter die Straßen entlangging. Vielleicht hatte ich ja doch eine Chance, Kol noch zu finden.

"Er ist nicht-"
"Hallo, Bree", unterbrach Klaus sie, der ihr, wie es sich anhörte, mitten im Satz das Handy aus der Hand genommen hatte.
"Wieso hast du angerufen?", fragte ich.
"Hast du Kol gefunden?"
Ich seufzte. "Ja. Aber er hat mir das Genick gebrochen und ich habe keine Ahnung, wo er jetzt ist."
"Verdammt", fluchte er, sichtlich gereizt.
"Ist er vielleicht wieder zu euch nach Hause gekommen?", fragte ich, auch wenn ich mir nicht wirklich Hoffnungen machte, dass das der Fall war.
"Denkst du denn wirklich, wir wären nicht auf die Idee gekommen dort nachzusehen?"
"Ach, habt ihr das?", fragte ich sarkastisch.

"Hat er nicht", antwortete Caroline, die Klaus scheinbar das Handy wieder entwunden hatte.
"Aber du solltest nicht dort hingehen, Kol ist ein Urvampir und er ist gefährlich und-"
"Und ich bin ein Hybrid. Ich bin nicht so einfach tot zu kriegen, Care", unterbrach ich sie und machte mich auf den Weg Richtung Mikaelson-Villa.
"Außerdem wird Kol mir nichts tun. Wenn er mich töten wöllte, hätte er das schon getan."
Sie seufzte.
"Genieß deinen Abend mit Klaus, wenn ich dich schon habe sitzen lassen, okay?", fragte ich und sie lachte leise.
"Natürlich. Danke, Bree."

-

"Kol?", rief ich, als ich im Eingang der Villa von Kols Familie stand.
Er erwiderte nichts, natürlich nicht.
Also rannte ich so schnell ich konnte die Treppen hinauf und zu seinem Schlafzimmer.
Als ich die Tür aufstieß wusste ich nicht, ob ich erleichtert oder besorgt sein sollte.

"Du hast mich also gefunden, Liebling", sagte er grinsend.
Ich spürte etwas, was sich wohl am besten mit einem Stich ins Herz beschreiben ließ.
Seine Stimme klang auf diese schadenfrohe Art und Weise amüsant, die ich von ihm noch nicht wirklich kannte.
Vermutlich lernte ich jetzt den vom Vampirismus gesteuerten Kol Mikaelson kennen.
In seiner Hand hielt er einen Baseballschläger und ich vermutete jetzt schon, dass das nichts Gutes zu verheißen mochte.
"Du bist ziemlich schnell wieder auf den Beinen dafür, dass ich dir das Genick gebrochen habe", meinte er und hob den Baseballschläger, um ihn auf seiner Schulter zu stützen.

Ich verdrehte die Augen.
"Die Nummer mit dem Baseballschläger? Wirklich, Kol?", fragte ich zynisch.
"Seit wann bist du...", begann ich, hielt dann allerdings inne, da ich nicht wirklich wusste, wie ich diesen Zustand beschrieben sollte.
"Ein irrer Serienmörder? Meinst du das?", fragte er und ging mit demselben Grinsen auf den Lippen wie vorhin auf mich zu.
Ich seufzte.
"Kol, das bist nicht du", sagte ich sanft und ging ebenfalls einen Schritt auf ihn zu. Auch wenn das nicht der Kol war, den ich kannte, hatte ich keine Angst vor ihm.

Er lachte kalt.
"Liebling, wie lange kennen wir uns? Ein paar Monate? Und du denkst wirklich mich so gut zu kennen, dass du mir sagen kannst, was ich bin und was nicht?"
Autsch.
Es hätte nicht so weh getan, wenn ich gewusst hätte, dass er falsch lag. Aber das tat er vermutlich nicht.
"Jetzt geh", sagte er und legte den Kopf schief. "Ich möchte dir wirklich ungern wehtun, Liebling."
"Ich gehe nicht, bevor du nicht mit mir geredet hast", sagte ich und trat noch einen Schritt vor.
"Ich kenne dich noch nicht lange, aber deine Gefühle waren echt. Und dass sie das jetzt nicht mehr sind, zeigt nur, dass das gerade nicht du bist!"
Er hielt einen Moment inne.
"Vielleicht hast du Recht."

Gerade, als wieder Hoffnung in mir aufkeimte, holte er mit dem Baseballschläger aus.
Trotz meiner verbesserten Reflexe konnte ich nichts tun, als er ihn mir mit voller Wucht gegen den Kopf schlug.
Ich fiel zu Boden und hatte das Gefühl mein Schädel würde explodieren. Als Mensch wäre ich mit Sicherheit bewusstlos, wenn nicht tot.
"Aber vielleicht will ich auch gar nicht ich selbst sein", fügte er hinzu, als ich ihn ansah.
In meinen Augen hatten sich Tränen gesammelt, aber ich wusste nicht, ob es wegen dem emotionalen oder dem physischen Schmerz war.
"Komm schon, Liebling", säuselte er. "Du hättest nur gehen müssen, dann wäre das nicht passiert."

Mein Blick fiel auf den Schläger in seiner Hand.
Noch im Sitzen riss ich ihn ihm aus der Hand und brach das vordere Ende ab.
Er wollte sich auf mich stürzen, doch bevor er mich erneut angreifen konnte, hatte ich ihn mit all der Kraft, die ich aufbringen konnte an die Wand am anderen Ende des Zimmers geschleudert.
Ehe er noch etwas tun konnte bohrte ich das Holz in seine Brust. Nicht in die Stelle, an der sein Herz war, aber knapp daneben.

Er keuchte vor Schmerz auf.
"Denk nicht, dass ich dich einfach so aufgebe, Kol", zischte ich und stieß den Baseballschläger noch so viel weiter durch seine Brust, dass er in der Wand hinter ihm stecken blieb.

Kol schenkte mir nur ein kaltes Lächeln.
"Viel Erfolg, Liebling."

Heyy,
ich musste diese Gifs einfach benutzen haha
Würde mich sehr über Feedback in den Kommentaren freuen (:

Breathe - Kol MikaelsonWhere stories live. Discover now