Extrakapitel

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Heyy, bevor ich euch weiterlesen lasse, wollte ich nur kurz erwähnen, dass ich für heute eigentlich ein anderes Kapitel hatte hochladen wollen. Doch ich habe mich in kurzer Zeit doch für dieses Spezialkapitel entschieden (& noch ein richtiges), dass aus der Sicht von Adrien geschrieben worden ist. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, nur in Sirinas Sicht zu schreiben, deshalb zählt das Kapitel auch nicht unbedingt als neuer Teil der Geschichte. Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem :) oke, und jetzt viel Spaß!

Adriens P.o.V

Ich schloss hinter mir die Tür und atmete tief aus. Es war mit das Schwerste, was ich je tun musste. Die Liebe meines Lebens, für die ich so hart gekämpft hatte, zurück zu lassen. Tristan beobachtete mich heimlich von der Seite bis ich seinen Blick kreuzte.
"Ist alles okay?", fragte er leise nach und ich schüttelte unbeholfen den Kopf. "Für einen Moment hatte ich alles, weißt du?" Ich hatte Familie, ich hatte meine Freunde und ich hatte endlich Sirina. Und jetzt konnte ich möglicherweise alles verlieren.
"Wir schaffen das, Adrien. Du schaffst das", versicherte er mir und ich nickte. Ich musste einfach überleben.
Mit einem letzten Blick Richtung Siedlung liefen wir drei los. Ian und Claire konnten überall sein, doch ihr Geruch verriet sie. Innerlich hoffte ich sehr, dass es kein Ablenkungsmanöver war, aber wer konnte das schon wissen? Gut fünf Kilometer vor der Grenze unseres Territoriums blieben wir langsam stehen. Ich warf Sarah als auch Tristan einen kurzen Blick zu. Wir mussten uns verwandeln, nur so konnten wir es schaffen. Ich kniete mich nieder und begann mich zu konzentrieren. All meine Gedanken und Gefühle blendete ich komplett aus und fokussierte mich auf den inneren Wolf in mir, der bereits nach Erlösung schrie. Tief atmete ich aus und dann begann sich der erste Knochen zu verrenken. Ich biss die Zähne zusammen und holte erneut Luft. Zuerst waren es die Füße, dann die Beine, anschließend die Wirbelsäule und zum Ende die Arme, die sich verformten. Meine Hände gruben sich in den feuchten Waldboden und ich brach zusammen. Ab dem Moment war ich nicht mehr Adrien. Ich war auch nicht Scàth. Wir waren eins.
Ich brauchte einige Sekunden um mich an meine neue Gestalt gewöhnen zu können, doch es war nicht sonderlich schwer, die Balance zu finden. Neben mir standen nun auch Tristan und Sarah in ihrer Wolfsgestalt. Sie gaben mir ein kurzes Zeichen, dass es ihnen gut ging, dann sah ich wieder nach vorne.
Es war so still, dass sich jede kleinste Bewegung unendlich laut anhörte. Der kalte Wind blies durch mein dunkles Fell, und dann schwenkte ich meine Aufmerksamkeit nach links. Auf uns rannten vier große Tiere zu, die nach ein paar Metern inne hielten. Ganz vorne, ein weißer Wolf, dessen Autorität die anderen in den Hintergrund drängte. Ian.
Seine kalten dunklen Augen forderten mich auf den ersten Schritt zu machen, doch blieb an der Stelle stehen, wo ich mich befand. Ich wollte einem Kampf so lange wie möglich aus dem Weg gehen. Der weiße Wolf knurrte laut auf, doch ich bewegte mich immer noch nicht. Ich schüttelte leicht den Kopf, was das gegenüber stehende Tier nur noch wütender machte. Der Wolf rannte auf mich zu und biss nach meiner Kehle. Die einzige Möglichkeit einen Werwolf wirklich zu töten, war es ihm den Hals durchzubeißen. Alles andere war zwecklos.
Ich weichte nach rechts aus und rammte ihn stattdessen gegen einen Baum. Es ging nun um alles oder nichts. Und so sehr ich einen Kampf auch aus dem Weg laufen wollte, für mich gab es nur noch die Möglichkeit: zu töten, bevor ich getötet werde. Plötzlich spürte ich spitze Zähne in meiner Schulter, was mich aufwimmern ließ. Einer der anderen Wölfe versuchte mich parallel zu attackieren. Tristan rannte auf mich zu und drängte meinen zweiten Gegner weg. Doch ich hatte keine Zeit zum ausruhen, Ian warf seine Pfote in die Höhe und traf mich dabei am Oberschenkel. Kurz knickte ich ein, doch das reichte ihm, um mich erneut treffen zu können. Ich verzog das Gesicht und knurrte bedrohlich auf. Ich biss nach meinem Gegner und versenkte meine scharfen Zähne in seinem Arm. Blut benetzte meine Zunge, was mich zum loslassen animierte. Ian fauchte mir entgegen und traf mich mit seiner Tatze am Kinn. Ich drückte ihn erneut gegen einen Baum, um ihm auf Abstand bringen zu können. Für einen einfachen Wolf war Ian ziemlich stark. Ich behaupte sogar, dass er zu stark für mich sein könnte, aber diesem Gedanken durfte ich jetzt nicht folgen.
Er ist zu mächtig, teilte ich meine Gedanken mit Sarah und Tristan, die beide selber mit drei anderen Wölfen im Kampf standen. Ich weiß nicht, ob ich ihn aufhalten kann.
Tristan warf mir einen Blick zu. Er biss seinem Gegner in den Nacken und rammte diesen gegen einen Felsen, dann lief er auf mich zu. Wir schaffen das, gemeinsam.
Tristan lenkte Ians Aufmerksamkeit auf sich. Er versuchte ihn am Hals zu erwischen, doch vergebens. Ich kam meinem besten Freund zu Hilfe und attackierte ihn von hinten, indem ich meine Zähne in sein Oberarm schlug. Erneut schmeckte ich etwas metallischesl, dann ließ ich Ian frei. Dieser knurrte lautstark auf und holte aus. Er traf Tristan an der Schnauze, weshalb mein bester Freund laut aufwimmerte.
Plötzlich packte ihn jemand an der Schulter und warf ihn quer über den Platz. Die Zeit schien wie in Zeitlupe zu vergehen. Mit einem dumpfen Knall landete Tristan auf einem der spitzen Felsen. Er bewegte sich nicht mehr. Sarah blieb zuerst regungslos stehen, lief dann aber auf ihren Mate zu. Ihr Gewimmer war ohrenbetäubend schmerzvoll. Ich konnte nicht fühlen, was sie fühlt, doch seinen Mate so verletzt zu sehen, ließ sie vermutlich dieselben Verletzungen spüren. Ich wollte meinem besten Freund helfen, aber einer der Wölfe packte mich am Schwanz. Ich knurrte qualvoll auf und rammte ihn gewaltvoll gegen einen anderen Felsen. Die leidenden Schrie ignorierte ich dabei und kam meinem Freund endlich zur Hilfe. Sarahs Augen waren glasig, sie wimmerte nun nur noch leise vor sich hin. Tristans Blick war leidend, aber er lebte, gottseidank. Erleichterung durchströmte meine Venen.
Du musst hier weg, Tristan.
Und euch alleine lassen? Nie im Leben.
Mein Blick wurde strenger, Du bist schwer verletzt, du wirst dich ansonsten noch umbringen!
Tristans Kopf drehte sich kurz zu seiner Seelenverwandten. Ich konnte ihre Zuneigung förmlich spüren. Ob es sich so auch bei Sirina und mir für andere genauso anfühlte?
Ich werde kämpfen, setzte Tristan erneut an und versuchte mit wackeligen Beinen aufzustehen. Ich werde meinen Alpha nicht alleine lassen. Ich werde ihm folgen, bis in den Tod, wenn es sein muss.
Ich blinzelte und sah meinen besten Freund an, der auf einmal viel mehr als nur mein bester Freund war. Er war mein Beta, meine rechte Hand. Er würde mich unterstützen, mich niemals im Stich lassen. Ich konnte nicht anders als meinen Kopf ehrfürchtig vor ihm zu senken. Es gab nicht viele, die so loyal zu ihrem Alpha waren. Dass es Tristan war, der mir nun seine Treue schenke, bedeutete mir mehr als ich in Worte fassen konnte.
Sarah stupste ihren Mate sanft mit ihrer Schnauze an, der sie liebevoll ansah. Wir halfen ihm auf und versuchten ihn etwas zu stützen.
Ich werde dich hier lebend raus schaffen, das verspreche ich dir. Tristan nickte und wandte sich dann wieder nach vorne.
Keinen Moment später attackierte mich erneut Ian. Er versuchte meine Kehle zu beißen, doch er verfehlte sie. Ich kratze ihn tief an seiner Brust, sodass er aufjaulte. Ich griff erneut an, und versenkte meine Zähne in seinem hellen Fell, sodass sich dieses augenblicklich an einigen Stellen rot färbte. Als ich nochmals zubeißen wollte, hörte ich Schreie. Schreie, die so voller Leid waren, dass ich die Schmerzen selber spüren konnte. Sirina. Den einen Moment der Unachtsamkeit nutze Ian um mich zu überwältigen und sich über mich zu stellen. Er versuchte meine Kehle zu durchbeißen, doch Tristan rammte ihn von mir. Ich erhob mich und sah in die Richtung, aus der die Schreie kamen. Ich musste ihr helfen, ich musste einfach. Auch wenn es verboten war, aus dem Kampf zu fliehen, konnte ich nicht anders als loszurennen und Sirina zu suchen. Sie brauchte mich und ich konnte sie nicht einfach im Stich lassen.
Doch Ian wusste, was ich vor hatte. Auch er hatte die Schrie wahrgenommen. Er drückte mich gegen einen Baum und bohrte seine Zähne in mein Hinterbein. Ich wimmerte schmerzerfüllt auf und versuchte mich zu wehren, wodurch sein Kiefer nur härter wurde. Sein Blick sagte mir deutlich, dass ich nicht einfach so gehen konnte. Der Kampf müsse weiter geführt werden, bis zum Schluss.
Ich werde ihr helfen, Adrien, hörte ich Sarahs Stimme in meinem Kopf. Du bleibst hier.
Meine Augen folgten dem dunkelbrauen Wolf, dem ich widerwillig zu nickte. Wenn ich Sirina nicht helfen konnte, dann vielleicht Sarah. Sie drehte sich um und rannte von dem Platz. Ich schaffte es, zu Ian Abstand zu gewinnen.
Nutz' den Wald, es ist unser Territorium. Du kennst dich hier am besten aus, meinte Tristan. Ich nickte und rannte in die entgegengesetzte Richtung. Wenn ich Sirina nicht selber helfen konnte, könnte ich Ian wenigstens weg von ihr locken.
Mein Gegner folgte mir auf Schritt und Tritt. Einige Male versuchte er mich von meinem Weg abzudrängen, aber ich konnte meinen Kurs halten. Ich bog nach rechts ein und schaffte es tatsächlich Ian abzuschütteln. Ich versteckte mich hinter zwei große Felsen, die mir sicherlich nur kurz Schutz boten. Kurz erlaubte ich es mir, zu ruhen. Die Wunde an meinem Bein blutete heftig und brannte höllisch. Vermutlich war mein Oberschenkel gebrochen worden.
Ich sah mich schwer atmend um bis mein Blick bei einer großen alten Eiche hängen blieb. Die Äste waren spitz und dick. Und dann kam mir eine Idee, wie ich den Kampf endlich zu Ende bringen konnte. Ich rannte wieder raus und attackierte Ian von hinten, indem ich ihn an der Schulter mit meiner Pfote kratzte. Er knurrte lautstark auf und wehrte sich geschickt. Ich versuchte nochmals ihn mit meiner Tatze angreifen zu können, aber er war einfach zu schnell und wich meinem Versuch aus.
Tief holte ich Luft, dann rannte ich auf ihn zu und drückte ich ihn mit aller Kraft in Richtung des dicken Astes. Ian biss in meine Schulter und zerrte an meinem Fleisch. Meine Instinkte sagten mir, aufzuhören und stehen zu bleiben, aber ich musste diesen Kampf beenden, bevor er es tun konnte. Ich hörte ein dumpfes Geräusch gefolgt von lauten Aufschreien. Es war ohrenbetäubend. Ich taumelte einige Schritte zurück und betrachtete den weißen Wolf, wie er sich versuchte von dem Ast zu befreien, von dem er gefangen war. Er fauchte und schlug um sich, doch mit jeder Bewegung bohrte sich das trockene dürre Holz in seine Wunde.
Das Herz schlug mir plötzlich so schnell gegen die Brust, dass ich kaum atmen konnte. Doch bevor ich einen weiteren Gedanken verschwenden konnte, rannte ich erneut auf ihn zu und biss ihm in die Kehle, welche nach ein paar Momenten knackte.
Ians lebloser Körper rührte sich nicht mehr, er hing lediglich an dem Ast wie eine leere Hülle. Das war der Zeitpunkt, indem mein innerer Wolf die Kraft aufgab und ich mich zurück verwandelte. Ich fiel auf die Knie und meine Hände. Kraftlos atmete ich tief ein und wieder aus. Ich hatte es geschafft. Ich konnte ihn tatsächlich besiegen. Doch der Sieg war mir im Moment vollkommen egal. Das Einzige, an das ich jetzt noch denken konnte, war Sirina, und die Hoffnung, sie wieder in die Arme nehmen zu können.

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