Kapitel 42

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Namjoons Sicht: 

Mit einem schlechten Gewissen beobachte ich Jimin, während er vor mir zu einem Einfamilienhaus läuft, welches in einer ruhigen Gegend steht. Ich habe zwar vorhin gesagt, dass ich nichts Taehyung erzählen werde, aber ich werde ihm erzählen müssen, was mit Jungkook passiert ist. Auch wenn ich es ungerne tue, weil er sich sicherlich lustig über den armen Kerl machen wird. Vor der Tür bleibt Jimin stehen und holt seinen Hausschlüssel heraus, um die Tür aufzuschließen.

"Mein großer Bruder ist auch Zuhause.. Wenn er unfreundlich zu dir ist, dann nimm es ihm nicht übel", warnt er mich vor und schwingt anschließend die Tür auf.

Wir betreten den dunklen Flur und in mir bildet sich ein komisches Gefühl, als uns nur totenstille empfängt. Hat er nicht vorhin gesagt, dass Jungkook durchgehend am Lachen ist? Wieso hört man nichts davon? Ich schließe die Haustür hinter mir und warte, dass Jimin das Licht anschaltet, aber er holt nur sein Handy raus und schaltet seine Taschenlampe an. Danach läuft er zu einer weißen Tür und öffnet auch diese. Schweigend folge ich ihm und kriege auf einmal eine eklige Gänsehaut durch die Kälte in diesem Haus. Hinter der Tür befinden sich Treppen, die in den Keller führen. Sagt mir nicht, die haben Jungkook dort versteckt. Anscheinend haben sie das wirklich, da Jimin die Treppen runter geht.

"Warum ist er im Keller?", frage ich den Blondhaarigen irritiert. 

"Wirst du schon sehen", antwortet er nur darauf und geht einen langen Flur entlang, bis er vor einer Metalltür auf der rechten Seite stehen bleibt. 

Mit einem Ruck zieht er die anscheinend schwere Tür auf und mit einem Mal höre ich diese hysterische und laute Lache, die er die ganze Zeit meint. Ein Schauer läuft mir über den Rücken, weil sich diese Lache alles andere als glücklich anhört, sondern einfach nur gequält. Automatisch halte ich mir die Ohren zu und fühle mich noch unwohler als davor in diesem dunklen Keller zu stehen. Jimin wirft mir einen kurzen Blick zu und hat wohl so eine Reaktion erwartet, da er sich ohne etwas zu sagen von mir abwendet und den Raum betritt. 

Widerwillig folge ich ihm und erschrecke mich noch mehr, als Jungkook wie ein kleines Kind in den Armen seines Bruders liegt und von ihm hin und her gewiegt wird. Sein ganzer Körper ist am Beben und er ist vollkommen verschwitzt, sodass ihm sein T-Shirt an der Haut klebt. Ihm laufen haufenweise Tränen über die Wangen, während er sich den Mund mit seiner rechten Hand zu hält. Auf seinem Gesicht kann ich sogar noch das blaue Auge erkennen, welches sein Vater ihm wohl verpasst hat. 

"Was zum Teufel macht Namjoon hier?", fragt Seokjin aufgebracht und streichelt dem Jüngsten über den Rücken.

"HAHAHAHAHA..", bringt Jungkook nur lachend über die Lippen und schaut mich an.

"Ach, du Scheiße-.. Ich habe nicht gedacht, dass es so schlimm sein wird. Das ist alles wegen der Gehirnerschütterung?", gebe ich geschockt von mir und kann meinen Blick nicht von Jungkook abwenden.

"Ich habe gefragt, was dieser Typ hier macht. Es ist doch schon schlimm genug für Jungkook, dass er solche Schmerzen hat und du bringst noch Publikum hier her?", fährt Seokjin Jimin an, der mies gelaunt die Augen verdreht. 

"Ich habe mir Sorgen um Jungkook gemacht und wollte nach ihm schauen. Jimin wollte mich auch gar nicht hier her bringen, aber ich habe ihn dazu gezwungen", meine ich und lüge etwas, um Jimin zu verteidigen. 

Der Ältere sieht mich nicht sehr überzeugt an und hat dicke Augenringe unter seinen Augen, die darauf hindeuten, dass er seit Tagen nicht mehr richtig schläft. Ich würde auch nicht schlafen, wenn mein kleiner Bruder so leidet und ich nichts für ihn tun könnte. Jungkooks Augen flattern zu, während er schwach lacht und seinen Kopf auf Seokjins Schulter legt. Er verstummt nach wenigen Sekunden ganz und seine Hand rutscht von seinem Mund. Ist er eingeschlafen?

"Er ist schon wieder ohnmächtig. Der Arzt hat gesagt, dass es ihm in ein paar Tagen wieder besser geht und er sich nicht auf die Zunge beißen soll. Er hat keine andere Wahl als zu lachen, bis er vor Müdigkeit ohnmächtig wird", erklärt Seokjin und gibt Jungkook einen liebevollen Kuss auf die Stirn. 

"Okay. Hat sich Vater gemeldet?", fragt Jimin und verschränkt seine Arme vor der Brust. 

"Ja, er ist sogar vorbei gekommen und hat ihn abknutscht, nachdem er sich bei ihm entschuldigte. Jungkook nahm es einfach so hin und musste in dem Moment nicht mal lachen. Vater hat sich natürlich total gut gefühlt, weil er meinte, dass er seinem Sohn die Schmerzen nehmen konnte, die er ihm zugefügt hat", antwortet er und lächelt gespielt los. 

"Diesem alten Sack könnte ich manchmal echt in die Fresse spucken. Erst schmeißt er ihm jegliche Beleidigungen an den Kopf und schlägt auf ihn ein und dann macht er einen auf den besten Vater der Welt, der seinen Sohn unendlich sehr liebt. Dieser bewusstlose Idiot macht auch noch jedes Mal mit", erwidert Jimin wütend und schüttelt den Kopf. 

"Du weißt, dass Jungkook viel Zuneigung braucht und Vater gibt ihm diese halt, wenn er nicht sauer auf ihn ist. Vater braucht genauso viel Zuneigung und knuddelt uns jedes Mal durch, wenn wir in seinem Büro auftauchen, wenn du es vergessen hast. Die zwei Missgeburten haben den selben Charakter", meint Seokjin seufzend.

Mein Gott.. Kein Wunder ist Jungkook so gestört, wenn sein Vater auch so krank ist. Zum Glück sind Seokjin und Jimin im Gegensatz zu den Beiden noch etwas normal. Ich würde meinen Vater zum Teufel jagen, wenn er daran Schuld ist, dass ich an so einer Krankheit leide und mich zusammen schlagen würde. Ich denke nicht, dass ich Taehyung das sagen möchte. Das will ich dem armen Jungkook ersparen.

Revenge | TaekookWhere stories live. Discover now