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Ein Sonnenstrahl fiel genau auf meine Augen, sodass ich mich tiefer in mein Kissen vergrub, das irgendwie total hart war. Trotzdem roch es verdammt gut - herb und irgendwie männlich.
Ich runzelte meine Stirn.
So hatte sich das Kissen gestern Abend nicht angefühlt - oder gerochen.
Langsam blinzelte ich.
Ein Schrank links, ein Schreibtisch recht und so gar nicht das Wohnzimmer.
Ich bin meinen Kopf und sah mich um.
Wie war ich im Schlafzimmer von Adrien gelandet?
Adrien!
Ich sah auf mein Kissen, das die harte Brust von Adrien war, und sah ihn verdutzt an.
Müde rieb ich mir die Stirn und dachte an die letzte Nacht.
Das Einzige, an das ich mich erinnerte, war, dass mich Adrien ins Schlafzimmer getragen hatte. Warum? Keine Ahnung.
Ich sah kurz Adrien an, dann unsere Beine, die irgendwie ineinander verschlungen waren.
Ich rümpfte die Nase und zog mein Bein weg, aber ich verlor das Gleichgewicht und fiel auf seine Brust.
Seufzend stützte ich mich auf meinen Ellenbogen ab und sah Adrien an, der schlief.
Er sah wirklich süß aus beim Schlafen. Automatisch hob ich meine andere Hand, weil ich den Drang hatte, sein perfektes Gesicht zu berühren, um zu schauen, ob er wirklich echt war.
Vorsichtig strich ich mit meinen Fingerkuppen über seine weiche Wange. Die Gesichtskanten waren, wie aus Mamor, seine Sommersprossen sahen aus, wie Farbsprenkel.
Er könnte von den Göttern abstammen, so schön sah er aus.
Mein Blick fiel auf seine Lippen, auch sie schienen ohne Marken zu sein, voll und weich.
Automatisch befeuchtete ich meine Lippen.
Schnell schüttelte ich meinen Kopf, um alle verbotenen und dummen Gedanken abzuschütteln bevor sie entstanden.
Ich zog meine Hand zurück und rutschte etwas von ihm weg. Langsam zog ich meine Beine zurück und rutschte an den Bettrand.
Vorsichtig stand ich auf, doch mich hielt etwas davon ab weiter zu gehen. Ich sah runter an mir und verzog das Gesicht. Das Tshirt gar vollkommen zerknittert und doch auch nicht mehr nach Adrien.
Mein Blick fiel auf Adriens Hemd, welches über dem Stuhl hang.
Kurz sah ich zu Adrien, der immernoch friedlich schlief, also strief ich das Tshirt ab und zog das Hemd an. Schnell verließ ich das Zimmer und lehnte mich gegen die Tür.
Tief atmete ich ein und wieder aus.
Neben Adrien im Bett zu liegen gefiel mir irgendwie. Es war absolut dumm und einfach nur irre, da seine Ex mich noch vor drei Tagen attackiert hatte, aber es gab da etwas zwischen uns, dem ich nicht wieder stehen konnte.
Mein Blick fiel auf die Küche.
Ich überlegte, ob ich nicht vielleicht ein Frühstück zum Dank machen könnte, also lief ich zum Kühlschrank um zu schauen, ob ich alle Zutaten für Pfannkuchen hatte. Schnell krempelte ich mir die Ärmel hoch.
Ich begann alles vorzubereiten und deckte den Tisch. Leise hörte ich, wie jemand die Tür öffnete und ins Wohnzimmer ging.
"Guten Morgen", begrüßte ich ihn und goss Kaffee in ein Becher, dem ich ihm über den Tresen gab.
"Morgen", murmelte er und rieb sich verschlafen die Augen.
"Gut geschlafen?", fragte ich nach und goss Teig in die Pfanne.
"Einer meiner besten Nächte."
Meine Erinnerungen schossen nach oben: Adrien und ich im Bett, die Nähe und Berührungen.
Ich schluckte und widmete mich der Pfanne.
Als ich mich umdrehte, stand Adrien hinter mir und sah mir über die Schulter.
"Als kleines Dankeschön, dafür, dass ich hier übernachten durfte", murmelte ich und hielt mich am Tresen fest.
Adrien kam einen Schritt näher, sodass wir sehr nah beieinander standen. Sein Geruch umhüllte mich und ich erinnerte mich wieder an die Nähe.
Adrien lehnte sich nach vorne, sodass er mit seinen Lippen fast meine Wange streifte. Sofort setzte ein Schwitzen und Kribbeln ein, dass mir absolut neu war.
"Die sehen gut aus", wisperte er nah an meinem Ohr, was mir eine Gänsehaut bescherte.
Er fasste durch den Spalt zwischen meiner Taille und meinem Arm, er striff dabei meine Haut.
Ich schnappte leise nach Luft und drehte meinen Kopf zur anderen Seite.
Adrien zog sich wieder zurück und biss auf den Pfannkuchen, den er sich geholt hatte.
"Ich ...", suchte ich nach Worten, weil mich die Nähe kirre machte. "...muss nach Hause."
Adrien runzelte die Stirn und biss wieder von einem Pfannkuchen ab.
"Willst du nicht noch frühstücken?"
Ich schüttelte den Kopf und holte meine Klamotten.
"Ich habe dich schon viel zu sehr in Anspruch genommen und muss außerdem noch eine Menge Hausaufgaben machen."
Ganz ehrlich, keine Ahnung, was ich da faselte, ich wollte nur schnell weg.
"Ich muss noch eine Hausarbeit schreiben und außerdem ganz dringend meiner Mom bei ihren Anzeigen helfen."
Ich war überrascht, was mir alles für Lügen einfielen.
Ich hatte mich bereits umgezogen und meine Tasche in der Hand, als ich mich zu Adrien an der Tür umdrehte, der währenddessen nur im Wohnzimmer stand und mich beobachtete.
"Ich kann dich gerne nach Hause fahr-", schlug er vor, aber ich fiel ihm ins Wort.
"Nein!" Ich räusperte mich. " Du brauchst dir keine Umstände zu machen, ich bekomme das schon hin."
Adrien nickte unsicher und langsam.
"Danke für deine Gastfreundschaft."
Mir fielen wieder die Momente im Schlafzimmer ein, sodass mich die Unbehagnis nach draußen trieb.
"Bis dann", lächelte ich zappelig, wartete nicht mal seine Antwort ab und schlug die Tür zu.
Kurz lehnte ich mich an die Tür und atmete tief aus.
Ich sollte schleunigst hier weg ...
Ich beschleunigte mein Tempo und rannte schon fast in den Wald hinein.
Als ich dachte, ich wäre weit genug entfernt, verlangsamte ich meine Geschwindigkeit.
Es raschelten Blätter und ich wusste, dass Scàth mich gleich besuchen würde.
Er lief neben mir und schleckte meine Finger ab.
"Hey, Kleiner!", begrüßte ich ihn und ließ meine Hand durch sein Fell gleiten.
Mein Handy klingelte und ich nahm den Anruf an.
"Sirina? Gott sei dank, ich dachte schon, du bist vom Erdboden verschluckt worden", murmelte Joe aufgeregt.
"Dir auch einen guten Morgen", lächelte ich.
"Wo zur Hölle warst du?"
Ich ließ mir Zeit bei der Antwort, da ich ehrlich nicht wusste, wie ich es umschreiben konnte.
"Möglicherweise habe ich die Nacht bei Adrien verbracht", flüsterte ich und ich hörte sie am anderen Ende Luft holen.
"Du hast was?"
Ihre Stimme war so schrill, wie eine Pfeife.
"Es ist nicht das, was du denkst", beruhigte ich sie. Ich berichete ihr das Gröbste und wartete dann auf ihre Reaktion.
"Sirina Malone, das glaube ich nicht! Du willst mir weiß machen, dass ihr nichts von einander wollt?"
Ich rollte mit den Augen.
"Ich bitte dich, Joe! Adrien hat gerade eine Trennung hinter sich und hat vermutlich nur Trost gesucht."
"Trost zwischen deinen Beinen?"
"Joe!"
Oh mein Gott, selbst meine Freundin glaubte mir nicht Mal das!
Ich rümpfte meine Nase und strich über Scàths Pelz.
"Hätte ja sein können", lachte sie, wurde aber wieder ernst. "Was machst du jetzt?"
Puh! Was machte ich jetzt?
Ich hatte abspult keinen Plan, obwohl ich immer einen hatte.
Empfand ich etwas für Adrien?
Nein, für so etwas war ea viel zu früh. Er war ein netter Kerl, aber sonst auch nichts.
Mochte ich ihn?
Möglicherweise, aber das hatte rein gar nichts zu bedeuten.
Gefiel mir die Nähe und die Berührungen von ihm?
Eventuell, aber ich gehörte definitiv nicht zu dem Beuteschema von Adrien Black, denn eine Sirina Malone war einfach zu anders für ihn.
Joe gähnte in das Telefon.
"Alle okay bei dir?", wechselte ich das Thema.
"Gestern konnte ich absolut nicht schlafen, wie bei jedem Vollmond. Einfach nur nervig!"
Abrupt blieb ich stehen und weitere meine Augen.
Scàth sah mich verwirrt an.
"Gestern war Vollmond?", flüsterte ich perplex.
"Ja, warum?"
Ich schluckte und atmete tief ein.
Unmöglich! Ich hätte im Bett liegen und mich vor Schmerzen quälen müssen, ich hätte weinen und schreien müssen und mein Körper hätte brennen sollen. Doch ich lag friedlich neben Adrien und schlief tief und fest.
Was zur Hölle war so anders gewesen, als die anderen Nächte am Vollmond?

PainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt