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Kol

"Bree, bitte, atme!"
Meine Stimme war dünn und ich konnte nur mit Mühe ein Schluchzen unterdrücken.
Dass meine Schwester bewusstlos ein paar Meter weiter am Boden lag interessierte mich im Moment nur wenig - das einzige, was für mich gerade zählte, war Bree.

Langsam zogen sich die dunklen Adern ihren Hals hoch und ihre Hautfarbe wich immer mehr einem kaltem Grau.
Nein.
Das konnte einfach nicht wahr sein, Bree konnte nicht sterben!
In ihren Augen schwammen Tränen und ich strich ihr einige Strähnen ihres Haares aus dem Gesicht, um sie ansehen zu können.
"Bree, ich liebe dich."
Sie hörte mich nicht mehr. Das war mir klar, denn noch bevor ich ihren Namen überhaupt aussprechen konnte wich das Leben aus ihren Augen. Ihr Blick war einfach nur ins Leere gerichtet und es schien, als würde sie durch mich hindurchschauen.

Ich schluchzte und drückte ihren leblosen Körper an mich.
Gerade eben hatte ich sie wieder bekommen, doch genau das hatte sie das Leben gekostet. Ich konnte einfach nicht glauben, dass sie so in meinen Armen lag. Tot.
Vor zwei Wochen war es mir schwer gefallen zu glauben, dass sie New Orleans und damit auch irgendwie mich verlassen hatte, doch das war nichts im Vergleich zu jetzt.
In meinen über eintausend Jahren Lebenserfahrung war mir noch nie etwas so deutlich bewusst geworden wie gerade eben; der Tod kündigte sich nicht an.
Er kam nicht schleichend und gab einem Zeit, zumindest nicht in der Welt, in der ich lebte. Bei Menschen war das etwas anderes, doch hier... Hier kam der Tod plötzlich und meist unter dem Einfluss von Gewalt.

"Kol?"
Ich konnte kaum reagieren; es fühlte sich an, als hätte jemand ein Loch in meine Brust gerissen.
Ich nahm einen tiefen Atemzug und blickte über meine Schulter.
Klaus war hier und sah mich ausdruckslos an, Caroline stand neben ihm.
"Kol. was-", begann sie, schien dann jedoch Brees Leiche zu bemerken und hielt inne.
Tränen sammelten sich in ihren Augen und sie schlug eine Hand vor den Mund.

"Sie ist tot", sagte ich tonlos.
"Bree ist tot."

Bree

"Was zur Hölle tust du schon hier?"
Verwirrt drehte ich mich um.
Ich war genau dort, wo ich eben für Kol die Kugel gefangen hatte, doch irgendetwas war anders. Irgendetwas stimmte nicht.
Vor allem nicht, da ich jemanden vor mir stehen sah. der bereits seit über drei Jahren tot war.

"Vicky?", fragte ich ungläubig und auf sie zu, um sie in eine Umarmung zu schließen.
Vicky und ich hatten einander in mancher Hinsicht vielleicht nicht gerade gut getan, doch ich hatte sie vermisst. Sehr sogar.
"Hey Bree", seufzte sie und musterte mich dann von oben bis unten.
Als sie das Tattoo an meinem Knie sah, musste sie grinsen, sah mich dann allerdings wieder etwas ernster an.

"Du solltest noch nicht hier sein", meinte sie.
"Wo bin ich hier überhaupt?", fragte ich verwirrt, auch wenn ich mir die Antwort schon denken konnte.
"Auf der anderen Seite", antwortete sie. "Aber im Ernst, warum bist du schon hier?"
Ich war also tot. Wirklich tot. Wow.
Es kostete mich eine Sekunde, um diese Information zu verarbeiten. Ich hatte mich nicht einmal von Kol verabschieden oder mich bei ihm entschuldigen können. Fast bis zu meinem letzten Moment hatte ich die Menschlichkeit abgeschaltet und...
Gott, ich hatte so viel Zeit verschwendet!

"Ich... Jemand hat versucht Kol zu töten und ich bin dazwischen gegangen", erzählte ich, immer noch etwas durch den Wind.
"Kol? Dein Freund?", fragte sie und hob die Brauen und ich nickte.
"Ach Süße...", seufzte sie und nahm mich erneut kurz in den Arm.
"Aber es ist okay", meinte ich und lächelte schwach. "Nach Tylers Tod war ich sowieso... Irgendwie kaputt. Vielleicht auch schon davor."

Vicky schüttelte vehement den Kopf.
"Du warst nicht kaputt, Bree. Du bist nicht kaputt. Du wusstest nicht, wie du damit umgehen sollst, weil wir beide in unserer Jugend andere Wege gefunden haben mit so etwas umzugehen. Aber du hättest es geschafft, da bin ich mir sicher. Du warst nie kaputt."
Auch wenn ich gerade gestorben war, wurde mir etwas warm ums Herz; so hatte ich das noch nie gesehen und es war irgendwie schön diese Worte von ihr zu hören. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich verändert hatte, seit wir einander das letzte Mal gesehen hatten.

Allerdings war da eine weitere Frage, die mir ständig durch den Kopf schwirrte.
"Wo ist Tyler?", fragte ich. Mein Bruder war ebenfalls ein Hybrid gewesen, was bedeutete, dass er ebenfalls hier sein musste.
Vicky lächelte.
"Er hat Frieden gefunden. Hier sind nur diejenigen, die das noch nicht getan haben... Ich kann noch nicht gehen, irgendwer muss doch auf Matty aufpassen."
Matt, natürlich. Auch wenn Vicky nicht immer das klassische Bild einer guten Schwester verkörpert hatte, war Matt ihr immer unheimlich wichtig gewesen; daher wunderte es mich kaum, dass sie noch hier war.

Und als sie das sagte, wurde auch mir klar, weswegen ich keinen Frieden finden konnte.
Es gab eine Person, der ich noch so viel zu sagen hatte und dazu vermutlich nie mehr die Möglichkeit haben würde.
Kol.

Hey:)
Das wird vermutlich der letzte Teil der Story bis auf den Epilog...
I just broke my own heart als ich ihn geschrieben hab oh je

Breathe - Kol MikaelsonWhere stories live. Discover now