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Meine Haut fing an zu Kribbeln und mein Herzschlag erhöhte sich etwas.
Was zur Hölle war gerade los mit mir?
Ich schob es auf den Kaffee und den Schlafmangel, da mir keine logischere Erklärung einfiel.
Langsam drehte ich meinen Kopf um 90 Grad nach links, sodass ich in Adriens freundliches Gesicht schaute.
Zum ersten mal konnte ich ihn richtig ansehen und mustern, zu meiner Überraschung schien er noch perfekter zu sein, als von weitem.
Seine braunen strahlenden Augen waren die Schönsten, die ich je gesehen hatte, seine dunkelbraunen, fast schwarzen Haare waren etwas verwuschelt, aber nicht so als sähe er ungepflegt aus, ganz im Gegenteil, er wirkte dadurch jugendlicher und noch sexier, als er schon ist.
Tatsächlich konnte ich noch ein paar Sommersprosen erkennen, die leicht hindurch schienen, und seine Ausstrahlung mehr als betonten. Sein markantes Gesicht und seine nicht zu vollen Lippen unterstrichen seine Markelosigkeit.
Fast wäre ich aus dem Gaffen nicht rausgekommen, doch dann fand ich mich wieder und räusperte mich leise.
"Hi", murmelte ich schüchtern und schaute schnell wieder zu meinem Spind, da ich mir neben ihm noch unspektakulärer und langweiliger vor kam, als ich schon bin.
"Du bist Sirina, richtig?", fragte er so, als wäre er wirklich neugierig.
Kurz überlegte ich, ob es eins dieser Pflichtspielchen ist, bei dem die Person irgendwelche Mutproben bestehen musste, doch als ich wieder in Adriens engelsgleiches Gesicht sah, erkannte ich keinen Anflug von Spott.
"Ja", flüsterte ich leise und nickte zur Bestätigung noch einmal.
"Wir gehen in den selben Deutsch- und Literaturkurs", erzählte er und musterte mich interessiert, als würde er meine Mimik studieren.
"Wirklich?", fragte ich unsicher nach und runzelte meine Stirn, da ich ihn noch nie wirklich dort gesehen hatte.
"Ja, ich ...", fing er an zu beantworten, stoppte allerdings kurz, um nach einer Erklärung zu suchen. "Ich war nicht sehr häufig in dem Kurs", schmunzelte er und kratze sich am Hinterkopf.
Ich lächelte leicht auf.
"Um ehrlich zu sein, hast du nicht sehr viel verpasst", zuckte ich nur lächelnd mit meinen Schultern und strich mir eine lose Strähne hinter mein linkes Ohr.
"So langweilig?", fragte er grinsend nach, als könne er nicht glauben, dass meine Aussage der Realität entsprach.
"Wenn dich das Erzählverhalten im 18. Jahrhundert interessiert, dann nicht", schmunzelte ich und legte meinen Kopf etwas schief.
Er lachte auf und ich mit ihm.
Plötzlich stellte sich Claire zwischen mich und Adrien und drückte ihrem Freund einen langen leidenschaftlichen Kuss auf seine Lippen.
Mir war das so unangenehm, dass ich schnell nach rechts schaute, doch trotzdem zog sich mein Magen so sehr zusammen, dass ich glaubte, ich müsse mich gleich übergeben.
"Adrien, was machst du denn hier? Ich hab' dich schon die ganze Zeit gesucht!", begrüßte Claire ihren Freund strahlend ohne mich irgendeines Blickes zu würdigen.
"Ich hab' mich nur unterhalten, Claire", seufzte er auf und rollte mit seinen Augen.
Ich fühlte mich mehr als fehl am Platz, sodass ich so schnell, wie nur möglich meine Tür zu schlug und mich bereits in die andere Richtung umdrehte. Doch anscheinend hatte Claire mich nun ebenfalls entdeckt und hielt mich an meiner Schulter fest.
"Du hast wirklich mit der gesprochen?", fragte Claire Adrien ohne mich aus den Augen zu lassen und mich herablassend anzuschauen.
"Die hat einen Namen", entgegnete ich wütend und schlug ihre Hand von meiner Schulter weg, sodass Claire überrascht ihre perfekt geschwungene Augenbraue hob und mich von oben bis unten musterte.
"Fass mich nicht an!", schnaufte sie böse und wütend zu gleich und hob ihre Hand, als würde sie mir gleich eine Ohrfeige verpassen.
Ich stellte mich bereits auf den Schmerz ein, doch so weit kam es nicht, da sich Adrien zwischen uns stellte und Claires Handgelenk festhielt.
Erstaunt über seine Reaktion hielt ich den Atem an und traute mich nicht ihm zu danken.
"Claire, reg dich ab! Ich hab' sie angesprochen", sagte er bedrohlich und ließ sie nicht aus den Augen.
Ich konnte sehen, wie seine Freundin mir wütende Blicke zu warf, dann zog sie ihr Handgelenk aus Adriens Griff, warf ihre Haare nach hinten und ging einfach.
Typisch Claire ...
Sekundenlang starrten wir ihr hinterher, dann drehte Adrien sich wieder zu mir und sah mich entschuldigend an.
Ich lächelte nur traurig zurück und zuckte mit meinen Schultern. Das, war alles, was ich dazu zeigen konnte, da ich so etwas von Claire mehr als gewohnt bin.
Ich hörte eine bekannte Stimme von hinten und drehte mich um. Joe versuchte sich durch die Schüler zu quetschen um zu mir zu gelangen.
Schwer atmend zog sie mich in eine Umarmung, sodass ich anfing zu lächeln.
"Geht's dir gut? Ist alles in Ordnung? Ich schwör, wenn ich Claire in die Finger bekomme, wird sie den nächsten Tag nicht mehr erleben", plapperte sie los und drückte bei jedem Satz mehr zu, sodass ich irgendwann keine Luft mehr bekam.
"Joe", krächzte ich und drückte sie ein Stück weg von mir.
"Ups, sorry! Immer wenn ich mich aufrege werde ich etwas ... aggressiv", schmunzelte sie schüchtern.
"Alles ist okay, Adrien hat -", begann ich zu erzählen, als sie überrascht ihre Augenbraue hob und zwischen mir und dem dunkelhaarigen Jungen hin und her schaute.
Kurz warf ich einen Blick über er meine Schulter und sah zu Adrien, der sich wieder ganz normal mit seinem besten Freund unterhielt und genau in dem Moment zu mir rüber lugte.
"Oh. Mein. Gott. Das glaube ich jetzt nicht", flüsterte sie mit geöffnetem Mund.
Erschrocken schüttelte ich mein Kopf, denn ich wusste, was Joe gleich sagen würde.
"Ich sag dir, das kommt auf die Titelseite der Schülerzeitung!", rief sie begeistert auf, denn ich wusste, dass sie es ernst meinte. Joe war nämlich Teil der Redaktion und sie konnte mit ein paar Tasten irgendetwas veröffentlichen.
"Joe", sagte ich bedrohlich, um sie wieder auf den Boden der Realität zu bringen.
"Komm, jetzt! Erzähl mir, wie es dazu gekommen ist", flüsterte sie und packte mein Handgelenk, um mich Richtung Caféteria zu ziehen.
Kopfschüttelnd nahm ich mir meine Tasche und folgte ihr.

PainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt