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Ich lief im Flur von Tristan Haus auf und ab.
Okay, Adriens erster Schwarm war Claire, damit kam ich noch halbwegs klar.
Mir ist bewusst, dass er noch ein Leben vor mir hatte, trotzdem fühlte es sich komisch an.
Aber als Adrien zugegeben hat, dass sein erstes mal auch noch mit ihr war, musste ich kurz weg von ihm.
Es fühlte sich paradox an, neben ihm zu kuscheln, während er preisgab, dass er Sex mit seiner Exfreundin hatte, die mich zusätzlich noch seit Jharen runter machte.
Es ist so, als würde mich Claire die ganze Zeit verfolgen. Es gibt quasi kein Zeitpunkt ohne sie.
Ich fuhr mir aufgeregt durch die Haare.
Ich hatte gar kein Recht auf Adrien sauer oder wütend zu sein. Ich bestimme nicht sein Leben. Er kann und konnte machen, was auch immer er wollte. Und wenn das hieß, dass er Claire geliebt und mit ihr Zärtlichkeiten ausgetauscht hatte, dann war das eben so.
Trotzdem ließ der Gedanke mich nicht los, dass die beiden miteinander geschlafen hatte. Und das war absolut absurd.
Sie waren das Traumpaar schlecht hin, und sind es vielleicht immernoch. Die beiden wahren Jahre zusammen, und da sollte ich auch nicht ausschließen, dass sie bereits einen weiteren Schritt gegangen sind, den ich mich nicht getraut hatte.
Also, warum kränkt es mich so sehr, obwohl ich unterbewusst wusste, dass es schon passiert sein muss?
Vielleicht, weil Claire nunmal alles besser machte, als ich, und sie mir immer wieder zuvor kam.
Claire sieht besser aus als ich,
Claire ist viel beliebter als ich,
Claire hatte sogar etwas mit meinem Freund und war dabei anscheinend viel erfolgreicher als ich.
Und das Beste war, sie war sich dessen bewusst.
Ich legte den Kopf in den Nacken und atmete tief aus.
Eifersucht. Ich war neidisch auf Claire.
Ich lachte bitter auf.
Ich sollte stolz darauf sein, dass ich Adrien als meinen Freund hatte.
Ich sollte stolz auf meine guten Noten sein, stolz auf eine tolle Familie.
Stattdessen verglich ich mich mit Claire und konnte dabei nur negatives an mir sehen.
Frustriert wimmerte ich auf.
Adrien denkt jetzt bestimmt, ich bin die eifersüchtige Freundin, die nicht einmal mit seinem früheren Leben zu Recht kam.
Ich schlug mir die Hände vor mein Gesicht.
"Sirina?", fragte jemand und ich zuckte zusammen.
Ruby trat in den Flur und sah mich mit schiefgelegtem Kopf an.
"Hey", flüsterte sie und kam etwas näher.
"Hey."
Ich schaute bedrückt auf den Boden.
Ruby ließ sich Zeit mit ihrer ersten Frage.
"Ist alles in Ordnung bei dir?"
Ihre Stimme war vorsichtig mitleidig.
Ich verzog mein Gesicht.
Ich brauchte kein Mitleid.
"Keine Ahnung", murmelte ich und starrte weiterhin auf den Boden.
Ruby glitt zu mir rüber und lehnte sich, genau wie ich, an die Wand.
Ihre Augen bohrten sich schon durch meinen Körper.
"Wieso bist du so abrupt aufgestanden?", fragte sie schließlich und ich seufzte.
Das wüsste ich selbst gerne.
"Ich weiß es nicht", meinte ich schlicht und sah sie kurz an. "Ich denke, mich hat es einfach überrascht, dass Claire seine Erste war."
Ruby nickte.
"Du weißt schon, dass sie seit Jahren zusammen waren?", fragte sie vorsichtig und ich rümpfte meine Nase.
"Ja, schon." Ich machte eine Pause. "Nur es dann wirklich zu hören, war wie ein Schlag ins Gesicht."
Erneut nickte sie verständnisvoll.
"Du magst Claire nicht sonderlich, oder?", fragte sie mit einem Grinsen.
Ich lachte auf.
"Nicht mögen ist untertrieben", rümpfte ich die Nase. "Es ist nur so, dass Claire mir einfach immer einen Schritt voraus ist und dabei auch noch besser ist als ich."
Ruby runzelte die Stirn.
"Aussehen, Beliebtheitsgrad, selbst mit meinem Freund ist sie weiter gewesen als ich", fügte ich hinzu und schnaubte auf.
"Sirina", atmete Ruby aus und lächelte. "Adrien hatte eindeutig recht."
Ich sah sie fragend an, sodass sie fortfuhr:" Du machst dir viel zu viele Gedanken."
Ich schmunzelte und stützte meinen Kopf gegen die Wand.
"Ich weiß, gegen Claire anzukommen ist nicht immer leicht", meinte Ruby. "Aber ich finde, du machst das ziemlich gut. Du machst Adrien glücklich - glücklicher, als ich ihn kenne."
Ich lächelte auf und sah sie von der Seite an.
"Klar, Claire ist hübsch, aber du bist genauso schön und das sogar besonders innerlich", murmelte sie und nickte zusätzlich. "Sicher ist Claire beliebt, aber dafür hast du Freunde, echt Freunde, die dir immer zur Seite stehen, auch in schweren Zeiten."
Sie stieß leicht gegen meinen Arm und ich schmunzelte.
"Ja, Claire war die Freundin von Adrien, aber das liegt in der Vergangenheit. Du bist jetzt diejenige, die die Partnerin neben ihn ist. Er strahlt immer, wenn du in seiner Nähe bist, er sucht die ständig Nähe zu dir und will bei dir sein, dich berühren."
Ruby drehte sich, sodass sie mir ins Gesicht schauen konnte.
"Du machst ihn wirklich glücklich", flüsterte sie und meine Mundwinkel hoben sich.
Ruby hatte Recht.
Claire war dir Freundin von Adrien, sie waren zusammen und wahrscheinlich glücklich. Sie sind weitere Schritte gegangen, aber das liegt alles in der Vergangenheit.
Ich bin jetzt mir Adrien zusammen. Wir hatten alle Zeit der Welt.
"Danke, Ruby", wisperte ich und zog sie in eine Umarmung.
Echte Freunde sind einfach Gold wert.
"Sirina?"
Adriens Blick glitt durch die einzelnen Räume. Als er mich fand, kam er langsam auf mich zu.
Ruby drückte kurz meine Hand und ließ uns dann alleine.
"Ich dachte, du wärst gegangen", flüsterte er unsicher und ich lächelte.
"Keine Hoffnungen, so schnell verlasse ich dich nicht."
Adrien schmunzelte auf, wurde dann aber wieder ernster.
"Hör zu, wegen Claire, ich weiß, ich kann die Vergangenheit nicht ändern, aber ich-", begann er, dich ich unterbrach ihn, indem ich mein Finger auf seine Lippen legte.
"Adrien", murmelte ich und sah ihn an. "Meine Reaktion war einfach nur dämlich. Claire gehört zu einem Teil deines Lebens, das kann ich nicht ändern, aber das will ich auch nicht, weil sie dich so geprägt, wie du jetzt bist."
Meine Hand strich über seine Wange.
"Aber ich möchte auch zu deinem Leben gehören, ich will bei dir in der Gegenwart sein, im hier und jetzt. Und in der Zukunft möglicherweise auch."
Adrien lächelte und legte seine Hand auf meine.
"Eine Zukunft mit dir fände ich wirklich gar nicht mal so schlecht", grinste er und ich schmunzelte.
Am Nacken zog ich ihn endlich zu mir, bis unser Lippen uns trafen.

PainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt