Kapitel 55

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Es vergehen einige Minuten, bis Taehyung zu mir sagt, dass wir wieder ins Haus gehen sollten. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen schließe ich die Tür hinter mir und betrachte seinen breiten Rücken. Mich machen Jimins Worte immer noch fertig und ich habe schon die ganze Zeit einen riesigen Kloß im Hals. Taehyung dreht sich in meine Richtung und mustert mich für einen Augenblick, bevor er zwei Schritte auf mich zu kommt und mir einen Kuss auf die Wange gibt. Die Stelle wird sofort etwas wärmer und wie aus dem Nichts schießen mir Tränen in die Augen, die Tae nicht sehen soll, sodass ich den Abstand zwischen uns verringere, indem ich meine Arme um seinen Torso lege und mein Gesicht in seiner Schulter vergrabe. Er erwidert die Umarmung und schmiegt seinen Kopf an meinen. Davor gibt er mir noch einen Kuss auf die Schläfe, was mein Herz einen Sprung machen lässt. Dieses Arschloch weiß ganz genau, was er tun muss, um mich um seinen Finger zu wickeln.

"Du musst nicht so tun, als hätten Jimins Worte dich kalt gelassen. Wenn du weinen möchtest, dann tu es", flüstert er mir zu und streichelt mit seiner Hand über meinen Rücken.

Wie lächerlich ist das eigentlich? Ich habe noch nie so viel geweint, wie in den letzten Wochen. Es nervt mich langsam, weil ich mich selbst nicht mehr wieder erkenne. Ich habe mich lange genug für meine Brüder zurückgehalten, aber wenn meinem Bruder scheiß egal ist, was mit mir passiert, dann kann ich jetzt das machen, was ich will.

"Ich bin keine verdammte Pussy, die ständig heult. Es tut weh, sowas zu hören, ja. Aber ich kriege mein ganzes Leben lang zu hören, dass ich gestört bin, ein Psychopath. Ich musste mir das schon so oft anhören und mir kommt es schon aus dem Hals raus. Ich wurde deswegen jedes Mal geschlagen, weil sie dachten, dass ich mich irgendwie ändern würde.. Sie haben sich da gewaltig getäuscht. Niemand weiß ganz genau, zu was ich wirklich im Stande bin... außer mir selbst", erwidere ich und realisiere, dass mir keiner was anhaben kann.

Nach meinen Worten löse ich mich von Taehyung und raffe mich wieder etwas auf. Wenn meine Brüder nicht mal genau wissen, was ich anstellen könnte, dann weiß es Taehyung umso weniger und ich hatte wirklich Angst vor wenigen Stunden, dass er mich verletzen wird? Jeder Mensch in meinem Umfeld verletzt mich, körperlich sowie seelisch. Mein eigener Vater hat Angst vor mir und kommt wie ein Hund angekrochen, um sich bei mir zu entschuldigen, weil er weiß, dass man mich nicht gerne als Feind haben will.

Ein Grinsen bildet sich in meinem Gesicht und ich schnaufe belustigt auf. Ich sehe, dass Taehyung eine fette Gänsehaut an seinen Armen bekommt, aber er verzieht keine Miene, sondern schaut mich nur still.

"Da teilen wir wohl beinahe das gleiche Schicksal. Ich bin auch ein gestörter Psychopath. Wollen wir vielleicht zusammen gestörte Psychopathen sein? Ich werde dich sicherlich von deinem Willen abhalten, so wie es deine Familie versucht hat", lächelt er plötzlich los und hält mir seine Hand hin, um sein Angebot anzunehmen.

"Bist du dir sicher, dass du es nicht bereuen wirst, mein inneres Monster rauszulassen?", frage ich schmunzelnd nach und hebe meine Hand langsam.

"Ich habe keine Angst vor dir und werde rein gar nichts bereuen", erwidert er grinsend.

Danach greife ich ohne zu zögern seine Hand und ziehe ihn mit einem Ruck an mich heran, um meine Lippen auf seine zu legen. Er gibt einen überraschten Laut von sich, jedoch legt er seine freie Hand auf meinen Rücken und drückt mich näher an sich. Mit seiner anderen Hand verschränkt er unsere Finger miteinander und zieht diese an seine Brust. Ich fahre mit meiner anderen Hand in seine Haare und spiele mit ihnen. Leider hält der Kuss nicht lange, da die Haustür hinter mir aufgeschlossen wird. Taehyung schaut die Person böse an, als sie das Haus betritt. Ich drehe mich um und sehe Yoongi irritiert da stehen.

"Erst werde ich von einem verstörten Hoseok angerufen, dass ich früher nach Hause kommen soll und sehe auf dem Weg einen wütenden Namjoon und einen aufgebrachten Jimin aus dem Wald laufen und jetzt knutscht ihr hier rum. Seid ihr alle irgendwie auf den Kopf gefallen oder warum müsst ihr mir immer auf die Nerven gehen? Ich will doch einfach nur meinen Kaffee trinken und von Keinem belästigt werden", beschwert sich Yoongi genervt und schlägt die Tür zu, bevor er an uns vorbei in die Küche läuft.

Taehyung und ich tauschen kurz Blicke aus und folgen ihm anschließend in die Küche, worauf er nur laut und lange aufstöhnt, als er unser fieses Grinsen sieht. Irgendwie ist es richtig lustig diesen Zwerg zu nerven. Tae stellt sich neben seinen Freund und schlingt einen Arm um seine Schulter.

"Na, Süßer? Wie war dein Tag?", fragt er ihn und erntet einen Killerblick von dem Kleineren.

"Bei Gott, Taehyung. Ich werde meine Drohung noch wahr machen, dass ich dich absteche. Du hast doch dort jemanden zum Nerven. Oh, Gott. Er hilft dir mich zu nerven", jammert er los und schubst Taehyung mit einem Ruck weg, sodass er gegen die Küchentheke knallt.

"Das stimmt. Du wirst mich ab heute öfter hier sehen, weil mein Bruder mich nicht mehr aufgabeln wird", grinse ich ihn an und zwinkere ihm zu, während ich ihm einen Schritt näher komme.

Yoongi schaut abwechselnd zu mir und Taehyung, bevor er mehrere Schritte Abstand nimmt und sich selbst umarmt.

"Kommt bloß nicht auf dumme Gedanken. Ihr könnt euch gegenseitig ficken, aber lasst mich aus eurem kranken Spiel raus", meint er und sieht so aus, als wäre er in einem Horrorfilm gelandet.

Taehyung und ich fangen gleichzeitig an zu lachen und versichern ihm, dass ihm nichts passieren wird. Nicht sehr überzeugt nickt der Zwerg, aber macht keinen Schritt auf uns zu und behält seinen Sicherheitsabstand.

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Yoongi weiß, dass die beiden kein gutes Duo sind.. JETZT WIRDS SPAßIG MEINE FREUNDE. Ich freu mich 🙂

Revenge | TaekookWhere stories live. Discover now