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Die nächsten Tage verliefen relativ ereignislos.
Mir ging es etwas besser, seit Kol an diesem Abend zu mir gekommen und einfach nur für mich da gewesen war; es war, als hätte ich seitdem die Gewissheit, nicht ganz alleine zu sein, auch wenn ich mich zu Hause meistens so fühlte.

"Hast du schon ein Kleid?", fragte Caroline, mit der ich momentan im Grill an einem Tisch saß.
Ich hatte versprochen, ihr bei der Planung des Abschlussballs zu helfen und obwohl weder Organisation noch Bälle etwas waren, womit ich gern meine Zeit verbrachte, saß ich nun hier, weil ich wusste, wie wichtig ihr so etwas war.

"Ja", antwortete ich und nahm einen Schluck von meinem Drink. Das entsprach nur zur Hälfte der Wahrheit; ich hatte mir kein neues gekauft, da mein Plan momentan war, einfach irgendein Kleid anzuziehen, das ich schon in meinem Schrank hängen hatte.
Sie hob die Brauen und sah mich skeptisch an.
Ich seufzte.
"Ich habe viele Kleider und werde einfach eins davon anziehen", gab ich dann zu.
Genervt verdrehte sie die Augen.
"Das akzeptiere ich aber nicht! Es ist dein Abschlussball, Bree, den hast du nur einmal und-"
"Ich bin jetzt unsterblich, wenn ich will kann ich so oft zur Schule gehen wie ich will", unterbrach ich sie.
Dafür erntete ich nur einen Blick der wohl sagen sollte Du bist bescheuert und das weißt du.
Oder irgendetwas in die Richtung, jedenfalls wirkte sie nicht gerade begeistert.
"Du kaufst dir ein neues Kleid, Bree, und wenn ich dich höchstpersönlich durch die Läden schleifen muss!"
Ich lachte leise, doch bevor ich etwas erwidern konnte wurden wir unterbrochen.

"Tut mir leid, dass ich eure Planung hier störe, aber hast du Kol gesehen?"
Ich blickte auf und sah in Rebekahs Gesicht. Sie stand mit verschränkten Armen vor unserem Tisch und machte einen ziemlich genervten Eindruck.
Ich schüttelte den Kopf.
"Nein, habe ich nicht, wieso?"
Sie seufzte.
"Er rennt durch die Stadt und bringt Menschen um."
Bitte was?
"Wie meinst du-"
"Sein Hunger. Er hat ihn nicht unter Kontrolle. Nik und ich versuchen schon seit einer Stunde ihn zu finden."
Oh Gott... Ich wusste, dass er momentan wieder mit unkontrollierbarem Hunger zu kämpfen hatte, aber dass es so schlimm war hätte ich nicht gedacht.

"Caroline, tut mir leid, aber...", begann ich, doch sie schüttelte den Kopf.
"Ist in Ordnung, geh schon. Ich will nicht dass irgendwer stirbt", sagte sie und sah kurz zu Rebekah.
"Dazu ist es schon zu spät", meinte sie zerknirscht und drehte sich um, um den Grill zu verlassen.
Ich legte zwanzig Dollar auf den Tisch und griff dann nach meiner Jacke, um ihr nach draußen zu folgen.

"Wann war er das letzte Mal so?", fragte ich Rebekah.
Sie seufzte, wirkte allerdings mehr aufgebracht als besorgt.
"So richtig vor fast zweihundert Jahren in Nee Orleans. Aber ich habe schon bemerkt, dass es wieder ähnliche Züge annimmt, als Elijah ihm den Dolch aus der Brust gezogen hat. Es wurde erst anders, als er dich getroffen hat", erzählte sie.
Ich hatte so einen großen Einfluss auf ihn? Aber... wie?

"Blondie!"
Obwohl mir klar war, dass Rebekah gemeint war und nicht ich, drehte ich mich um, denn ich kannte die Stimme; Damon stand nur wenige Meter vor uns.
"Ich habe jetzt keine Zeit für deine dämlichen Spielchen, Damon", zischte Rebekah und drehte sich um, um weiterzugehen.
Daraus wurde allerdings nichts, da Damon uns sofort den Weg abschnitt, indem er sich vor uns stellte.
"Wenn ich das nicht falsch verstanden habe, seid ihr auch nach einem Vampir, der Menschen abschlachtet, nicht wahr?", fragte er.
"Ja. Und jetzt?", erwiderte Rebekah.
"Dann haben wir etwas gemeinsam", meinte er.
"Elena hat nämlich beschlossen ein kleines Festessen zu veranstalten und wir wissen nicht wo sie ist."
Ich legte den Kopf schief.
"Elena?" Das sah ihr gar nicht ähnlich.
"Sie hat den Schalter umgelegt", erklärte Damon knapp.
"Ein paar der Leichen sollten also auf sie gehen. Und falls ihr sie findet, gebt uns Bescheid, damit wir sie endlich in eine verdammte Ausnüchterungszelle werfen können", meinte er und ich nickte.

In diesem Moment wurde ich abgelenkt, da ich etwas hören konnte; von weiter weg, vermutlich sogar um einiges, nahm ich ein leises Wimmern war.
Ich schaute zu Rebekah, um festzustellen, dass sie mich ebenfalls ansah; scheinbar hatte sie es auch gehört.

"Was?", fragte Damon verwirrt. Natürlich, Rebekahs und meine Sinne waren besser als seine.
"Seid ihr jetzt beste Freundinnen und kommuniziert über Telepathie?"
Ich verdrehte die Augen.
"Nein Damon", erwiderte Rebekah. "Aber wir haben entweder deine Freundin oder meinen Bruder gefunden."

Sie verschwand in Vampirgeschwindigkeit und ich folgte ihr in die Richtung, aus der ich das Geräusch gehört hatte.
Wir befanden uns in einer Seitengasse und vor uns stand Elena, die ihre Zähne in den Hals einer jungen Frau geschlagen hatte. Es wirkte nicht gerade so, als hätte sie vor, demnächst mit dem Trinken aufzuhören und ihr Opfer sah schon aus, als würde sie an der Grenze zur Bewusstlosigkeit stehen.

Ohne groß nachzudenken schoss ich auf Elena zu und brach ihr das Genick.
Die Frau konnte sich noch gut auf den Beinen halten, schien aber ziemlich verstört zu sein. Kein Wunder.
Ich sah ihr in die Augen.
"Vergessen sie, was gerade passiert ist. Gehen sie nach Hause, versorgen sie die Wunde und verstecken sie sie, bis man nichts mehr davon sieht."
Wie in Trance nickte sie und drehte sich weg, um zu gehen.

Rebekah stöhnte genervt.
"Ich wollte meinen Bruder und nicht das Doppelgänger-Mädchen."
Ja, mir wäre es auch lieber gewesen Kol zu finden, aber wie es aussah konnte das noch dauern.

"Oh, du hast Elena... gefunden", sagte Damon, der inzwischen ebenfalls hier aufgetaucht war.
"Du kannst sie mitnehmen", erwiderte ich und trat einen Schritt zurück.
Rebekah seufzte erneut.
"Weißt du was? Ich gehe mich betrinken. Ich habe oft genug hinter Kol eine Spur von Leichen aufgeräumt."
Na toll, also konnte ich mich allein auf die Suche nach ihm machen.
"Möchtest du mir Gesellschaft leisten?"
"Tut mir leid, Blondie, aber ich werde wohl mit ihr beschäftigt sein", erwiderte Damon, der Elena in den Armen trug, um sie vermutlich zu sich nach Hause zu bringen.
Rebekah verdrehte die Augen.
"Mit dir rede ich auch nicht, Damon", sagte sie und sah mich erwartungsvoll an.
"Danke, aber ich denke ich suche weiter nach Kol."
"Na schön, wie du meinst", antwortete sie und verschwand dann aus der Gasse.
"Viel Glück, Bree", sagte Damon und ging mit Elena davon.
Ich seufzte. Das konnte ja lustig werden.

-

Es waren zwei Stunden vergangen, seit ich die Suche nach Kol allein fortgesetzt hatte.
Gefühlt hatte ich die ganze Stadt schon drei Mal abgesucht, aber bis auf zwei Leichen nichts gefunden.
Ich hatte einige Male versucht ihn anzurufen, doch er ging nicht an sein Handy.
Vielleicht war es auch dumm, das zu erwarten.
Trotzdem, ich würde nicht aufhören, bis er sich meldete oder ich ihn finden würde.

Ich befand mich in einer Umgebung am Rande der Stadt, als ich einen kurzen, abgehackten Schrei hörte.
Ohne zu zögern rannte ich so schnell ich konnte an den Ort, an dem ich die Stimme des Opfers gehört hatte.
Endlich.
Kol stand in einer abgelegenen Straße zwischen zwei Müllcontainern und trank von einem Mann, der um die dreißig zu sein schien.
Ich riss den Mensch von ihm los und stieß Kol zurück, sodass er gegen die Hauswand hinter sich geschleudert wurde.
Nur einen Augenblick später stand er wieder direkt vor mir, seine Augen funkelten vor Hunger und an seinen Lippen klebte Blut.
Er wollte mich zur Seite stoßen, um an den Menschen zu gelangen, doch ich hielt seine Arme fest, was mich um einiges mehr Mühe kostete, als es bei einem normalen Vampir der Fall gewesen wäre.
"Kol", sagte ich ruhig und versuchte seinen Blick einzufangen.
"Kol, schau mich an!"
Für einen kurzen Moment sah er mir tatsächlich in die Augen.
"Es wird alles gut, okay? Aber du musst aufhören."
Das Schimmern des Hungers in seinen Augen erlosch und für einen kurzen Moment schien es, als würde er realisieren, was er eben getan hatte.
Ich entspannte mich ein wenig, da ich glaubte, es endlich geschafft zu haben.

Doch keine Sekunde später legte er seine Hände um meinen Hals und brach mir das Genick.

Hey:)
Sorry für die wenigen Updates zur Zeit, hab irgendwie ne Schreibblockade...
Würde mich über Feedback freuen:)

Breathe - Kol MikaelsonWhere stories live. Discover now