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Unsanft wurde ich von dem Gefühl, dass mein Kopf so stark pochte, dass mein Schädel fast bersten würde, geweckt.
Verwirrt blinzelte ich, konnte jedoch kaum etwas sehen.
Wo auch immer ich war, es war fast komplett dunkel und die einzige Lichtquelle war ein Streifen Licht, der unter einer Tür seinen Weg hier rein fand.
Wo zur Hölle war ich?
Ich setzte mich auf und massierte mit zwei Fingern meine Schläfen.

Wieso hatte diese Hybridin mich bewusstlos geschlagen? Was hatte ich getan?
Hatte sie Angst gehabt, ich würde ihrem und Tylers Plan im Weg stehen?
Tyler. Ich musste Tyler finden. Ich musste wissen, ob sein Vorhaben, Klaus loszuwerden auf eine so dramatische Art und Weise gescheitert war, wie ich geglaubt hatte, oder ob er noch lebte.

Langsam stand ich auf und griff ein paar mal ins Leere bis ich die Türklinke fand.
Immerhin hatte sie mich nicht eingeschlossen.
Für einen kurzen Moment war ich durch das grelle Licht geblendet und kniff die Augen zusammen.
Dann drehte ich mich um, um nachzusehen, wo ich überhaupt gelegen hatte.
Oh, sie hatte mich also in der Besenkammer entsorgt. Immerhin nicht direkt im Müllcontainer.

Tyler. Ich musste herausfinden, ob es ihm gut ging.
Also nahm ich mein Handy und rief ihn an. Es war vermutlich der einfachste Weg. Angespannt wartete ich darauf, dass er abnahm, während ich nach draußen ging, in der Hoffnung ihn vielleicht zu finden.
Die Nacht war bereits eingebrochen und es waren kaum noch Menschen hier. Ich hatte also mehrere Stunden in der Besenkammer verbracht.
Als Tylers Mailbox sich meldete legte ich seufzend auf.
Wo steckte er?

Suchend lief ich über den Platz, an dem zuvor das Fest stattgefunden hatte, doch ich wurde nicht fündig.
Hier und da lag noch Kunstschnee, ein paar Stühle und Stehtische standen herum, doch von Tyler war keine Spur.

"Guten Abend, Liebes."
Ich drehte mich um und erschrak furchtbar, als ich Klaus vor mir stehen sah.
Nicht die Tatsache, dass er hier war, sondern das Blut, das an seinen Händen und überall an seinem Anzug klebte.
Augenblicklich wurde mir schlecht. Tylers Plan war nicht aufgegangen.
"Was hast du mit Tyler gemacht?", fragte ich sofort.
Er lachte kalt.
"Nichts. Auch wenn er das verdient hätte, aber seine Hybriden schienen ihm sowieso nicht so treu gewesen zu sein, wie er gedacht hat."
Was sollte das denn bitte bedeuten?
"Du wusstest also von seinem Plan?, fügte er dann noch hinzu und Wut blitzte in seinen Augen auf.
"Nein. Also ja, er hat mir vor ein paar Stunden davon erzählt, aber Kim hat mich kurz danach bewusstlos geschlagen", erzählte ich.

Ich wusste nicht, ob ich Klaus davon erzählt hätte, wenn ich nicht die ganze Zeit in einer Besenkammer gelegen hätte.
Wieso genau Tyler ihn so dringend hatte loshaben wollen, hatte ich nicht verstanden, aber wahrscheinlich hätte die Loyalität zu meinem Bruder überwogen und ich wäre still geblieben.

"Sie ist tot. Naja, das sind sie alle", meinte Klaus. "Und du richtest deinem Bruder am besten aus, er soll die Stadt verlassen. Wie du dir sicher vorstellen kannst, bin ich nicht mehr gerade gut auf ihn zu sprechen."
Nicht schon wieder. Ich wollte nicht wieder Wochen lang mit Mom allein in diesem Haus sitzen.
Dennoch nickte ich.
"Und du solltest zum Brunnen gehen. Diese Kim war deinem Bruder nicht gerade treu", sagte er dann.
Bitte? Was meinte er damit? In meinem Magen bildete sich ein Knoten.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen nickte ich und ging an Klaus vorbei Richtung Brunnen.
Was meinte er damit?
Schon von Weitem konnte ich einen leblosen Körper am Boden liegen sehen. Kims Leiche.
Oh Gott, nein.
Die Leiche der Hybridin war nicht, was mich schockierte.
Sie war nicht die einzige, die leblos da lag.
Meine Mutter lag genauso da, der Oberkörper im Wasser des Brunnens.

Nein. Nein, nein, nein!
"Mom?", sagte ich mit zitternder Stimme und zog sie aus dem Wasser.
"Mom!"
Ihre glanzlosen Augen waren weit geöffnet und starrten ins Leere.
Das konnte nicht wahr sein.
Das durfte nicht wahr sein.

Ich hatte das Gefühl, mich nicht mehr auf den Beinen halten zu können und fiel auf die Knie.
Ihr Kopf lag auf meinem Schoß.
Meine Hände zitterten und ich wollte weinen, doch die Tränen kamen nicht. Ich fühlte mich taub und verloren.
Mom. Sie konnte nicht...

Mein Telefon klingelte und ohne überhaupt nachzusehen, wer anrief, ging ich ran.
"Bree, geht es dir gut? Wieso hast du angerufen?"
Tyler. Er klang aufgebracht und besorgt.
"Tyler, es... Ich..."
Ich hatte keine Ahnung war ich sagen sollte.
Meine Stimme hörte sich nicht an als wäre es meine eigene, sie klang um einiges fragiler und irgendwie... fremd.
"Was ist passiert? Wo steckst du?"
Ich konnte es ihm nicht sagen, aber ich musste.
"Mom", sagte ich leise und bemerkte, wie meine Stimme zu zittern begann.
"Was ist mit Mom?", fragte er und ich bemerkte, dass er lauter sprach als sonst.
"Mom. Sie ist tot."

Breathe - Kol MikaelsonWhere stories live. Discover now