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Bree

"Vor wenigen Stunden geschah schon wieder, womit eigentlich zu rechnen gewesen wäre: Ein weiteres Firmengebäude von Kingmaker Land Development fing Feuer.
Inzwischen sind sich die Ermittler sicher, dass es sich dabei um einen strukturellen Anschlag auf die Firma handelt, haben allerdings noch keinen Verdächtigen im Visier. CEO und Gründer des Unternehmens Lucien Castle hat sich zu den Vorfällen noch nicht geäußert."

Die Menschen um mich herum murmelten teilweise kurz abgespannt und zwei Männer an der Bar nickten zu dem kleinen Fernseher, der in der Ecke des Cafés hing.
Ein Bild des brennenden Gebäudes wurde eingeblendet, gefolgt von einem Video der Feuerwehrleute, die dabei waren es zu löschen.
Dass ich es in die Nachrichten schaffen würde, und das gleich mehrmals, hätte ich nicht gedacht.
Ich saß an einem der Außentische, genoss die Sonne und trank einen Vanillemilchshake.

"Glücklicherweise befanden sich zu dem Zeitpunkt als das Feuer ausbrach keine Sicherheitskräfte oder Mitarbeiter im Gebäude."

Das war gelogen.
Ein paar Vampire waren dort gewesen. Zwei davon hatte ich getötet, die anderen drei hatte ich gehen lassen, bevor ich das Feuer gelegt hatte.
Meine blutigen Klamotten hatte ich im Feuer gelassen und durch welche getauscht, die ich zuvor aus einem Laden gestohlen hatte.

Ich überlegte, mich zwischendurch einige Tage hier oder in einer anderen Stadt nieder zu lassen. Lucien hatte vielleicht noch drei Standpunkte seiner Firma, die noch nicht in Flammen gestanden hatten.
Vielleicht wäre es auch besser, mein Werk einfach zu vollenden und danach irgendwo hinzugehen, wo ich meine Ruhe hätte.
Nach New Orleans oder Mystic Falls konnte ich nicht. Dort würde nur irgendjemand versuchen, mich dazu zu bringen den Schalter wieder umzulegen. Vielleicht würde ich das in weiter Zukunft auch wieder tun, doch im Moment genoss ich es einfach, niemandem hinterher trauern zu müssen.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als sich auf einmal jemand im Stuhl mir gegenüber niederließ.
Kol? Was hatte er hier bitte verloren?
Er war wirklich die letzte Person, die ich gerade sehen wollte. Vermutlich, weil er derjenige war, der mich am ehesten dazu bringen konnte, die Menschlichkeit wieder anzuschalten.

"Kol", begrüßte ich ihn überrascht und lehnte mich lächelnd zurück.
Dann griff ich nach meinem Milchshake und trank einen Schluck.
"Hallo Bree", erwiderte er kühl. Er sah ganz und gar nicht begeistert aus.
"Hatte ich nicht geschrieben, du sollst mir nicht folgen, wenn du nicht enttäuscht werden willst?", fragte ich mit einem ironischem Unterton.

Er seufzte.
"Du enttäuschst mich nicht Bree. Falls es dir entgangen ist, ich habe auch schon das ein oder andere Massaker veranstaltet."
"Und was willst du hier?", überging ich seine Bemerkung.
"Ich will, dass du zurück kommst."
Kalt lachte ich auf und trank erneut einen Schluck.
"Oh, Kol", seufzte ich und lächelte ihn dann mitleidig an. "Ich werde ganz sicher nicht nach New Orleans zurück kommen."
Er verdrehte die Augen. "Das dachte ich mir. Es gibt Probleme mit Lucien."
"Ach, wirklich?", fragte ich sarkastisch. Das war ja einmal etwas ganz Neues.

"Er hat Vampire auf dich angesetzt und wenn du nicht bald damit aufhörst, wird er dich ziemlich sicher töten."
Das überraschte mich tatsächlich nur mäßig. Seitdem ich diese Vampire auf der Landstraße getroffen hatte, war mir das irgendwie klar gewesen
"Schön", meinte ich, stellte mein leeres Glas auf dem Tisch ab und zuckte mit den Schultern. "Und jetzt?"
"Bree, bitte komm einfach nach New Orleans zurück, okay?" Seine Stimme hatte jetzt schon fast einen flehenden Unterton. Wie süß.

Ich lehnte mich etwas nach vorne und sah ihm in die Augen.
"Kol, in dieser Stadt leben ein Urhybrid, der mich zwei Jahre lang die Drecksarbeit für ihn hat machen lassen und der Vampir, der meinen Bruder getötet hat und mich auch gerne zwei Meter tiefer sehen möchte. Was bitte lässt dich denken, dass ich dorthin zurück will?"
Er lehnte sich ebenfalls zu mir und erwiderte meinen Blick.
"Oh, vielleicht Caroline? Rebekah? Ich? Eine Chance, dass du Lucien persönlich töten kannst?"

Ich verdrehte die Augen und stand auf, um zu gehen.
Es war genau, wie ich vermutet hatte; Kol versuchte, meine Menschlichkeit wieder zu bekommen.
Vielleicht sollte ich auch einfach... Nein! Gott, wieso dachte ich überhaupt daran, das für ihn zu tun?

Als ich in eine Seitenstraße einbog, tauchte er auf einmal wieder vor mir auf.
Ich erschrak, ließ es mir allerdings nicht anmerken. Stattdessen seufzte ich genervt.
"Na schön. Ich lasse Luciens Firmengebäude stehen, okay?"
"Bree, darum geht es nicht", sagte er, doch ich verdrehte die Augen und ging an ihn vorbei. Ich hatte keine Lust auf diese Art von Gespräch.

Urplötzlich packte er mich am Handgelenk und drückte mich dann mit seinen Händen an meinen gegen die Hauswand.
"Was?", zischte ich und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, doch er war stärker als ich.
"Ich lasse dich nicht einfach so gehen. Du hast mich auch nicht aufgegeben, als ich wie ein irrer Mörder durch Mystic Falls gerannt bin!"
Gott, hatte ich ihn damals auch so genervt?
Auch wenn ein Teil in mir sagte, dass er Recht hatte.
Diesen Teil ließ ich einfach nicht zu Wort kommen.

Bevor ich etwas sagen konnte klingelte Kols Handy.
Er seufzte und ließ mich los.
"Was ist, Klaus?", fragte er genervt.
"Wo bist du gerade?", hörte ich Klaus angespannt fragen.
Er klang zerstreut und ich war beinahe schon interessiert.
"In Cleveland bei Bree, wieso?"
"Hat sie endlich eingesehen, dass sie aufhören muss die Pyromanin zu spielen?"
Ich musste kurz grinsen - irgendwie fand ich eine gewisse Schadenfreude darin, auch Klaus auf die Nerven zu gehen.

Kol sah mich etwas zweifelnd an.
"Vorübergehend. Was willst du?"
"Du musst nach Mystic Falls. Jetzt. Lucien ist auf dem Weg dorthin und plant das Ritual mit dem Serum fertig zu stellen."
Bitte? Ich wurde hellhörig.
Was für ein Ritual?
Kol sah extrem besorgt aus, also musste dieses Ritual wirklich bedeutsam sein.
"Schön, wir fahren jetzt los", meinte er und legte dann auf.

"Hast du ein Auto?", fragte er dann angespannt.
"Was für ein Serum?", erwiderte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Du bist wirklich anstrengend, wenn du nicht du bist, weißt du das?", entgegnete er gereizt und verdrehte die Augen, doch das ließ mein Grinsen nur breiter werden.
"Es geht um unser Leben. Ich erzähle dir mehr, wenn wir auf der Fahrt sind."
Schön, ich konnte die Mikaelsons nicht sterben lassen, das wollte ich wirklich nicht.
Und Lucien bei einem seiner Pläne einen Strich durch die Rechnung zu machen klang auch nicht schlecht.

"Okay, schön", erwiderte ich.
"Hast du ein Auto?", wiederholte Kol seine Frage.
Natürlich hatte ich kein Auto. Jedenfalls noch nicht.
Ich sah mich um und war dankbar, dass wir uns im eher wohlhabenden Viertel der Stadt befanden.
Einige Meter weiter fuhr ein Mann mit einem AMG Mercedes in eine Parklücke und ich musste zufrieden lächeln.
"Ja", antwortete ich, "ich habe ein Auto."

Breathe - Kol MikaelsonWhere stories live. Discover now