Kapitel 109

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Taehyung und ich haben die Lagerhalle verlassen und steigen in sein Auto ein, da Areum mit dem geklauten Taxi abgehauen ist und wir sie unbedingt finden müssen, bevor es die Polizei oder der Besitzer des Wagens es tun. Nervös sitze ich vor dem Lenkrad und streiche mit beiden Händen über das teure Leder. Ich weiß selbst nicht, wieso ich so aufgeregt bin. Wahrscheinlich, weil er sein Auto über alles liebt und mich damals fast umgebracht hat, nachdem ich mich dagegen gelehnt habe. Jetzt erlaubt er mir sogar damit zu fahren, da seine Kopfschmerzen ihn fertig machen.

"Stimmt irgendwas nicht?", möchte er wissen und sieht mich von der Seite an.

"Alles gut. Ich bin nur etwas aufgeregt, weil ich dein Auto fahren darf", gebe ich zu und halte das Lenkrad fest in meinen Händen.

"Ein echter Liebesbeweis, hm? Du solltest aber langsam losfahren, bevor deine kleine Freundin in Schwierigkeiten kommt", meint er ganz entspannt und kneift mir leicht in die Wange.

"Vater ist so ein Wichser. Wieso kann er seine beschissenen Finger nicht von Frauen lassen? Dann wäre die gar nicht abgehauen! Der ist ein alter Sack! Der würde jede Frau ficken, die an ihm vorbei läuft. Ich sag es dir. Er würde sogar Omas ficken, die schon im Sterbebett liegen", erwidere ich wütend und trete aufs Gas, um loszufahren.

Taehyung beginnt zu lachen und bringt mich auch zum Grinsen, aber ich höre sofort damit auf, weil ich sauer sein möchte. Ich mache mir auch Sorgen um Areum. Der ekelhafte Taxifahrer hat sie mit seinen Blicken förmlich ausgezogen und wenn er sie dann auch noch allein mit seinem Taxi erwischt. Er wird sie zusammen schlagen und sonst was mit ihr machen. Diesmal wird sie dann keine Seife haben, die sie ihm ins Gesicht schmieren kann. Ich beiße mir auf die Lippen und fahre mit rasanten Tempo durch das Industriegebäude. Ich sehe aus dem Augenwinkel, dass Taehyung sich bei jeder kleinen Kurve anspannt, weil er Angst um sein schönes Gefährt hat. Fies grinse ich los und fahre auf die Gegenfahrbahn, auf der sich noch kein Auto befindet. Keine Sekunde später spüre ich einen festen Schlag gegen meine Schulter und lache belustigt los. Vom weiten kommt auch schon ein anderes Auto, da die Lichter mich etwas blenden, weil es ja schon dunkel ist. Ich wechsle wieder zurück auf die richtige Spur und schalte wenigstens den rechten Blinker ein, als ich nach rechts abbiege. Taehyung versucht sich zu entspannen, indem er die Rücklehne etwas zurücklehnen und die Augen schließt. Für ihn ist es wahrscheinlich schrecklich dabei zuzusehen, wie ich mit seinem Auto fahre. Anscheinend ist es noch schlimmer mit geschlossenen Augen da zu sitzen, sodass er sie wieder aufreißt und auf die dunkle Straße vor uns starrt.

Ich schaue kurz in den Rückspiegel und runzle die Stirn, da die Polizei auf einmal hinter uns fährt. Oh, Gott. Pass bloß auf Verkehrsschilder auf. Angespannt werfe ich einen Blick auf das Tempomat und bin zum Glück in der richtigen Geschwindigkeit. Mir würde das noch fehlen, dass sie uns anhalten, weil ich zu schnell gefahren bin. Ich hätte vorhin nicht von ihnen sprechen sollen, dann würde die ganz bestimmt nicht hinter uns sein.

"Die Polizei ist ja hinter uns", stellt Taehyung überrascht fest und sieht nach hinten.

"Ja, die fahren uns ganz schön nah auf. Kennst du die?", frage ich ihn und konzentriere mich nicht so auffällig zu sein.

"Nein, die Typen kommen mir nicht bekannt vor. Der eine sieht auch so aus, als wäre er frisch aus der Ausbildung", murmelt er und dreht sich wieder zurück.

Plötzlich überholen sie uns, nachdem Taehyung sich richtig hingesetzt hat, und schon geht dieses verfickte Licht an, als sie vor uns fahren. 'BITTE FOLGEN' blinkt auf und bereitet mir extreme schlechte Laune.

"Das ist nicht deren ernst, oder?", fragt Tae genervt und rutscht den Sitz runter.

"Was für Bastarde... Am liebsten würde ich ihnen in die Fresse spucken, wenn sie ans Fenster kommen", fluche ich und folge diesen Idioten, bis sie an einen Seitenstreifen halten.

Gereizt kaue ich auf meinen Innenwangen rum und sehe dabei zu, wie sie aus ihrem hässlichen Wagen steigen und langsam auf uns zu kommen. Ich atme tief ein und aus und wippe ungeduldig mit meinem Bein herum. Taehyung sitzt bloß angespannt da und versucht seine demolierte Gesichtshälfte zu verstecken. Ich reiße augenblicklich meine Augen auf und sehe ihn an, da ich vollkommen gefickt bin. Gerade als ich etwas zu Taehyung sagen möchte, klopft der junge Kerl an mein Fenster. Ich schließe die Augen und fahre das Fenster runter.

"Guten Abend, Han, mein Name. Wir machen eine Verkehrskontrolle. Ich würde Sie bitten mir ihren Führerschein und den Fahrzeugschein zu geben", begrüßt dieser 0815 Bastard mich freundlich und guckt schon prüfend ins Auto.

Taehyung und ich kramen den Fahrzeugschein und unsere Führerscheine heraus und überreichen sie dem älteren Polizisten, der seine Hand danach ausgestreckt hat. Ich bin so froh, dass ich meinen Geldbeutel noch geholt habe, bevor wir gegangen sind.

"Haben Sie irgendwelche Drogen oder Alkohol zu sich genommen?", möchte Herr Han wissen und sieht mir tief in die Augen.

"Nein", antworte ich knapp darauf und bin froh, dass Taehyungs Wagen wie ein Neuwagen riecht, da er mir auch schon glaubt und das abnickt.

"Herr Kim, wieso fahren sie nicht selbst mit ihrem Auto?", fragt der ältere Herr mit den grauen Strähnen in seinen, zurückgekämmten, dunklen Haaren und hässlichen Falten im Gesicht.

"Mir geht es nicht so gut", meint Tae, was auch wirklich stimmt.

Auf einmal sehen die beiden Spasten ihn genauer an und weiten die Augen ein kleines Stück, als sie seine linke Gesichtshälfte sehen, die einfach nur schlimm aussieht. Ruckartig analysieren sie mich von oben bis unten und bemerken dann meine Wunden an den Fingern. Ihr Blicke verfinstern sich und sie bauen sich langsam auf. Ich sagte doch, dass ich gefickt bin.

"Herr Jeon, steigen Sie bitte aus", fordert mich Herr Han auf, was mich humorlos zum Lachen bringt.

"Denken Sie wirklich, dass ich meinen festen Freund grün und blau schlage?", frage ich sie und grinse ihn verachtend an.

"Steigen Sie aus ihrem Wagen", wiederholt er bloß.

Ich verdrehe die Augen und schnalle mich ab. Taehyung packt mich am Oberarm und bringt mich dazu ihn anzuschauen. Er starrt die Polizisten mit seinem besten Todesblick an und zieht mich an sich.

"Er war das nicht. Ich arbeite in einer Bar und mir hat ein besoffener Idiot eine Glasflasche gegen den Kopf geschlagen. Darum kann ich auch nicht fahren. Wie soll ich nach Hause kommen, wenn sie meinen Freund festnehmen, obwohl er nichts getan hat?", lügt er und lockert seinen Griff um meinen Arm nicht.

"Sind sie sich sicher?", fragt der ältere Herr ihn misstrauisch.

"Ja, ich bin mir ziemlich sicher. Können wir endlich weiterfahren?", erwidert er deutlich gereizter als eben.

"Wir würden uns ihr Kennzeichen aufschreiben. Ist das okay?", meint Herr Han und nimmt seinem Kollegen unsere Führerscheine und den Fahrzeugschein ab, um sie mir zurückzugeben.

"Tun sie, was sie nicht lassen können", murrt Taehyung und lässt mich langsam los.

Die beiden Idioten nicken und schreiben sich alles nötige auf. Taehyung und ich starren sie angepisst an und warten darauf, dass sie sich endlich verpissen. Ich nehme seine Hand und verschränke unsere Finger miteinander, bevor ich einen Kuss auf seinem Handrücken hinterlasse. Wenn er nicht gelogen hätte, hätten die mich mitgenommen. Mein schlechtes Gewissen macht sich immer mehr in mir breit. Das hatte ich noch nie. Ich habe noch nie bereut, andere verletzt zu haben, aber bei Tae bringt es mich gefühlt um, weil er momentan so lieb zu mir ist.

"Okay, sie können weiterfahren. Schönen Abend noch", gibt der alte Sack uns Bescheid und entfernt sich dann vom Auto.

Erleichtert entziehe ich Taehyung meine Hand und schnalle mich wieder an, bevor ich das Auto starte und weiterfahre. Diese blöden Wichser. Die hatten wirklich nichts Besseres zu tun. In was für einem Chaos das geendet wäre, wenn Tae nicht gelogen hätte. Zähneknirschend starre ich auf die Straße und fühle mich einfach beschissen. Ich hasse mich dafür, dass ich ihn so zugerichtet habe. Mir tut das richtig im Herzen weh, wenn er mich gut behandelt. Nein, stop. Vergiss nicht, dass er deinen Bruder auf dem Gewissen und dich davor immer wieder fertig gemacht hat. Er erkennt bloß erst jetzt, was er an dir hat und kriecht dir hinterher. Ich darf das eigentlich genießen, dass er mir wie ein Hündchen folgt. Meine eigenen Gedanken machen mich verrückt. Am liebsten wäre ich stroh dumm. Dann würde ich bloß an tanzende Affen denken und darüber lachen.

Revenge | TaekookDonde viven las historias. Descúbrelo ahora