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"Gott, ist es denn so schwer die Ballons richtig aufzuhängen?", fragte Caroline entnervt und verdrehte die Augen.
Die 20er Jahre-Party stand bevor und wie immer wollte sie, dass alles perfekt (und kein bisschen weniger als das) wurde.
Ich schmunzelte. Es war irgendwie lustig, dass Carolines größte Sorge diese High-School-Party war, während in dieser Stadt ein Mörder frei herumlief und eine uralte Familie blutrünstiger Vampire Schwierigkeiten bereitete.
Aber ich konnte es ihr nicht verübeln; ein bisschen Normalität tat uns allen einmal gut.

"Bree?"
Ich drehte mich um. Jeremy kam mit ein paar aus Pappe ausgeschnittenen Sternen auf Caroline und mich zu und lächelte mich an.
"Hey Jer", begrüßte ich ihn und lächelte.
"Hey. Alaric möchte dich nach dem Unterricht kurz sprechen", meinte er und ich nickte, auch wenn ich etwas verwundert war. Entweder es ging um Vampire oder aber meinen Aufsatz in Geschichte, den ich zwei Tage zu spät eingereicht hatte; ich wusste nicht, was davon das größere Übel wäre.
"Jeremy, gut dass du da bist!", sagte Caroline und begann ihm im kleinsten Detail zu erklären, wie genau er die Sterne an der Decke platzieren musste.
"Bis später ihr beiden, ich muss zu Bio", verabschiedete ich mich, nahm meinen Rucksack und machte mich auf den Weg zum Klassenzimmer.

Der Unterricht war langweilig und ereignislos wie immer. Ich war zwei mal aufgerufen worden ohne die Antwort zu wissen, aber das war auch schon das Spektakulärste was diesen Nachmittag geschehen für war.
Nachdem ich die Doppelstunde hinter mich gebracht hatte brachte ich meine Bücher zum Schließfach. Die Gänge waren jetzt schon ziemlich verlassen, da die meisten vermutlich schon zu Hause waren, um sich für die Party fertig zu machen oder in der Turnhalle bei den Vorbereitungen halfen.
Ich wollte mich gerade auf den Heimweg machen, als ich mich daran erinnerte, was Jeremy mir gesagt hatte; Alaric wollte mich sehen.
Seufzend drehte ich um und lief zu dem Klassenzimmer, in dem Alaric Geschichte unterrichtete. Am liebsten wäre ich auch einfach nach Hause gegangen.

"Du wolltest mich sprechen, Ric?", fragte ich und trat in das Klassenzimmer. 
"Ah, Bree, danke dass du gekommen bist", meinte er und lächelte mich an. Irgendetwas an seinem Lächeln war merkwürdig, es war nicht so... warm wie sonst.
"Ich wollte etwas mit dir klären, wegen dem Aufsatz, den du abgegeben hast", fuhr er fort und blätterte in seinen Unterlagen, während ich zu ihm ans Pult ging. Meine Sachen legte ich auf einem Stuhl ab, der in der ersten Reihe stand.
 Der Aufsatz also. Kein Vampir-Drama.
"Ich weiß, ich habe ihn zu spät abgegeben, tut mir"-

Urplötzlich spürte ich einen schrecklichen Schmerz in meinem Brustkorb und schnappte nach Luft. Ich konnte nicht einmal schreien, so unerwartet traf es mich.
Langsam senkte ich meinen Blick und sah den Dolch, den Alaric mir zwischen meinen Rippen in die Brust gerammt hatte. Ich konnte nicht Reden, der Schmerz war einfach zu groß.
Auf einmal zog er den Dolch wieder aus meiner Brust, nur um erneut auszuholen. Ich keuchte und stolperte zurück. Der Geschmack von Eisen lag auf meiner Zunge. Blut. 
"Alaric, was zur...?" Ich konnte meinen Satz nicht vollenden, da er schnellen Schrittes auf mich zukam. Wieder hatte er dieses seltsame, kalte Grinsen auf dem Gesicht.
Bevor er etwas tun konnte stieß ich ihn mit aller Kraft die ich hatte zurück, auch wenn mir klar war, dass ich mir bestenfalls ein paar Sekunden mehr Zeit verschaffen konnte.
Doch dem war nicht so. 
Alaric stolperte, fiel und plötzlich war ein widerliches Knacken zu hören. Oh nein.
Beim Fallen war er mit dem Nacken auf der Tischkante gelandet. Sein Genick war gebrochen.

Ich musste husten und hielt mir aus Reflex die Hand vor den Mund. Langsam lehnte ich mich gegen die Wand hinter mir und sank zu Boden.
Mir war klar, dass ich hier rausmusste, doch ich hatte keine Kraft.
Eine Welle des Schmerzes überkam mich, doch es war nicht der Schmerz der Stichwunde.
Es war etwas anderes, wie ein Schauer, der meinen gesamten Körper durchfuhr wie ein elektrischer Impuls.
Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen und alles begann sich zu drehen. Oh nein. Nicht jetzt. Ich konnte nicht alleine hier mit Alarics Leiche herumliegen. Er trug den Ring, was bedeutete er würde bald wieder aufwachen, aber was, wenn er mich dann wieder versuchte zu töten?
Orientierungslos tastete ich nach meinem Handy. Verdammt. Es war in meiner Jackentasche und meine Jacke hatte ich vorhin auf dem Stuhl abgelegt. 
Bevor ich es schaffen konnte, mich Richtung Stuhl zu bewegen, geschweige denn jemanden anzurufen, merkte ich wie sich die Dunkelheit wie eine Decke über mich legte.

Ich hoffe Euch geht es trotz der aktuellen Situation mit dem verlängerten Lockdown gut <3
Würde mich wie immer sehr über Feedback freuen (:

Breathe - Kol MikaelsonWhere stories live. Discover now