Kapitel 11

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Jungkooks Sicht:

Unzufrieden stampfe ich aus dem Einkaufszentrum und stecke Taehyungs Handy in meine vordere Hosentasche. Musste mich Jin ausgerechnet jetzt anrufen? Ich habe mich gerade so amüsiert mit ihm und konnte ihm nach all den Jahren, die ich ihn schon beobachte, nahe sein. Aber Jin muss jedes Mal meine Pläne durchkreuzen. Es nervt mich gerade so sehr, jetzt einfach zu gehen, wenn ich ihm so nah gekommen bin. Ich konnte seinen guten Geruch in mich einsaugen und ihn in meinem Gedächtnis speichern, aber dieses blöde Handy muss mir natürlich im Weg stehen. Jetzt weiß ich nicht mal, was für Waschmittel er benutzt, damit ich sie auch kaufen kann.

Auf dem Parkplatz schaue ich mich nach Jins Auto um, der mir am Telefon gesagt hat, dass er mich abholt, weil ich oft nicht auf ihn höre und dementsprechend nie tue, was er von mir verlangt. Wenn er mich nicht abholen würde, wäre ich immer noch mit Taehyung im Einkaufszentrum und hätte ihn weiterhin angestarrt. Er ist wirklich mein Traummann und es ist wirklich schade, dass er mein Feind sein soll. Aber ich wäre nicht Jungkook, wenn mich das interessieren würde.

Plötzlich bleibt ein schwarzes Sportauto vor mir stehen und Jin mustert mich entgeistert, als ich mich schmollend wegdrehe und meine Arme vor der Brust verschränke.

"Fang jetzt nicht an zu schmollen, Jungkook! Steig einfach ins Auto, bevor ich dich an den Haaren hier rein zerre!", meckert mich mein Bruder an.

Murrend verdrehe ich die Augen und laufe auf die Beifahrerseite, um die Tür zu öffnen und mich anschließend ins Auto zu setzen. Jin schreit mich immer an, wenn ich anfange zu diskutieren und darauf habe ich keine Lust. Ich schließe die Tür mit einem lauten Knall und ernte einen bösen Blick von ihm, aber er sagt nichts und fährt einfach los.

"Wegen dir musste ich meinen Geliebten alleine lassen", murmle ich schlecht gelaunt.

"Du sollst keine Liebesgeschichte mit ihm anfangen, sondern ihn bewachen", erwidert er genervt.

"Ach, bitte. Er ist so fucking heiß und gutaussehend. Wie könnte ich denn keine Romanze mit ihm anfangen? Wenn etwas mit ihm unternehme oder mit ihm schlafe, kann ich ihn doch am besten überwachen", meine ich und schaue sauer aus dem Fenster, weil ich seine dumme Fresse nicht ertragen kann.

"Ist ja nicht so, als könnte er dich jeder Zeit umbringen. Wieso bist du eigentlich so besessen von diesem Taehyung? Ich finde ihn einfach nur gruselig. Er hat schon als Kind kleine Tiere in Einzelteile zerstückelt. Das ist richtig eklig. Oh, ich vergaß. Du bist genauso eklig. Ich hätte beinahe los gekotzt, als du mir ganz stolz diese tote Maus vor die Nase gehalten hast", sagt Jin Hyung angeekelt.

Bei seinen Worten fange ich an zu grinsen und finde es eher lustig als eklig. Jin ist zehn Jahre älter als ich und hat die meiste Zeit auf mich aufgepasst und mich sozusagen erzogen, da Vater nicht viel Zeit für Jimin, Jin und mich hatte. Aber wenn er mal da war, ist Jin jedes Mal schreiend zu ihm gerannt, wenn ich Unsinn veranstaltet habe. Jimin und ich haben ihn wirklich oft an seine Grenzen gebracht, da wir im Wald nach Tieren gesucht haben, die Jin Hyung natürlich nicht mochte und haben sie nach Hause gebracht.

"Immerhin habe ich sie nicht selbst umgebracht", verteidige ich mich und sehe ihn belustigt an.

"Ja, aber du hast Katzen dabei zu gesehen, wie sie andere Tiere töten und hast sie dann verscheucht, damit du den Kadaver mitnehmen kannst. Wenn du nicht mein Bruder wärst und ich dich nicht irgendwie lieben würde, hätte ich dich in einen Bach geschmissen", gibt er offen zu und ist von diesen Erinnerungen so gestresst.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als mir Jin mal mit Schlägen gedroht hat, nachdem ich ihm einen toten Vogel gezeigt habe. Jimin hat mich immer beschützend in die Arme genommen und mich mit der Ausrede verteidigt, dass ich es damals nicht besser wusste, dass man tote Tiere nicht einfach so mitnehmen darf. Jedoch wusste ich das ganz genau und wollte sie einfach nur mitnehmen, weil ich es cool fand und Jin ärgern wollte. Jimin und Jin sind meine Halbbrüder und haben den gleichen Vater, aber wurden von verschiedenen Frauen auf die Welt gebracht, die wir nicht kennen. Vater hat uns alleine mit seinen Freunden aufgezogen, weil unsere Mütter nichts mit ihm und uns zu tun haben wollten. Das Einzige, was uns an sie erinnert, sind unsere Nachnamen, da Vater nicht wollte, dass wir seinen Nachnamen haben. Darum heiße ich 'Jeon', Jimin 'Park' und Seokjin 'Kim'.

"Dann musst du mich ja sehr lieben, wenn du mich nicht in einen Bach geschmissen hast", grinse ich und pikse ihm in die Rippen.

"Aish! Hör auf damit, Jungkook! Konntest du dir eigentlich das Handy schnappen?", mault er mich nur an und wechselt das Thema, ohne auf meine Aussage einzugehen.

"Na klar, habe ich das Handy. Weißt du, wie gut er riecht? Wegen dir konnte ich nicht herausfinden, welches Waschmittel er benutzt. Du hättest nur zehn Minuten mit dem Anruf warten müssen", schmolle ich und halte ihm das Handy vor sein Gesicht.

"Tut mir ja leid. Zuhause bekommst du dann eine Belohnung", bringt er durch zusammen gepressten Lippen heraus und will mich am liebsten am Straßenrand absetzen.

"Ich will jetzt schon eine Belohnung", provoziere ich ihn und tippe auf meine Stirn.

Mein großer Bruder verdreht die Augen und bleibt an einer roten Ampel stehen, damit er mich dann am Hals packen kann und mir schließlich einen langen Kuss auf die Stirn drückt.

"Zufrieden, du Nervensäge?", fragt er mich, als er mich wieder loslässt.

Glücklich nicke ich und beschließe ihn die restliche Fahrt in Ruhe zu lassen, sonst werde ich wirklich noch von ihm geschlagen und das kann ich mir nicht erlauben. Ich muss makellos für Taehyung aussehen.

Revenge | TaekookOù les histoires vivent. Découvrez maintenant