Sieben Jahre später

2.2K 84 16
                                    

"Wer ist Bree?"
Erschrocken blickte ich auf; ich hatte die Hexe zwar kommen hören, allerdings nicht mit dieser Frage gerechnet.
Davina stand mit verschränkten Armen vor mir und sah mich erwartungsvoll an.

Obwohl kein Tag verging, an dem ich nicht an sie dachte, fühlte es sich an wie ein Schlag in die Magengrube, ihren Namen wieder zu hören.
"Wie kommst du darauf?", fragte ich kühl. Sobald es um sie ging, konnte ich nicht anders, als diese Maske wieder aufzusetzen. Ich hatte Angst, andernfalls würde sich wieder diese Leere in mir ausbreiten, die ich damals ständig gespürt hatte.

"Ich habe das hier gefunden", erwiderte Davina kalt und legte ein Blatt Papier auf den Tisch zwischen uns.
Es war, als würde mir das Blut in den Adern gefrieren. Sie hatte den Brief gelesen, den Bree mir geschrieben hatte, kurz bevor sie den Schalter umgelegt hatte. Es war das letzte, was ich noch von ihr hatte - das einzig Persönliche, was mir von ihr geblieben war.

"Das war lange her", antwortete ich tonlos und nahm den Zettel in die Hand.
Ich hatte ihn immer in meinem Portemonnaie aufbewahrt, das ich heute Morgen bei Davina hatte liegen lassen.

Seit drei Monaten war ich mir ihr zusammen, doch ich hatte ihr noch nie von Bree erzählt. Zwar fühlte es sich irgendwie falsch an, ihr das zu verschweigen, allerdings hatte ich bisher einfach nicht mit ihr darüber reden können.

"Wer ist sie, Kol?", fragte Davina erneut, diesmal mit deutlich mehr Ärger in der Stimme als eben noch.
Ich atmete tief ein und sah sie an. Auch wenn ich jeden Tag an Bree dachte, hatte ich das Gefühl, mein Herz würde tonnenschwer werden, als ich jetzt tatsächlich von ihr erzählen musste

"Bree war ein störrisches Biest, als ich sie kennen lernte. Etwas eigensinnig, auf ihre Art und Weise. Aber hilflos, als hätte man sie einfach in diese Welt geworfen und sie wüsste nicht, was überhaupt passiert.", seufzte ich.
Davina hörte mir zu, doch ihre Wut schien sich nicht gerade zu verringern.
"Dann passierten viele Dinge auf einmal und sie lernte, sich zu wehren, immer und immer mehr mit der Zeit. Und während mein Bruder mich erdolcht hatte, wurde sie zu einer Waffe. Aber sie hat sich dann schließlich gegen sich selbst gerichtet."

Als ich fertig war, fühlte sich meine Kehle wie zugeschnürt an.
Der Moment, wie das Licht langsam aus Brees Augen erlosch, als sie in meinen Armen lag, spielte sich in meinen Gedanken ab. Am Liebsten hätte ich geschrien oder irgendetwas zerschlagen, doch stattdessen stand ich hier, vor Davina, und wartete auf ihre Reaktion.

"Sie ist tot?", fragte sie, woraufhin ich nur stumm nickte.
Ihre Wut wich langsam so etwas wie Zweifel und sie durchlöcherte mich förmlich mit ihrem Blick.

"Liebst du sie noch?", fragte sie dann leise, aber bestimmt.
Mein Herz setzte einen Moment aus und ich war wirklich dankbar dafür, dass sie das nicht hören konnte.
"Nicht wie ich dich liebe, Davina", erwiderte ich, woraufhin sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen schlich.

Es fühlte sich falsch an, das zu sagen, auch wenn es keine Lüge war.
Ich liebte sie nicht, wie ich Davina liebte.
Denn so sehr wie Bree könnte ich wohl nie wieder jemanden lieben.

Breathe - Kol MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt