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Ich nahm die Teller aus unserem Schrank, doch meine Mom schüttelte den Kopf und lief zur Glasvitrine.
"Du holst das echte Porzellan raus?", fragte ich sie verdutzt, aber sie nickte nur selbstbewusst.
Ich schüttelte lächelnd meinen Kopf und nahm ihr das Geschirr ab.
Seit meine Eltern wissen, dass Adrien mein Freund ist, drehen sie am Rad.
Es war fast so, als wollten sie ihm gefallen, dabei sollte das andersherum sein.
Vorsichtig legte ich die Teller aus, während Tyler das Besteck platzierte.
"Dafür das wir nur einen anderen Typen kennen lernen, mach die sich ganz schön verrückt", meinte Tyler und ich sah ihn nickend an.
"Ist das zu viel?", fragte ich ihn und sah auf den ausladenden Tisch.
"Vielleicht", kommentierte er und sah mich auch an. "Vielleicht aber auch nicht."
Es klingelte an der Tür und für einen kurzen Moment hielten alle inne, bis auf Tyler.
Schnell lief ich zur Tür und zog sie auf.
"Hey, Fremde", flüsterte er und umarmte mich herzlich.
"Hi", antwortete ich gegen seine Brust und sog seinen himmlischen Geruch auf.
Zuerst gab er mir einen Kuss auf die Stirn, dann ist den Mund.
Glücksgefühle strömten durch meinen Körper und breiteten sich aus.
Automatisch lehnte ich mich lächelnd nach vorne und drückte ihm erneut meine Lippen auf seine.
"Sind die für mich?", fragte ich grinsend und sah auf den Blumenstrauß in seiner Hand.
Er rümpfte die Nase und schüttelte bedauerlich den Kopf.
"Tut mir leid, die sind für deine Mom", meinte er und ich nickte langsam.
Er wollte wirklich einen guten Eindruck bei meinen Eltern hinterlassen.
"Aber wenn du willst, schenke ich dir jeden Tag auf's neue Blumen", wisperte er und zwinkerte mir zu.
Innerlich schmolz ich da hin und lächelte auf.
Adrien war wirklich ein Romantiker ...
Meine Hand glitt in seine und zog ihn leicht zu unserem Esstisch.
Mom und Dad hielten inne und sahen zu Adrien auf.
Ich merkte, wie eine Gewissen Anspannung im Raum lag.
Mein Herz fing vor Nervosität an seine Frequenz zu erhöhen.
"Mr und Mrs Malone", begrüßte Adrien die beiden mit einem Lächeln und übergab meiner Mutter den Strauß. "Die sind für Sie."
"Hallo, Adrien", murmelte sie etwas verlegen. Ich unterdrückte nur schwer ein Lachen.
Meine Mutter war nie etwas peinlich, doch Adrien schaffte es tatsächlich sie aus dem Konzept zu bringen. "Die sind wirklich wunderschön, vielen Dank. Eine sehr nette Geste."
Adrien nickte zufrieden und sah zu meinem Dad, dessen Blick ich eindeutig nicht deuten konnte.
Es war fast, wie ein Starrwettbewerb, und keiner wollte aufgeben. Es sah so aus, als würden sie um den Rang konkurrieren. Einfach, wie zwei Alphamännchen.
"Adrien", meinte mein Dad selbstbewusst und hielt ihm nach einer gefüllten Ewigkeit die Hand hin. "Schön, dich kennen zu lernen."
Erleichterte atmete ich aus und schüttelte unmerklich meinen Kopf.
Mein Freund nahm die Hand lächelnd an.
Tyler stieß zu uns und musterte Adrien gelangweilt.
Es war nicht so, dass Tyler sich sonderlich für mein Liebesleben interessierte, aber so war es irgendwie doch.
"Hi", brummte er. "Ich bin Tyler."
Adrien nickte ihm freundlich zu und stellte sich ebenfalls kurz vor.
"So", klatschte Mom in die Hände und weckte damit die Aufmerksamkeit wieder auf sich. "Ich denke, wir sollten mit dem Essen anfangen, ansonsten wird es kalt."
"Sehr gerne", meinte Adrien und half uns dabei einzelne Töpfe und Schüsseln auf dem Tisch zu platzieren.
Wenn wir mal kurz alleine waren, zog mich Adrien immer zu sich und gab mir einen Kuss entweder auf meine Stirn oder sie fanden den Weg zu meinen Lippen.
Hätte ich nicht gewusst, dass es heute um das Kennenlernen zwischen meinem Freund und meinen Eltern ginge, würde ich vermuten, dass heute Weihnachten sei, so viel wie Mom gekocht hatte.
Wir setzten uns alle und begannen zu essen.
Ich hatte zwar Hunger, dennoch wollte ich vor Adrien nicht mit dem Essen übertreiben.
"Also", begann meine Mom und sah den Jungen rechts neben mir an. "Wo habt ihr euch kennengelernt?"
Ich schluckte meinen Salat runter und wollte antworten, doch Adrien nahm mit das Wort ab.
"Schule", meinte er und nickte. "Wir haben ein paar Kurse zusammen."
Zufrieden lächelte ich auf und widmete mich wieder dem Teller.
"Genauso wie wir", kommentierte mein Dad und warf meiner Mutter einen liebevollen Blick zu.
Ich rümpfte die Nase.
Einerseits war es schon süß, dass meine Eltern immernoch dermaßen verliebt schienen, andererseits schoss mir die Röte ins Gesicht.
"Adrien, erzähl von dir", forderte mein Dad ihn auf und Adrien nickte freundlich.
"Sicher", begann er und räusperte sich. "Ich wohne mit meinen Eltern und meinen zwei kleineren Brüdern etwas abgelegener. Ich bin hier also geboren und aufgewachsen."
Ich lächelte ihm zu und Adrien nahm automatisch unterhalb des Tisches meine Hand.
Seine angenehme Wärme durchströmte meinen Körper und bereitete mir Gänsehaut.
"Bist du dir schon sicher, was du nach der Schule machen möchtest?"
Meine Mom lächelte ihn an und legte ihren Kopf etwas schief.
"Um ehrlich zu sein, nicht wirklich." Für einen kurzen Augenblick lag seine Stirn in Falten. "Ich interessiere mich sehr für Medizin, aber Football ist auch eine meiner Leidenschaften."
Ich sah zu meinem Dad, der anerkennend nickte.
Bei dem Wort Football strahlten seine Augen auf.
"Darf ich fragen, welche Position zu betrittst?"
Adrien schmunzelte auf.
"Meinstens bin ich Quaterback oder Running Back", meinte er und Dad hob seine Aufenbraue. "Und Sie? Waren Sie Footballspieler?"
Dad grinste auf und räusperte sich.
"Als ich in der Schule war, war ich ebenfalls im Footballverein", erzählte er stolz.
Mom sah zu mir rüber und rollte lächelnd mit den Augen.
Wenn mein Dad irgendetwas auch nur ansatzweise von Football hörte, dann blühte er auf.
"Ich war ebenfalls Quaterback."
Adrien nickte anerkennend.
"Du bist Captain, richtig?", fragte mein Vater Adrien.
"Ja", räusperte er sich. "Schon einige Jahre lang."
"Du musst wissen, du bist nach Tyler in seine und meine Fußstapfen getreten, Adrien", grinste mein Dad und Adrien lachte. "Wirklich?"
Adriens Blick schwenkte zu meinem Bruder, der die Augen verdrehte.
"Ja, allerdings nur für zwei Jahre, die Mannschaft kann wirklich anstrengend sein", kommentierte er.
Mein Freund nickte verständnisvoll.
"Das kann ich wirklich gut nachvollziehen, es ist nicht immer leicht."
Mein Dad sah zwischen den Jungs hin und her, dann legte er den Kopf schief.
"Aber Jungs", entgegnete er. "Der Captain zu sein, ist wie ein Honorar. Zu meiner Zeit-"
"Dad", murmelte Tyler und schüttelte den Kopf. "Bitte nicht schon wieder diese Geschichten. An deiner Stelle würde ich jetzt den Tisch verlassen", wandte sich Tyler zu Adrien, der ihn belustigt anschaute.
Doch meinem Dad war nicht nach aufhören. "1988 war eines meiner Besten Jahre. Ich sage euch, die Glückssträhne hörte gar nicht mehr auf", lachte er.
Meine Mom gab mir plötzlich ein Zeichen, sodass wir beide aufstanden.
Adrien sah zu mir hoch, doch ich legte ihm meine Hand auf die Schulter und drückte sie.
Automatisch umfasste er meine Hand mit seiner.
Die kleine Berührung erweckte Glücksgefühle bei mir.
Zusammen mit meiner Mom ließen wir die drei Jungs alleine, deren Interesse sie zusammengebracht hatte.

PainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt