Kapitel 112

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Am nächsten Morgen wache ich als erstes auf und lasse Taehyung noch schlafen, da er völlig erschöpft von dem gestrigen Tag ist. Darum verlasse ich leise das Schlafzimmer und gehe ins Wohnzimmer, um dort die ganzen Alkoholflaschen wegzuräumen. Zu meinem Pech ist Areum schon wach, die selbst dabei ist, die Flaschen einzusammeln. Still betrete ich den Raum und laufe auf sie zu, um ihr die Flaschen aus der Hand zu nehmen. Überrascht dreht sie sich zu mir um und sieht zu mir hoch. Ihre Augenlieder sind etwas angeschwollen, als hätte sie die ganze Nacht geweint.

"Was ist gestern passiert?", frage ich sie und streiche ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr.

"A-Ach... Dein Vater ist bloß ein widerliches Arschloch gewesen. Wieso muss ich schon wieder heulen? Ich habe schlimmeres erlebt", gibt sie mit bebender Stimme von sich und fängt wie auf Knopfdruck an zu weinen.

Seufzend lege ich meine Hand auf ihren Hinterkopf und ziehe sie an meine Brust. Ich küsse ihren braunen Haarschopf und reibe ihren Rücken auf und ab, um sie etwas zu trösten. Ich kann mir schon vorstellen, dass er sie belästigt und erniedrigt hat.

"Mir tut es leid, dass ich einfach verschwunden bin. Ich habe es bloß nicht mehr mit ihm ausgehalten", entschuldigt sie sich und schnieft, bevor sie mir ins Gesicht schaut.

"Kein Mensch hält es mit ihm aus. Hör auf zu weinen. Wie du schon gesagt hast, ist er ein widerliches Arschloch", erwidere ich und lasse sie los, um ihr die Tränen von den Wangen zu wischen.

Areum kauft auf ihrer Unterlippe herum, aber nickt schließlich und setzt sich auf die Couch, während ich die restlichen Flaschen einsammle und sie in die Küche bringe. Dort stelle ich sie erstmal auf die Küchenzeile und wasche meine Hände am Spülbecken. Aus dem Kühlschrank hole ich eine kleine Wasserflasche und gehe anschließend wieder ins Wohnzimmer. Ich setze mich neben Areum und halte ihr die Flasche hin, die sie dankend entgegennimmt und leicht lächelt. Ich lege meinen Arm um ihre Schulter und lehne meinen Kopf gegen ihren. Sie schmiegt sich zögerlich an mich und fängt an zu schniefen, was mich zum Grinsen bringt.

"Wieso bist du wieder auf einmal so nett zu mir? Gestern hast du mich nur noch angeschrien. Ich hatte solche Angst vor dir", weint sie und zieht ihre Beine an die Brust, um sich wie ein kleines Kind an mich zu kuscheln.

"Ich bin schnell genervt, wenn sich zu viele Menschen in meine Arbeit einmischen. Du weißt doch, dass ich dich gernhabe. Nimm es dir nicht so sehr zu Herzen. Immerhin weckst du die Mommy Issues in mir", entgegne ich, bevor ich anfange zu lachen, da sie mir gegen die Brust haut.

"Halt schon die Klappe", murrt sie und schiebt mich von sich weg.

Belustigt betrachte ich sie von der Seite, während sie ihre Beine umarmt und meinen Blick meidet. Ich betrachte ihr hübsches Seitenprofil und grinse breit los. Es wird an der Zeit, dass wir Younghyun einen Besuch abstatten. Motiviert stehe ich von der Couch auf und kehre zurück ins Schlafzimmer, um einen verschlafenen Taehyung aufzufinden. Er sitzt mit verwuschelten Haaren an der Bettkante und döst noch vor sich hin. Wir beide haben uns große T-Shirts aus dem Schrank angezogen, damit Areum unsere Knutschflecke auf unseren Oberkörpern nicht direkt sehen muss.

Lächelnd nähere ich mich ihm und gehe auf die Knie. Er öffnet seine müden Augen, als ich meine Hände auf seine Oberschenkel lege und etwas zudrücke. Seine linke Gesichtshälfte ist lila verfärbt und an der Wange ist seine Haut etwas angeschwollen, jedoch lächelt er mich breit an und beugt sich zu mir runter, um mich zu küssen. Dabei nimmt er behutsam mein Gesicht zwischen seine Hände und streicht mir mit den Daumen über die Wangen.

"Guten Morgen, Dornröschen", wünsche ich ihm und küsse seine Nasenspitze.

"So lange habe ich auch wieder nicht geschlafen", meint er und schmollt ein wenig.

