Kapitel 2

1K 75 39
                                    

Der Tag an dem meine Eltern starben und seit dem Doyoung von der Bildfläche verschwand, ist schon fünf Jahre her. Fünf Jahre, in denen ich mich immer mehr nach Rache sehne. Er hat an einem Abend mein Leben zerstört. Er hat mir alles genommen, was mir lieb gewesen ist. Ich habe Anzeige gegen Cho Doyoung gemeldet, aber es gab nie einen Cho Doyoung. Ich hab mir versprochen ihn so lange zu suchen, bis ich ihn Tod vor mir liegen habe. Meine Eltern verdienen diese Gerechtigkeit.

Ich bin damals in ein Waisenhaus gekommen, aber ich merkte schnell, dass dort nichts mit rechten Mitteln vorging. Die Betreuer haben die Kinder geschlagen, wenn sie gegen die Regeln verstoßen haben oder gaben ihnen Essen, dass kaum noch zu genießen war. Viele haben sich geweigert etwas zu essen so wie ich, dadurch litten viele Kinder an Magersucht. Irgendwann hielt ich es dort einfach nicht mehr aus und bin mit drei Jungen geflohen.

Die drei Jungs sind bis heute noch meine besten Freunde und meine Arbeitskollegen. Yoongi, Hoseok und Namjoon sind meine neue Familie. Ich würde für sie durchs Feuer laufen und sie für mich. In den letzten drei Jahren haben wir uns in der Stadt einen Namen gemacht. Alle fürchten sich, wenn sie unsere Namen bloß hören. Ich wollte nie so ein Leben führen, aber ich hatte sonst keine Wahl. Das Jugendamt hat mich nach meinem achtzehnten Lebensjahr aufgegeben, da ich ihre Hilfe nicht brauchte. Ich wollte nicht zu einer neuen Familie und meine Eltern vergessen. Meine Eltern waren das Wichtigste auf dieser Erde für mich und sie wurden mir einfach genommen.

"Ey, Taehyung! Unser Frischling ist anscheinend ein kleiner Verräter. Er hat ein Aufnahmegerät an der Brust kleben", höre ich Yoongi hinter mir rufen.

Ich drehe mich zu ihnen um und sehe Justin verängstigt an Handschellen gekettet auf dem Boden knien. Yoongi hält ihn sauer an den Haaren fest und sieht mich so, dass das meine Schuld wäre, da ich Justin bei uns aufgenommen hatte. Ich lächle schief und laufe auf die beiden zu.

"Unser kleiner lieber Justin.. So wie du zitterst, muss es ja stimmen. Also zu wem gehörst du? Zur Polizei? Zur irgendeiner Gang?", meine ich grinsend und hocke mich vor ihm hin.

"Das werde ich euch niemals sagen!", spuckt er mir förmlich ins Gesicht.

Ich verdrehe die Augen und greife nach meinem Messer in meiner Hosentasche. Justin sieht mich mit großen Augen an und ihm treten Tränen in die Augen, als ich ihm dieses gegen den Hals halte. Genervt schnaufe ich auf und unterdrücke es, ihm nicht direkt die Kehle aufzuschlitzen. Erstmal große Töne spucken und dann vor Angst in die Hose machen. Ich schnalze mit meiner Zunge und ziehe das Messer weg, um danach sein Pullover zu packen und es aufschneide. Tatsächlich klebt ein Aufnahmegerät an seiner Brust, welches ich abrupfe und beeindruckt betrachte. Erst gestern habe ich ihn bei uns aufgenommen und heute wurde er auch schon von Yoongi erwischt. Er sollte den Rekord für den dümmsten Spitzel bekommen.

"Du gehörst zur Polizei, nicht wahr? Polizisten denken jedes Mal, dass ihre Pläne aufgehen würden. Sicherlich haben sie noch einen winzigen Ortungschip in dieses kleine Gerät eingebaut, stimmt's?", frage ich ihn gelangweilt und betrachte das schwarze Teil in meiner Hand.

Justin schluckt heftig und schaut zu Boden. Ich schüttle einfach nur belustigt den Kopf und schmeiße das Drecksteil zu Yoongi.

"Find mal heraus, wo die sich alle befinden", verlange ich von ihm.

"Keine Sorge. Die sind in einer Stunde schon von der Bildfläche verschwunden", grinst er und verlässt die Gasse.

Ich widme mich wieder Justin, der angefangen hat zu weinen und lege meine Hand an seine Wange. Er zuckt deutlich zusammen und fängt an zu schluchzen. Er blickt mir dann zögerlich in die Augen und ich muss leicht schmunzeln, als ich die Angst in seinen wässrigen Augen wiederspiegeln sehe.

"W-werdet ihr mich jetzt umbringen?", stottert er weinerlich.

"Was denkst du denn?", stelle ich ihm eine Gegenfrage.

"Bitte, tötet mich nicht! Ich tue wirklich alles! Ich darf nicht sterben. Ich hab eine kleine Tochter Zuhause!", bettelt er mich an und ihm fließen haufenweise Tränen der Verzweiflung über die Augen.

"Eine Tochter? Sollte ich dir das glauben? Du könntest mich auch einfach anlügen..", erwidere ich abschätzig und lasse von seiner Wange ab.

"Doch wirklich, sie ist acht und heißt Mia. In meiner Brieftasche ist auch ein Foto von ihr", weint er und sieht mich flehend an.

Ich sehe ihn skeptisch an und nehme dann aus seiner Hosentasche seine Brieftasche heraus. Er schaut mir dabei zu, wie ich sie öffne und mir sofort ein großes Bild von einem kleinem Mädchen entgegen springt. Sie lächelt süß in die Kamera und hält einen rosa Teddybären in der Hand. Mir wird warm ums Herz als ich ihr breites Lächeln sehe, jedoch behalte ich meinen kühlen Gesichtsausdruck auf.

"Wenn ich dich leben lasse, dann habe ich einige Bedingungen, die du erfüllen musst, sonst kannst du dich bald von deiner Tochter verabschieden", murmle ich und sehe ihn ernst an.

"Ich schwöre es dir, Taehyung. Ich tue alles", schluchzt er vollkommen verzweifelt und sein erbärmlicher Anblick ekelt mich schon beinahe an.

"Nun gut. Du stehst dein ganzes Leben lang in meiner Schuld, da ich so gnädig bin und dich weiterleben lasse. Darum verlange ich von dir, dass du uns immer helfen wirst. Wenn einer meiner Kollegen in Schwierigkeiten mit der Justiz stehen sollte, dann wirst du uns helfen und die Beweise vernichten. Es ist mir egal, wie du das machst, aber sie werden verschwinden", erwidere ich und erhebe mich, sodass ich auf ihn herabsehen muss.

"Das werde ich! Ich verspreche es dir. Ich werde dich niemals enttäuschen", verspricht er mir verheult und gleichzeitig erleichtert.

"Hör schon auf zu heulen. Ich fahre dich persönlich nach Hause, damit du dich nicht auf dem Weg nochmal umentscheidest", entgegne ich und seufze etwas, da mir sein Geheule auf die Nerven geht.

Ich hole die Schlüssel für die Handschellen aus meiner Hosentasche und fordere ihn harsch auf, sich endlich vom Boden zu erheben, damit ich die Handschellen öffnen kann. Als dies erledigt ist, fällt er mir plötzlich um den Hals und bedankt sich tausendmal für mein Erbarmen. Angeekelt klopfe ich ihm unbeholfen auf den Rücken und würde ihn am liebsten von mir weg schubsen.

Nach der innigen Umarmung fahre ich ihn nach Hause. Vor seinem Haus parke ich und steigt aus meinem Auto, bevor er zum Haus läuft und klingelt. Ein paar Sekunden später wird die Tür von einem Mädchen geöffnet. Sie schlingt sofort ihre dünnen Arme um Justins Bauch und presst sich an ihn. Er lächelt und küsst liebevoll ihren Kopf. Justin schaut mich nochmal dankbar an und ich nicke ihm nur zu.

Revenge | TaekookOù les histoires vivent. Découvrez maintenant