Kapitel 97

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Gereizt rauche ich eine Zigarette, weil Areum und ich seit vier Stunden in der Nähe von diesem beschissenen Friseur warten und es dunkler wird. Anscheinend haben die länger offen, da sich Stella immer noch in diesem Gebäude aufhält. Es ist schon 21 Uhr und langsam geht meine Geduld flöten. Wir haben uns in einer Seitengasse versteckt, sodass wir den Laden noch sehen, aber sie uns nicht entdecken kann. Areum hat sich auf den Boden gesetzt und zerstört ihre Bluse, damit es glaubwürdig wirkt, dass sie belästigt wurde. Danach verschmiert sie ihre Schminke etwas und fragt mich, ob das echt aussieht.

"Ne, komm her", meine ich und ziehe sie an der Hand hoch, um erst meinen Daumen abzulecken und damit ihren Lippenstift zu verschmieren.

Angewidert verzieht sie ihr Gesicht und lässt die Prozedur über sich ergehen, da ich auch noch ihren Lidschatten versaue. Belustigt schmeiße ich die Zigarette auf den Boden und benutze beide Hände, um ihre Schminke zu veranstalten. Irgendwann hält sie meine Hände fest und schaut mich böse an.

"Hörst du mal auf?", meckert sie mich an und drückt meine Hände gegen meine Brust.

Bei ihrem Aussehen fange ich leise an zu lachen und beiße mir auf die Lippen, um nicht so laut zu sein. Die Ältere verdreht die Augen bei meiner Reaktion und sagt, dass sie sich schon vorstellen könne, wie sie nun aussieht. Ich beruhige mich nach wenigen Sekunden und wende mich von ihr ab, um nachzuschauen, ob Stella endlich das Gebäude verlässt.

Tatsächlich steht sie auch schon vor der Glastür und schaltet wohl noch alle Lichter aus, bevor sie geht. Ruckartig drehe ich mich zu Areum, die mich schon aufgeregt anstarrt. Meine Fresse, wenn sie nicht so alt wäre, dann würde ich sie vernaschen. Sie ist wirklich süß.

"Du weißt, was du zu tun hast, stimmt's?", frage ich sie nochmal.

"Jap, ich habe alles in meinem Kopf abgespeichert", nickt sie und lächelt mich an, während sie mit ihrem Zeigefinger auf ihre Stirn tippt.

"Klasse. Wir warten noch einen Moment, bevor wir sie verfolgen, okay? Denk daran, dass ich hinter dir bleibe. Also mach dir keine Sorgen", sage ich ihr noch und streiche durch ihre dunklen Haare.

Areum nickt nochmal und beugt sich wieder etwas vor, um Stella zu beobachten, die den Salon noch abschließt und danach in Richtung Park läuft. Ich gebe der Älteren vor mir einen kleinen Schubser, damit sie ihr heimlich nachgeht. Sie macht sich leise auf den Weg und beeindruckt mich dabei, da sie in High Heels so leise laufen kann. Ich bin einfach begeistert von dieser Frau. Sie hört brav auf mich und macht alles ohne Widerworte mit.

Nach einer Minute folge ich ihr und verstecke mich hinter Autos, damit mich Stella nicht sieht. Areum ist schon so clever und schluchzt leise vor sich hin und weckt ihre Aufmerksamkeit damit, jedoch läuft Stella vorerst normal weiter, aber dreht sich alle paar Meter zu Areum um. Mir tut das beinahe leid, ihr sowas antun zu müssen, aber dafür ist mir die Bitch viel zu egal.

Die beiden Frauen laufen über die Straße zum Park, während ich mich einige hundert Meter noch hinter den Autos verstecke. Jetzt wird es kritisch. Ich muss auf den perfekten Moment warten, da die Straße an der Kreuzung hell beleuchtet ist und Stella mich zu 100 Prozent sehen wird, wenn ich nicht aufpasse. Geduckt verringre ich den Abstand zwischen mir und den Beiden und hoffe, dass es Areum genauso gut hinbekommt wie bei ihr Zuhause. Wir haben Glück, dass die Hauptstraße und der Park um diese Uhrzeit leergefegt sind. Alle Geschäfte sind geschlossen und es wirkt sehr gruselig, da nur alle siebzig Meter eine Laterne die Straße beleuchtet. Niemand hält sich gerne um diese Uhrzeit hier auf.

"Hey, du! Stimmt irgendwas nicht? Brauchst du Hilfe?", höre ich Stellas Stimme von Weitem und renne augenblicklich los, damit ich unsere Chance nicht verpasse.

"Es stimmt rein gar nichts! Ich f-fühle mich so dreckig und be-beschmutzt! Er hat mich angefasst!", ruft Areum herzzerreißend.

Dabei bricht sie zusammen und fällt richtig hart auf die Knie. Überrascht bleibe ich stehen und denke, dass sie das nicht nur spielt. Schnell schüttle ich meinen Kopf und renne über die Straße, um mich hinter einem Baum zu verstecken, da Stella vor Areum in die Hocke geht und mit dem Rücken zu mir gedreht ist. Areums Schluchzen ist so laut, dass sie meine schnellen Schritte nicht bemerkt.

"Wer hat dich angefasst? Wo hat er dich angefasst?", fragt sie die Ältere besorgt.

"Ü-Überall! Mein Unter-Unterleib tut so weh! Ich dachte... Ich dachte, er liebt mich! Wie kann er mir sowas antun?", antwortet sie heulend darauf und hält sich verkrampft den Bauch.

"Oh, mein Gott. Hat dich dein Freund etwa missbraucht? Soll ich die Polizei anrufen?", gibt Stella schockiert von sich und kramt ihr Handy aus ihrer Hosentasche.

"NEIN! Keine Polizei! Er wird mir dann noch schlimmeres antun", packt Areum sie am Handgelenk und sieht sie vollkommen verzweifelt an.

"Wir müssen die Polizei anrufen! Er muss seine gerechte Strafe bekommen", beteuert sie mit ihrem Sinn für Gerechtigkeit.

"N-Nein, bitte nicht. Ich flehe dich an. Tu es nicht", weint die Ältere und bohrt ihre Fingernägel in ihr Handgelenk, sodass Stella laut zischt.

"Warum denn nicht? Sie können dir helfen! Lass meinen Arm los! Du tust mir weh", sagt Stella schmerzerfüllt und lässt ihr Handy auf den Boden fallen.

Sie versucht Areums Hand von ihrem Handgelenk zu lösen und wird etwas panischer. Areum schaut für einen kurzen Moment zu mir und in ihrem Ausdruck steht, dass ich etwas tun soll. Keine Sekunde später stehe ich hinter Stella und ramme ihr mein Knie gegen den Schädel, sodass sie ohne weitere Laute auf die Seite fällt und bewusstlos wird.

Monoton schaue ich auf sie herab und fühle rein gar nichts bei ihrem Anblick. Mein Blick wandert zu Areum, die sich die Tränen aus dem Gesicht wischt und etwas schnieft. Sie meidet es in meine Augen zu sehen, weil das wohl überhaupt nicht gespielt war, was ich gerade sehen durfte. Ohne darauf einzugehen, gehe ich auf die Knie und hebe Stella im Brautstil hoch. Die Ältere steht vom Boden auf und klopft sich den Dreck von der Hose ab.

"Geht es wieder?", frage ich sie.

"Ja, wir können gehen", schnieft sie und hebt ihren Kopf nicht.

Seufzend laufe ich los und gebe ihr etwas Zeit sich zu sammeln. Areum hält ein wenig Abstand zu uns und ist wahrscheinlich froh, dass ich nicht scharf darauf bin, mich um ihr Trauma zu kümmern. Ich schaue Stella an und schmunzle etwas, weil mein Plan perfekt verlaufen ist.

Revenge | TaekookWhere stories live. Discover now