"Das stimmt. Eigentlich wollte ich dich eben wecken, weil Areum und ich werden Younghyun besuchen gehen. Kommst du mit?", erwidere ich und stehe auf, um mich neben ihn zu setzen.

"Ist das dein Ernst? Du hast Stella brutal ermordet und jetzt willst du zu ihrem Freund? Was hast du vor? Ihm zeigen, was du ihr angetan hast und ihn dann auch umbringen?", kommt es aufgebracht aus Taehyung.

"Nein, ich möchte ihm Areum vorstellen. Areum ist viel hübscher und attraktiver als Stella. Sie würden auch super zusammen aussehen", schüttle ich den Kopf und lächle ihn lieb an.

Sprachlos starrt er mich an und fängt nach wenigen Sekunden an zu lachen. Er senkt den Kopf und schüttelt diesen. Areum kommt ebenfalls ins Schlafzimmer und fragt, was ich über sie gesagt habe. Ich wiederhole das Gesagte für sie und schmunzle, da ihre Wangen feuerrot werden. Ich stehe auf und umkreise die kleine Dame, was Taehyungs Aufmerksamkeit erregt. Areum sieht mich irritiert an und spannt sich an, als ich mich hinter sie stelle und ihr weißes oversized T-Shirt am Stoff nach hinten ziehe, damit man ihren schlanken, kurvigen Körper sieht.

"Weißt du, wieso ich Areum so gerne habe, Taehyung?", frage ich ihn und sehe ihm tief in die Augen.

Seine Gesichtszüge verhärten sich und er schnauft erbost, weil ich ihr für seinen Geschmack viel zu nahekomme. Areum sieht mich über ihre Schulter an und runzelt ihre Stirn, weil ich sie anlächle und in ihre Wange kneife.

"Nein, aber ich bin mir nicht so sicher, ob ich das überhaupt wissen möchte", antwortet er und kneift die Augen zusammen.

"Der Name Areum heißt übersetzt die Schönheit und es passt perfekt zu ihr. Sie ist eine wunderschöne Frau. Ihr Körper ist wie von Göttern geformt und ihre Stimme klingt wie goldener Honig. Von ihrem Charakter möchte ich gar nicht anfangen. Aber all das mag ich nicht an ihr. In ihren dunklen Augen sehe ich diesen unbeschreiblichen Schmerz und die tiefe Trauer. Sie wurde von all ihren Mitmenschen gebrochen und zerstört, aber sie ist immer noch diese Schönheit, von der man die Augen nicht abwenden kann und das nutze ich zu meinen Gunsten", erkläre ich ihm und lasse von ihr ab, um sie von vorne zu betrachten und mich wieder neben Taehyung zu setzen, der mich furchtbar wütend anstarrt.

"Bist du fertig?", spuckt er mir verächtlich ins Gesicht und steht auf, um zu verschwinden, jedoch halte ich ihn ruckartig am Handgelenk fest und ziehe ihn wieder auf die Matratze.

Er setzt sich widerwillig hin und wendet seinen Blick ab, wodurch ich ihn sanft am Kinn packe und seinen Kopf in meine Richtung drehe. In seinen Augen haben sich Tränen gebildet, was mich zum Schmunzeln bringt.

"Areum, wie spreche ich über Taehyung?", möchte ich wissen, aber nehme meine Augen nicht von ihm.

"Als wäre er der größte Schatz auf dieser Erde. Er ist dein Seelenverwandter und der schönste Mann, den du jemals gesehen hast", gibt Areum nervös von sich.

"Genau, ich habe alles für dich aufgegeben und mich gegen meine eigene Familie gestellt, weil ich dich über alles liebe. Vielleicht wurde Areum von Göttern geformt, aber du bist mein persönlicher Gott. Ich brauche niemanden außer dich und wenn sich jemals wieder jemand zwischen uns stellt... Dann bringe ich sie um. Du gehörst ganz allein mir und ich werde dich nie wieder mit jemanden teilen. Nie wieder", sage ich ihm und wische die einzelne Träne aus seinem Gesicht, die ihren Weg über seine Wange gebahnt hat.

Schniefend nickt Taehyung und schließt die Augen, als ich seine Wange und seine Stirn küsse. Ich nehme ihn fest in den Arm und verteile mehrere Küsse auf seinem Kopf. Er klammert sich an mich und teilt mir leise mit, dass er mit zu Younghyun kommt. Zufrieden streichle ich über seinen Hinterkopf und sauge seinen wundervollen Geruch in mich ein. Genauso wollte ich ihn haben. Er soll abhängig von mir und meiner Liebe sein. Vielleicht wird mein Plan doch noch funktionieren.

Revenge | TaekookWhere stories live. Discover now