30

9.7K 354 4
                                    

Nervös starrte ich mich im Spiegel an und begutachtete mein Outfit.
Es war einige Tage her seit dem Date zwischen Adrien und mir. Und es hatte sich etwas geändert, das merkte ich sofort.
Er suchte oft meine Nähe, die durch die 'zufälligen' Berührungen deutlich wurden. Gleichzeitig nahm ich auch mein ständiges Herzklopfen war, welches nur einsetzte, wenn er sich im selben Raum befand.
Trotzdem hatte ich Angst, dass er immer wieder einen Rückzug machen würde, weil ich Angst hatte, ausgenutzt zu werden
Ich strich mit meine schwitzigen Hände an meinen Oberschenkel ab und nahm meine kleine Tasche nach unten.
Adrien hatte mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit seinen Freunden einen Film zuschauen.
Er kannte mich gut, immerhin liebte ich Filme über alles.
Natürlich hatte ich sofort zugestimmt, aber erst später fiel mit auf, was er tat: Adrien lud mich ganz offiziell ein, als würde er einen weiteren Schritt in eine bestimmte Richtung machen.
Schnell nahm ich meine Schlüssel und zog die Tür hinter mir zu.
Ein kühler Windstoß trieb durch mein dunkles Haar und ich zog meinen Mantel enger um mich.
Ungeduldig wartete ich auf den Bus, stieg ein und fuhr zu Adriens Siedlung.
Ich war aufgeregt ihn wieder zusehen, so ganz außerhalb der Schule. Das letzte mal hatten wir uns fast geküsst, wäre mein Dad nicht hereingeplatzt. 
Der Wagen hielt an der richtigen Haltestelle. Ich stieg aus und lief in den bereits dunklen Wald.
Komischerweise fühlte ich mich sicherer als bei manch anderen Orten. Ich hatte immer Scàth im Hinterkopf, der mich aus jeder bremslichen Situation retten konnte, allerdings konnte er mir nicht bei der nächsten Hürde helfen.
Obwohl ich Ruby, Felix und Tristan bereits kannte, wollte ich einen guten Eindruck hinterlassen. Sie hielten sich immerhin ständig mit Adrien auf und wenn es etwas ernsteres mit ihm werden würde, würde ich ihnen immer wieder begegnen.
Ich trat in die Siedlung ein und lief rüber zur Villa.
Ein paar Fenster strahlten gelbes Licht aus, was zusätzlich den Ort behellte.
Langsam stieg ich die Treppen hoch und atmete tief aus.
Schnell strich ich mir die Haare zurecht und drückte auf die Klingel.
Nervös biss ich mir auf die Lippe.
Ein paar Minuten später wurde mir die Tür geöffnet und Adrien lächelte mich an.
"Hey Fremde", raunte er und trat zur Seite, sodass ich eintreten konnte.
"Hallo Fremder", lächelte ich und stellte mich neben mich.
Adrien nahm mir mein Mantel ab, während ich meine Schuhe auszog.
Ein paar Sekunden standen wir uns gegenüber, doch dann zog er mich in eine sanfte Umarmung.
Ich legte meine Arme um seinen Rücken und sog seinen Geruch auf.
Leise entglitt mir ein Seufzer.
Ich hatte mich wirklich danach gesehnt.
"Ich hab' dich vermisst", wisperte er in meine Haare, doch ich verstand alles klar und deutlich.
Mein Herz machte einen kleinen Sprung und ich lächelte auf.
Jemand räusperte sich hinter uns und Adrien ließ mich wieder los, allerdings platzierte er seine Hand an meinem unteren Rücken.
Seine Wärme brannte sich durch den Stoff direkt auf meine Haut.
"Sirina", grinste Ruby und lief mir mit offenen Armen entgegen, sodass sie mich ein paar Momemte später drückte.
"Hey!"
Felix trat neben sie und zwinkerte mir zu, während ich ihm anlächelte.
"Sirina Malone", begrüßte mich Tristan mit einer überraschenden Umarmung.
Ich merkte, wie Adriens Körperhaltung sich veränderte.
"Was für eine Ehre und gleichzeitige Freude", fügte er hinzu und ließ mich los.
"Kann ich nur zurückgeben", meinte ich und lächelte zurück.
Neben ihm trat ein Mädchen mit dunklem Haar auf, das mich von oben bis unten musterte.
Mir war unwohl dabei, weil ich an ihrem Gesichtsausdruck merkte, dass sie mich nicht mochte.
Ich streckte meine Hand automatisch aus, um das zu beheben.
"Hi, ich bin Sirina", sagte ich voller Überzeugung, doch das Mädchen sah auf meine Hand, dann zu Tristan und mir dann wieder ins Gesicht.
"Sarah", meinte sie kühl und hielt sich an Tristan fest.
Peinlich berührt zog ich meine Hand weg und presste die Lippen zusammen.
"Okay", warf Ruby ein, um die Stimmung zulockern. "Ich hole Popcorn und dann ab in den Kinosaal!"
Tristan und Sarah drehten sich beide um, Arm in Arm gingen sie den Flur entlang. Ruby und Felix verschwanden in der Küche.
Alleine blieben Adrien und ich zurück.
Er legte mir den Arm um die Schulter und zog mich zu sich.
"Mach dir nichts daraus", flüsterte er mir ins Haar. "Sie braucht noch ein bisschen."
Ich schluckte und legte meinen Arm um seine Taille.
Adrian führte mich durch einen Flur, bog rechts ab, die Treppe runter in einen Raum.
Tatsächlich enthielt der Raum ein paar bequeme Sessel vor einer Leinwand und hinten gemütliche Sofas.
Erstaunt schaute ich mich um.
Ich hatte erst Witze darüber gemacht, dass sie einen eigenen Kinosaal hatten, doch Adrien blieb absolut ernst, als er mich zu sich einlud.
"Mund zu", neckte er mich und stupst mich am Arm an.
Ich schloss meinen Mund und sah auf die Coach zwischen den beiden Paaren, die sich schon über das Popcorn bereits hermachten.
Adrien nahm meine Hand und führte mich zu dem Sofa.
Wir setzten uns und Adrien nahm mich direkt zu sich in den Arm.
Lächelnd kuschelte ich mich an ihn und seufzte, als seine Finger sich mit meinen verflochten.
Der Film startete direkt, allerdings kannte ich ihn nicht. Es war eine Komödie über zwei Männer, die ihren Spaß des Lebens in Las Vegas hatten.
Ab und zu konzentrierte ich mich auf den Film, doch ich merkte, wie abwesehend ich war.
Wenn alle lachten, dann lächelte ich, jedoch lenkten mich die Nähe und Berührungen von Adrien nahezu immer ab.
Seine Finger strichen über meinen Arm, was mir eine Gänsehaut beschaffte. Sein Herzschlag unter meiner Hand ließ mich kleine Stromschläge spüren. Sein Atem, der ab und zu meine Haut streifte, kribbelte auf meiner Haut. Seine Blicke, die er auf mich richtete, sorgten für eine enorme Hitze bei mir.
Ich konnte nicht anders, als auf unsere verschränkten Hände zu schauen. Mir gefiel dieser Anblick so gut, dass ich mein Blick nicht von ihnen nehmen konnte.
Plötzlich hörte ich ein immer lauter werdendes Schmatzen, sodass nicht nur ich, sondern auch Adrien sich aufsetzte und umguckte.
Ruby und Felix schliefen tief und fest, doch Tristan und Sarah knutschen wie zwei Wilde. Es wirkte fast so, als würden sie sich ernsthaft fast verletzten.
Ich schlug mir die Hand vor den Mund und versuchte mein Lachen, so gut es geht, zu verkneifen, Adrien kämpfte ebenfalls mit der Beherrschung.
Wir lehnten uns wieder zurück, doch diesesmal ließ ich mir einige Minuten Zeit um sein bildhübscher Gesicht zu betrachten.
Er schenkte mir ebenfalls einen intensiven Blick, der meine Haut zum Kribbeln brachte. Meine Augen wanderten von deinen Sommersprossen zu seiner Nase ein paar Sekunden tiefer zu seinem Mund.
Was machte ich hier?
Ich schloss die Augen und drehte mein Gesicht zur Leinwand.
Wieso benahm ich mich so anders?
Klar, Adrien gefiel mir, sehr sogar, aber das ist kein Grund mich so zu verhalten.
Ich spürte, wie Adrien sich etwas verbeugte und seine Lippen meine Wange küssten. Ich hielt den Atem an.
Ein Kälteschauer lief mir den Rücken runter und ließ much erzittern.
Sein Mund berührten sanft einen Mundwinkel von mir - ungeduldig nah an meinen Lippen.
Ich drehte meinen Kopf zu ihm. Wir waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt.
Das Blut rauschte durch meine Ohren und meine Hände würden ganz schwitzig.
Ich hatte alles ausgeblendet, den Film, die vier Anderen, einfach alles.
In diesem Moment gab es nur Adrien und mich. Und ich wollte es diesesmal mehr, als bei unserem Date.
Sein heißer regelmäßiger Atem streifte immerwieder über meine Lippen und kratzen an meinen Nerven. Ich wollte mich so sehr meinem Verlangen hingeben.
Die Verbindung war dermaßen intensiv, dass ich glaubte, ich könne die Spannung fühlen.
Plötzlich erklang ein Krachen neben uns und ließ alle aufschrecken.
Wir beide fuhren zusammen und ich legte den Kopf in den Nacken.
Der Moment war dahin.
"Sorry", murmelte Ruby verschlafen und sah von Adrien zu mir.
Die Schale mit dem Popcorn war ihr während ihres Schlafes entglitten und lag nun in tausenden von Scherben auf dem Boden.
Ich rutschte etwas von Adrien weg, damit wir wieder normalen Raum zwischen uns hatten.
Leicht enttäuscht atmete ich aus und lehnte meinen Kopf gegen die Lehne.
Adrien sah mich von der Seite an und verschränkte unsere Hände.
"Das nächste mal", wisperte er und rutschte etwas näher zu mir.
Ich versuchte mein Grinsen zu verbergen, indem ich meine Lippen aufeinander presste.
Alle guten Dinge sind drei ...

PainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt