Blutmond Kapitel 20

36 1 2
                                    

Blutmond


Kapitel 20



Salvadore betrat das Arbeitszimmer von Uther und schloss die Tür, Uther, der an seinem eleganten Schreibtisch saß, sah auf.
„Kann ich dich mal sprechen, ich muss dir etwas sagen, was dir nicht gefallen wird!" sagte sein Freund.
„Salvadore....was ist los....Ärger in der Höhle?"
„Schlimmer!"
Uther legte die Papiere weg, die er in der Hand hatte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück
„Also?"
„Wo ist dein Sohn?"
„Ich denke mal, das er noch schläft....er ist erst um sechs Uhr nach Hause gekommen!"
Er sah auf die Uhr
„Es ist mal gerade zehn, vor heute Mittag werde ich ihn nicht sehen!"
Salvadore trat langsam näher
„Weißt du eigentlich, was er die ganze Nacht so treibt?"
Uther hob die Hände und ließ sie auf die Armlehnen fallen
„Nein, nicht wirklich....er sagt, das er in Clubs herumhängt und mit Mädchen rummacht!"
Salvadore lachte auf, so das der Leitwolf ihn überrascht ansah.
„Mädchen!" sagte Salvadore etwas spöttisch
„Salvadore....verdammt....was ist denn los?"
Sein Freund nahm Luft, er wusste, das gleich die Hölle ausbrach.
„Uther, du weißt, das ich mich Donnerstags immer mit ein paar Freunde treffe und gestern auf dem Nachhauseweg....habe ich Arthur gesehen!"
„Und?"
„Er hatte da gestanden und jemanden geküsst!"
„Na und....was ist da so Besonders dran?"
Salvadore sah ihn einen Augenblick an, dann ließ er die Bombe platzen!
„Er hat einen Mann geküsst....nicht freundschaftlich, sondern wie Liebespaare sich küssen und dieser Mann....war ein Vampir!"
Uther sah ihn an, schaute ihn nur an, sagte nichts, aber man sah ihm an, wie er die Nachricht verarbeitete und endlich, nach einer Ewigkeit sagte er atemlos
„Was?"
„Dein Sohn ist homosexuell, was ja eigentlich schon schlimm genug ist, aber anscheinend vögelt er auch noch einen Vampir! Sie standen da eng umschlungen und hatten ihre Zungen im Hals des jeweils anderen, dann winkte der dunkelhaarige Vampir und verschwand mit ihrer typischen Geschwindigkeit! Ich vermute stark....sie haben dort ein kleines Liebesnest!"
Uther sah ihn immer noch ungläubig an
„Das....das glaube ich nicht!"
Salvadore beugte sich etwas über den Schreibtisch
„Überlege doch mal....seit Monaten ist er die ganze Nacht verschwunden, kommt erst im Morgengrauen nach Hause....Vampire können nur nachts raus und müssen vor Sonnenaufgang nach Hause!"
„Das....kann ich nicht glauben....Arthur....mit einem Vampir?" sagte er fassungslos
Sein Freund seufzte
„Dann schlage ich vor, du siehst es dir selbst an....morgen früh!"
Uther nickte grimmig!
Am nächsten Morgen lagen Uther und Salvadore auf der Lauer, in einem Versteck, so das sie freie Sicht hatten, aber nicht gesehen wurden.
Bald traten zwei Personen aus dem Haus, Uther konnte seinen Sohn sehr gut erkennen, erstens sahen Wölfe in der Dunkelheit ausgezeichnet und zum zweiten war Vollmond!
Arthur küsste den dunkelhaarigen Mann sehr ausgiebig, dann lösten sie sich und Uther zog die Luft ein....das war doch der Vampir, den Arthur befreit hatte!
Der Vampir verschwand und Arthur ging zu seinem Auto, fuhr dann weg!
Uther sah wie betäubt vor sich, nicht imstande, etwas zu sagen, bis Salvadore sagte
„Uther?"
Uther sah auf, ein Blick in seinen Augen, den Salvadore zurückschrecken ließ.
„Das werden die Dreckskerle mir büßen....sie haben sich an Arthur ran gemacht, um mich zu untergraben! Mag sein, das mein Sohn spezielle Neigungen hat, aber nicht mit einem verfluchten Vampir!"
„Was wirst du jetzt tun?" fragte Salvadore
„Ich werde diesen Hund töten!" schrie Uther jetzt.
Salvadore wurde nachdenklich
„Das würde ich an deiner Stelle nicht tun!"
„Was dann....seelenruhig weiter zuschauen?" schrie Uther, sein Blick wolfsähnlich.
„Nein....aber der Tod des Jungen würde einen offenen Krieg auslösen und so etwas brauchst du jetzt nicht....du stehst kurz vor einem großen Deal!"
„Na und!"
„Dieser Junge ist Balinors Sohn!"
„Das ist Merlin....ich hatte Merlin in meiner Zelle?" fragte der Leitwolf überrascht.
Salvadore nickte
„Wenn ich das gewusst hätte....ich wusste gleich, das es kein Zufall war, das er in der Nähe war....der verfluchte Mistkerl Balinor hatte ihn auf Arthur angesetzt und weiß der Teufel, wie er es geschafft hatte, Arthur umzudrehen!" sagte Uther zornig, Salvadore fühlte seine Wut fast körperlich.
„Also....ich denke, du solltest ihm eine Warnung zukommen lassen, das er die Finger von Arthur lassen soll!" schlug Salvadore vor.
„An was hattest du gedacht?" fragte er interessiert.
„Balinor....Merlin liebt ihn, er ist sein Vater und er hat nur noch ihn, das weiß ich, denn einer der Spione hatte erzählt, das seine Mutter tot ist! Ich denke, wenn wir seinen Vater angreifen....wird er handeln, denn er will ihn nicht verlieren!"
„Und wie?"
„Balinor geht nachts ins Hafenviertel jagen....wir werden ihm auflauern und Merlin eine Warnung zukommen lassen! Lass das meine Sorge sein, ich kümmere mich darum!"
Uther nickte
„Gut und mach das schnell! Erzähle mir dann, wie es gelaufen ist!"
Der Leitwolf schüttelte den Kopf
„Was habe ich nur falsch gemacht bei dem Jungen? Mein Sohn ist homosexuell, aber nicht genug, das ich damit gestraft bin....er treibt es auch noch mit dem Vampirgesindel.....verflucht....dieses verdammte Dreckspack soll seine Finger von meinem Sohn lassen! Ich soll verdammt sein, wenn ich zulasse, das sich unser reines Blut mit diesem dreckigen Blut von Vampiren paart, auch wenn sie keine Kinder haben können! Lass uns gehen!"
Uther stand auf und stapfte zu seinem Auto, er würde am liebsten das ganze Vampirgesindel ausrotten, aber sein Freund hatte recht! Er konnte jetzt keinen offenen Krieg wagen, denn er stand in Verhandlungen für einen großen Deal und ein offener Krieg könnte auch ihre Tarnung gefährden. Er nickte, als er ins Auto stieg....Salvadores Idee war logisch....wenn er Balinor angriff, würde Merlin handeln, er war sich sicher, das der Junge das Leben seines Vaters nicht aufs Spiel setzen würde, nur um Arthur zu vögeln....das konnte er auch mit anderen haben! Er würde mit Sicherheit, seine Affäre mit seinem Sohn aufgeben!
Als er nach Hause kam, war Arthur schon zu Hause, sein Aston Martin stand vor der Tür, aber anscheinend schlief er schon oder war zumindest auf seinem Zimmer.
„Ich werde das morgen Nacht erledigen!" nickte Salvadore und verschwand Richtung Lift.
„Gute Nacht Uther!"
Der Leitwolf nickte....an schlafen war jetzt nicht zu denken....ein bösartiger Zorn wallte in ihm, ließ ihn mit der Faust auf den Tisch schlagen und er ballte die Fäuste!
Das würde eine Lehre für das Pack sein....und für seinen Sohn!





Balinor war im Hafenviertel unterwegs, er war nicht besonders wachsam, denn das war sein Gebiet....er war auf der Jagd! Der dunkelhaarige, gutaussehende Vampir ging an den leichten Mädchen mit großen Schritten vorbei, sein langer schwarzer Mantel bauschte sich hinter ihm auf. Die Mädchen hatten ihn schon öfter gesehen, denn es standen immer die Gleichen dort, es war wahrscheinlich ihr Stammplatz.
Trotz allem lockten sie ihn mit Angeboten, denn selten verirrte sich so ein schöner Mann in dieses Viertel, vor allem nachts nicht!
Balinor lächelte sie an, dachte aber nicht einen Moment darüber nach, ihre Angebote ernsthaft in Erwägung zu ziehen, denn er hatte streng verboten, das sich seine Vampire sexuell mit Menschen einließen, es war einfach zu gefährlich für die Mädchen....sie würden sie im Eifer des Gefechts vielleicht töten. Die alten Vampire hatten das im Griff, sowie er auch....das war nicht das Problem, aber die jungen Vampire hatten das natürlich nicht im Griff und würden nicht aufhören können und außerdem....wenn er als Anführer das verbot, konnte er sein eigenes Gesetz nicht brechen, das wäre kein gutes Vorbild für seine Leute, vor allem nicht für die jungen Vampire.
Er selbst hielt sich seit dem Tod seiner Gefährtin an ungebundene Vampirinnen, die allzu gern bereit waren, mit ihrem gutaussehenden Anführer das Bett zu teilen, manche von ihnen würden sich nie binden, denn sie liebten die Abwechslung und ihre Freiheit, mit dem Vampir zu schlafen, den sie wollten.
Balinor hatte daher keine Probleme mit jemandem zu schlafen....er war ein exzellenter Liebhaber, was sich sehr schnell bei den Mädchen herumgesprochen hatte, aber er würde nie wieder eine Gefährtin haben....Sex ja, aber nie mehr eine Frau an seiner Seite. Er hatte Silvia sehr geliebt, sie war seine große Liebe gewesen und sie hatte ihn auch geliebt, mittellos.... wie er damals war und aus keiner privilegierter Familie hatte Sivias Familie ihn nicht akzeptiert, denn sie war die Tochter aus einer sehr alten, wohlhabenden Familie, die in Irland lebte. Aber Silvia wollte ihn nicht aufgeben und so brach sie mit ihrer Familie und zog mit ihm nach Seattle....Balinor übernahm später den Clan und schaffte ihnen ein Zuhause, aber das Glück wurde gekrönt mit Merlin....ein Kind aus tiefster Liebe und Opferbereitschaft geboren und er war Balinors ganzer Stolz.
Er war am Boden zerstört gewesen, als seine Gefährtin so ums Leben kam und er ihre Asche mit dem Ring gefunden hatte, so kurz vor ihrem Zuhause, den er ihr am Tag von Merlins Geburt geschenkt hatte. Nur die Liebe zu seinem Sohn und die Tatsache, das er ihn brauchte, hielt ihn davon ab....in die Sonne zu stürzen und....weil Silvia es ihm nie verziehen hätte, wenn er Merlin im Stich gelassen hätte. Zehn Jahre waren seit diesem furchtbaren Tag vergangen, aber es gab keinen Tag, an dem er nicht an sie dachte und Merlin war ihr so ähnlich....er hatte ihre Augen und manchmal dachte Balinor, das ihn Silvia durch Merlins Augen anblickte, auch seine Art....diese Leidenschaft zu lieben und allem zu trotzen, was ihm im Weg stand....Silvia hatte ihre Familie aufgegeben, um bei ihm zu sein....sie ließ sich das damals nicht ausreden! Auch die Art, das Schicksal herauszufordern hatte er von seiner Mutter....er kam auch immer sehr spät nach Hause....wie seine Mutter und er liebte einen ihrer Feinde....trotz allem....trotz das ihre Zukunft nicht gut aussah....liebte er diesen Wolf mit einer Leidenschaft, die Silvia auch hatte.
Er seufzte....ja, er war Silvias Sohn, die ihn so liebte und nicht viel von Merlin hatte....ihr früher Tod prägte auch in gewisser Weise seinen Sohn, er erinnerte sich noch daran, wie er es ihm schonend sagte und Merlin geschrien und geweint hatte....ein dreizehnjähriger Junge, dem man sagen musste, das seine Mutter nie mehr nach Hause kam und nie mehr in den Arm seiner Mutter genommen wurde. Danach hatte sich Merlin in sich zurück gezogen und wurde erst wieder lebendig, als seine Freunde ihn aus seinem Schneckenhaus herausgezogen hatten.
Er bog in eine dunkle Gasse ein und streckte seine Sinne nach Leben aus und dann geschah es....er fühlte den dumpfen Schmerz, als sich der Pfeil in seinen Rücken bohrte, auch den zweiten und dritten traf ihn hart im Rücken und er bäumte sich auf, hielt sich an der Mauer keuchend fest. Er wusste, das irgendjemand mit einer Armbrust auf ihn geschossen hatte, aber sein Herz verfehlt hatten. Er versuchte in Deckung zu gehen, stand schwer atmend mit Schmerzen im Dunkeln, fühlte, wie sein Blut ihm den Rücken entlang floss, dann bewegte er sich....er musste zurück in die Höhle!
Er fühlte, wie er schwächer wurde....er hatte noch nicht getrunken, was ihm noch mehr zu schaffen machte, denn Blut gab ihm Kraft, die er jetzt nicht hatte und dringend benötigte. Er umklammerte schwer keuchend einen Laternenmast, ruhte einen Moment, bevor er weiter taumelte....an eine schnellere Geschwindigkeit war nicht zu denken....er verlor zusehends an Kraft.
Schließlich taumelte er nach unendlicher Zeit, mehr weggetreten als wach in das unwegsame Gelände auf ihre Höhle zu, aber kurz davor brach er endgültig zusammen und rollte seitlich in ein Gebüsch. Er dachte an Merlin, bevor ihn die Dunkelheit einhüllte!




Merlin war heute mal nicht im Hafenviertel, sondern in einem dunklen, einsamen Park unterwegs und hatte gerade einen Mann mit seinem Hund wieder gehen lassen, nachdem er getrunken hatte und der kleine Hund abwechselnd geknurrt und gewinselt hatte, wenn Merlin ihm zu nah kam. Jetzt ging er nach Hause....Arthur hatte heute einen Termin und sie würden sich erst viel später sehen. Also ging er zurück in die Höhle, wollte noch etwas lesen und später in ihre Wohnung gehen. Er ging das letzte Stück Weg zur Höhle, bevor der kleine, kaum sichtbare Weg am Wasserfall begann, als er stehen blieb und lauschte. Er hatte etwas gehört, trotz das der Wasserfall rauschte....ein Stöhnen, kaum hörbar, aber Merlin mit seinem ausgezeichneten Gehör hatte es gehört und da war es wieder!
Merlin ging dem Geräusch nach und bald fand er die dunkle Gestalt, die in dem Busch bewegungslos lag. Als er näher kam, erkannte er ihn und rannte darauf zu
„Vater!" schrie er „Um Gottes Willen....Vater!"
Balinor gab keine Antwort und Merlin sah die drei Pfeile, die aus seinem Rücken ragten und er keuchte erstickt
„Oh mein Gott....oh mein Gott!"
An einem der Pfeile steckte ein Zettel, schön festgebunden, so das er nicht verloren ging und der junge Vampir nahm ihn ab und faltete ihn auseinander, las mit Tränen in den Augen die kurze Nachricht
Lasst die Finger von meinem Sohn, ihr Drecksgesindel!
Das war eine Warnung....das nächste Mal zielen wir genauer!
Unter diesen Zeilen war das Pendragon Firmen Zeichen gemalt....ein W, indem in der Mitte ein großes P prangte....Merlin kannte das Zeichen sehr gut. Er knüllte das Papier zusammen und rannte sehr schnell zur Höhle. Bald darauf kamen mehrere Vampire und schleppten Balinor in die Höhle, Merlin hinter ihnen, er machte sich furchtbare Sorgen um seinen Vater. Ismael kam herbei geeilt, er war einer der sehr alten Vampire, was man ihm nicht ansah....er war blond und sah aus wie dreißig.
„Was ist passiert?"
„Sie haben Vater angegriffen....ich fand ihn vor der Höhle, er muss sich noch bis hierher geschleppt haben!"
„Dreckswölfe!" sagte Ismael „Ruf die Alten....wir müssen ihm Blut geben!"
Das Blut der alten Vampire war sehr stark und würde Balinor helfen. Merlin rannte durch die Höhle und rief sie, die sofort zu Ismael eilten.
„Lass uns allein!" sagte Ismael und legte eine Hand auf Merlins Schulter.
„Er wird es überstehen, sie haben sein Herz nicht getroffen!"
Merlin nickte und ging langsam Richtung Ausgang, setzte sich auf einer der Felsen neben dem Wasserfall und las wieder die inzwischen zerknitterte Nachricht und er nickte leicht. Jetzt war es geschehen....Uther hatte es herausgefunden und gehandelt!
Tränen standen ihm in den Augen....wenn er seinen Vater nicht gefunden hätte....vielleicht hätte ihn die Sonne erwischt, weil er keine Kraft mehr hatte, in die schützende Höhle zu kommen. Es war reines Glück, das er heute Abend nochmal nach Hause ging und nicht direkt zu Arthur, denn eigentlich waren alle Vampire schon zurück....sie hätten ihn vielleicht nicht rechtzeitig gefunden.
Diese Warnung war an ihn gerichtet, das wusste er und sein Vater musste dafür büßen!
Er nahm zögerlich Luft, denn Tränen rannen ihm jetzt über seine Wangen und er legte den Kopf auf seine Arme und sein Körper wurde geschüttelt, als er weinte!


So, zum Auftakt 20 Kapitel. Ich hoffe, es gefällt euch, die nächsten am Sonntag. Freue mich auf Rückmeldungen. Danke. LG Pentragon100

BlutmondWhere stories live. Discover now