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Seit zwei Wochen war ich auf der Durchreise durch das gesamte Land.
Ich hatte bereits acht Gebäude von Kingmaker Land Development nieder gebrannt.
Die meisten Sicherheitskräfte hatte ich getötet, doch die Werwölfe und Vampire, die teilweise in den Labors eingesperrt gewesen waren, hatte ich frei gelassen.
Nicht, weil es mir wichtig war, sie zu retten, sondern weil ich mir sicher war, dass Lucien nicht gerade gerne Testobjekte verlor.

Mein Handy hatte ich bereits an dem Tag, an dem ich New Orleans verlassen hatte, weggeworfen.
Ich war ausschließlich mit gestohlenen Autos unterwegs (was mir dadurch um einiges erleichtert wurde, dass ich die Menschen einfach manipulieren konnte) und wechselte mein Fahrzeug mindestens einmal in zwei Tagen.
So war die Wahrscheinlichkeit, dass mich irgendjemand fand um einiges kleiner. Auch wenn es zum Beispiel Freya sicher ein Leichtes gewesen wäre, mich mit Hilfe eines Lokalisierungszaubers aufzuspüren.
Falls irgendjemand vorhatte mich zu suchen.

Gerade fuhr ich eine verlassene Landstraße, die zum Highway führte, und genoss die Sonne.
Das nächste Firmengebäude lag noch etwa vier Stunden Fahrt von mir entfernt. Ich griff nach der Vodkaflasche auf dem Beifahrersitz, schraubte sie auf und nahm einen Schluck.
Seit ich etwa jeden zweiten Tag ein anderes Gebäude niederbrannte, erschien mir Alkohol am Steuer kaum mehr wie  ein Verbrechen.

In dem Moment, in dem ich die Flasche wieder ablegte, tauchte urplötzlich etwas - oder viel mir jemand - vor mir auf der Straße auf.
So plötzlich, dass es mir kaum gelang rechtzeitig zu bremsen.
Die Reifen quietschen ohrenbetäubend und der Wagen blieb schlitternd stehen.
So schnell hätte niemals ein Mensch vor das Auto springen und dann wieder verschwinden können. Irgendjemand mit übernatürlichen Fähigkeiten war hier im Spiel.

Ohne einen weiteren Moment abzuwarten riss ich die Tür auf und stieg aus dem Auto.
Etwa fünfzig Meter vor mir stand ein Mann, der mich stoisch anstarrte. Er war völlig unverletzt - definitiv ein Vampir.

"Diese Nummer ist nicht sehr originell, wissen sie das?", rief ich ihm zu.
Bevor ich allerdings noch etwas tun konnte, hörte ich Schritte hinter mir. Sehr schnelle Schritte.
Augenblicklich drehte ich mich um und fand mir gegenüber eine Frau, die mich ebenso entschlossen anblickte wie der Mann, der sich vor mein Auto geworfen hatte.
Ich seufzte genervt.
"Was wollen sie? Und bitte machen sie es schnell, ich habe später noch Termine", sagte ich.

Sie kam auf mich zu und zog einen Pflock aus Holz.
"Ach, das ist ja süß", bemerkte ich und verpasste ihr einen Tritt in den Brustkorb.
Der andere Mann kam von hinten nun ebenfalls auf mich zu, was mir dank meines Gehörs frühzeitig auffiel.
Ich drehte mich um und schlug ihm so fest gegen die Schläfe, dass er zur Seite flog und gegen die Karosserie meines Autos geschleudert wurde.

Es dauerte nicht lange, bis ich die Frau ausgeschaltet hatte, indem ich ihr das Genick brach, und mich nun dem männlichen Vampir widmen konnte.
Er war stark, das musste ich ihm lassen, allerdings nicht so stark wie ich.
Deswegen kostete es mich nicht viel Zeit, ihm meine Hand in die Brust zu rammen und sein Herz in meine Faust zu schließen.
Jetzt stellte sich mir nur eine Frage: wer hatte die beiden geschickt?

"Also", sagte ich ruhig, während er verzweifelt vor Schmerzen keuchte und um Atem rang.
"Ich lasse sie gehen. Aber sie müssen mir sagen, wieso sie mich töten wollen. Außer natürlich, sie und ihre Freundin wollen so bald wie möglich sterben, dann lässt sich das natürlich auch einrichten."

Als er mir nach einigen Momenten nicht antwortete, verstärkte ich meinen Griff um sein Herz.
"Sie haben nicht mehr lange", drohte ich mit kalter Stimme.
"Lucien Castle", keuchte er und ich lächelte zufrieden.
Diese Antwort genügte mir schon. Es war mehr als offensichtlich, weswegen er mich tot sehen wollte.
"Na also", säuselte ich zufrieden und zog meine Hand zurück. "So schwer war das doch gar nicht!"
Ich schenkte ihm ein Lächeln, bevor ich ihm ebenfalls das Genick brach.

Lucien schickte also bereits seine kleinen bediensteten Vampire, um mich zu finden und zu töten.
Das konnte ja lustig werden.

Kol

"Hallo Kol."
Entnervt leerte ich meinen Scotch und blickte dann auf.
"Bist du gekommen, um meinen Tag zu ruinieren, Lucien?", fragte ich zynisch, während der Vampir sich zu mir an die Bar setzte.
Ich hatte Lucien nie wirklich gehasst, allerdings hatte ich ihm schon immer misstraut.
Inzwischen war das etwas anders; allein wenn ich sein Gesicht sah hätte ich auf ihn losgehen können.
Er war der Grund dafür, was gerade mit Bree passierte und ich fragte mich, weswegen ich ihm nicht schon längst das Herz herausgerissen hatte.

"Bitte, Kol, wie denkst du von mir?", fragte er mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen.
"Im Gegenteil - ich mache dir ein Angebot."
Skeptisch hob ich die Brauen. Lucien Castle machte mir ein Angebot; das konnte nichts Gutes verheißen.
"Ich höre", meinte ich kalt sah ihn fordernd an.
"Ich weiß, dass wir beide auf der Suche nach deiner kleinen Hybriden-Killerin sind und ich will, dass sie so schnell wie möglich gefunden wird", erzählte er.
"Und ich würde vorschlagen, dass das deine Aufgabe ist."

"Lucien, auch wenn es hier um meine Freundin geht", sagte ich und lächelte ihn kalt an, "was lässt dich denken, dass du mir Befehle irgendeiner Art geben könntest?"
"Naja, entweder du findest sie zuerst und unterbrichst ihre kleinen pyromanischen Anfälle oder sie stirbt", erwiderte er und nippte an seinen Drink.
Natürlich hatte ich vor, Bree zu finden, aber wieso wollte mich Lucien unbedingt dazu nötigen?

"Und du denkst es wäre mir ein Anliegen, dir zu helfen, weil...?", fragte ich genervt.
Ich war seine leeren und bedeutungslosen Drohungen langsam leid.
"Weil wir ein Ziel haben Kol", seufzte er und nahm erneut einen großen Schluck, bevor er mich angrinste.
"Und ich weiß, wohin sie als nächstes will."
Ich hielt inne. "Woher?"
"Zwei meiner Vampire haben versucht sie töten. Sie sind gescheitert. Wenn du sie nicht bald findest und von ihrem Vorhaben abhältst, wird das nicht das letzte mal sein, dass sie von einem meiner Leute angegriffen wird" meinte er und sein Grinsen wurde breiter. "Außerdem kann ich dir sagen, wo genau sie vor etwa einer halben Stunde war."

Vor einer halben Stunde? Das war nicht lange und so könnte ich vielleicht herausfinden, wo sie sich gerade befand.
"Schön", meinte ich kühl. "Wo ist sie?"

"Kol, wo steckst du?", fragte Klaus am anderen Ende der Leitung.
"Ich suche nach Bree", erwiderte ich kühl. Ich wusste, dass er es dumm von mir fand, dass ich sie finden wollte.
Gerade eben befand ich mich im Auto auf dem Weg zum Flughafen. Nur zu fahren hätte viel zu viel Zeit gekostet, um zu dem Firmengebäude zu gelangen, das meine Freundin vermutlich als nächstes abbrennen wollte.

"Um Himmels Willen, Kol, sie kann auf sich selbst aufpassen!", seufzte Klaus genervt.
Wut kochte in mir auf; mir war klar, dass Bree nicht gerade schwach war, dennoch wollte ich sie nicht in ein offenes Messer laufen lassen.
"Vor zwei Wochen wolltest du sie auch noch unbedingt finden, Nik, also-"
"Ja, vor zwei Wochen wollte ich Bree noch finden, aber das war bevor sie so viel von Luciens Eigentum zerstört hat, dass wir den Schein des Friedens nicht mehr aufrecht erhalten können."

"Er weiß, wo Bree ist?", hörte ich eine andere Stimme sagen.
"Liebes, er-"
In dem Moment hörte ich, wie Klaus sein Handy aus der Hand gerissen wurde.
"Hallo Caroline", sagte ich schmunzelnd.
Es war schön zu sehen, wie mein Bruder seinen Willen einmal wieder nicht durchsetzen konnte.
"Weißt du, wo Bree gerade ist?", fragte sie aufgeregt.
In Mystic Falls hatte ich nie viel mit ihr zu tun gehabt, aber seit Bree weggelaufen war, hatten wir öfters miteinander geredet und mir war aufgefallen, dass ich sie sogar einigermaßen leiden konnte.

"Ich glaube sie will nach Cleveland. Wenn ich Glück habe erwische ich sie dort", meinte ich und seufzte bei dem Gedanken daran.
Selbst wenn ich sie finden würde, was dann?
"Hast du eine Ahnung, wie du sie dazu bringen kannst ihre Menschlichkeit wieder anzustellen?, fragte Caroline besorgt.
Ich lachte kalt auf.

"Das wollte ich dich fragen, immerhin habt ihr es bei Elena auch irgendwie geschafft", erwiderte ich.
"Als Elena den Schalter umgelegt hatte, hat sie mein Ballkleid gestohlen und nicht mal eben Gebäude einer Millionen schweren Firma niedergebrannt. Ich glaube bei Bree ist das etwas anders."

Hey, ich hoffe ihr hattet einen guten Tag:)
Würde mich sehr über Feedback/Kritik freuen^^

Breathe - Kol MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt