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"Ich warte auf eine Antwort, Liebling", sagte Kol schmunzelnd und kniete sich vor mich.
"Hat dir schon einmal jemand gesagt, was für ein Arschloch du bist?", zischte ich und zog meine Knie näher an meine Brust.
Wieso musste ausgerechnet er jetzt hier sein?
Statt wütend zu werden wurde sein Grinsen nur schadenfroher.
"Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du dich glücklich schätzen kannst, noch am Leben zu sein, nachdem du mir so eine Beleidigung an den Kopf wirfst?"
Ich lachte kalt.
"Du machst mir keine Angst, Kol."
"Das sollte ich aber vielleicht", erwiderte er und ließ sich das Lächeln durch meine Bemerkung nicht vom Gesicht wischen.
Wahrscheinlich hatte er Recht und es war ziemlich dumm von mir mit ihm zu reden als wäre er nicht eines der mächtigsten Wesen auf diesem Planeten.

"Aber im Ernst, wieso liegst du nackt in unserem Garten?", fragte er bevor ich etwas erwidern konnte.
Ich sah mich um. Das war eine gute Frage. Allerdings musste man sagen, dass ich nicht ganz im Garten der Mikaelsons lag, sondern am Waldrand. Zwischen dem Baum, unter dem ich lag, und der Villa von Kols Familie lagen bestimmt zweihundert Meter.

"Ich habe mich letzte Nacht verwandelt. Ich habe keine Ahnung, was passiert ist."
Ich seufzte. Mir war nach wie vor eiskalt und ich hatte keine Lust nackt nach Hause zu laufen.
Und ich wollte wissen, ob ich jemandem etwas angetan hatte.
"Du weißt nichts mehr?", fragte er etwas ernster, woraufhin ich nur den Kopf schüttelte.
"Na schön, ich mache dir ein Angebot", sagte er dann und das für ihn typische Lächeln schlich sich wieder auf sein Gesicht.
"Ich bringe dir etwas zum Anziehen und fahre dich nach Hause."
Ich hob eine Braue.
"Und was muss ich dafür tun?"
"Mit mir ausgehen."
Ich konnte einfach nicht anders, als die Augen zu verdrehen. Natürlich.
"Liebling, die meisten Damen in deinem Alter würden einiges dafür geben mit einem Mann ausgehen zu dürfen, der so viel Geld hat wie ich", fügte er hinzu. "Und außerdem zitterst du vor Kälte."
Verdammt, dieser Idiot hatte auch noch Recht.
"Du solltest nicht so schlecht über andere Frauen denken", sagte ich, ohne auf sein Angebot einzugehen.

Es war eigentlich nichts, was ich dafür tun musste, nach Hause zu kommen ohne nackt im Wald zu erfrieren.
Und dazu kam, dass... naja, dass ich seit dem Abend, an dem ich den Fluch ausgelöst hatte, immer ein Kribbeln in meinem Brustkorb wahrnahm, wenn ich an Kol dachte.
Es gefiel mir zwar ganz und gar nicht, da er arrogant und selbstgefällig und nervtötend war, aber ändern konnte ich daran nichts.
"Du kannst natürlich auch nach Hause laufen", meinte Kol und stand auf, als würde er sich zum Gehen wenden.
"Sei still und bring mir was zum Anziehen", erwiderte ich und blickte zu ihm auf.
"Geht das nicht etwas netter?"
Wut kochte in mir auf und ich merkte an einem leichten Ziehen, dass meine Augen für einen Moment gelb aufleuchteten.
Ich atmete kurz durch und setzte dann ein freundliches Lächeln auf.
"Ich würde gerne mit dir ausgehen, Kol."
Er lachte leise.
"Ich bin gleich wieder da."

Zehn Minuten später saß ich auf dem Beifahrersitz von Kols Auto und war verdammt dankbar dafür, dass er die Heizung aufgedreht hatte.
Die Klamotten die er mir gebracht hatte waren mir viel zu groß; ich hatte die Hosenbeine der Jogginghose einige male umkrempeln müssen, um darin normal laufen zu können und in dem Pullover verschwand ich praktisch.
Ich fühlte mich trotzdem unendlich viel wohler als zuvor.
Eine Sorge ließ mich allerdings einfach nicht los; wen hatte ich verletzt?
Mit einem Knoten im Bauch blickte ich auf meine Hände. Unter meinen Fingernägeln klebte Blut und an meinen Handflächen genauso.

"Du hast niemandem etwas getan, Bree", sagte Kol und brach so das Schweigen zwischen uns.
Ich blickte auf und meinte zu sehen, wie er schnell wieder von mir weg und auf die Straße schaute.
"Woher weißt du das?", fragte ich skeptisch.
Kurz lachte er.
"Du hast mich angegriffen."
Bitte was? Ich hatte Kol angegriffen? Natürlich, es lag in der Natur von Werwölfen, Vampire zu töten, doch dass ich ausgerechnet ihn angegriffen hatte verwunderte mich.
"Habe ich dich gebissen?"
Er lachte.
"Nein. Nur fast, für einen so jungen Wolf bist du ganz schön schnell, aber ich war schneller."
Auch wenn ich mir einredete ihn nicht leiden zu können, war ich erleichtert zu hören, dass ich Kol nicht schlimm verletzt hatte.

Erneut blickte ich auf meine Fingernägel.
"Tut mir trotzdem leid, dass ich dich gekratzt habe", sagte ich aufrichtig. Immerhin hatte er mir neulich erst das Leben gerettet und das war nicht gerade ein schöner Dank dafür.
Er hob eine Braue und sah mich kurz an.
"War das etwa eine ernstgemeinte Entschuldigung?"
Ich verdrehte die Augen, lächelte jedoch.
"Sei still."

Breathe - Kol MikaelsonOù les histoires vivent. Découvrez maintenant