Kapitel 45

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Nachdem ich Jungkook auf den Bildschirmen gesehen habe, bin ich direkt in diese Gegend hier gefahren und habe alle Straßen nach ihm abgesucht, bis ich ihn sitzend auf einer Bank entdeckt habe. Ich habe mein Auto in einer Seitenstraße geparkt und bin dann wieder zurück gelaufen, um ihn vom weiten zu beobachten. Jedoch sitzt er seit zwanzig Minuten auf dieser Bank und scheint müde zu sein, da er seine Kappe in sein Gesicht gezogen hat. Dabei trägt er noch eine Sonnenbrille, die seine Augen komplett verdeckt. Wie lange will er da noch sitzen? Genervt schnalze ich mit der Zunge und nähere mich ihm, aber er steht auf einmal auf, sodass ich mich ruckartig hinter einem schwarzen Mercedes verstecken muss. Er läuft schwankend weiter, aber hält sich plötzlich den Mund zu und.. lacht? Was zur Hölle? 

Als wäre er von einer Tarantel gestochen worden, geht er mit schnellen Schritten weiter und ich folge ihm so gut wie möglich ohne von ihm gesehen zu werden. Die Leute starren ihm komisch hinter her, als er an ihnen vorbei läuft. Was gucken die so blöd? Unabsichtlich stelle ich mich aufrecht hin und werfe zwei Kerlen einen giftigen Blick zu, sodass diese verängstigt zusammen zucken und schnell abhauen. Was zum Teufel machst du da, Taehyung? Dich sollte es gar nicht interessieren, ob er schief angeschaut wird. 

Von meinem eigenen Verhalten irritiert verliere ich Jungkook aus den Augen und schaue mich in der ganzen Straße um, bis ich ihn vor einer Arztpraxis wiederfinde. Er betritt diese im nächsten Moment und ich ringe mit mir selbst, ob ich da einfach rein spazieren kann. Ich weiß auch nicht, wie lange er dort drin bleiben wird. Scheiß drauf. Zielstrebig gehe ich zum Eingang, jedoch bleibe ich vor der Tür stehen, auf der riesengroß Neurologie steht. Was macht er bei einem Neurologen? Ist auch egal. Kopfschüttelnd öffne ich die Tür und stehe direkt im Eingangsbereich der Praxis. Etwas überrumpelt bleibe ich im Türrahmen stehen, als Jungkook vor mir am Tresen steht. Scheiße.

"Guten Tag, können Sie einen Moment warten? Das dauert hier gerade ein wenig", begrüßt mich die Frau und lächelt mich freundlich an.

Ich nicke bloß und lasse die Tür hinter mir zu fallen, während ich Jungkook von oben bis unten mustere. Sein Oberkörper bebt und er presst seine Hand auf seinen Mund, bis er einfach laut loslacht. Überrascht weite ich meine Augen und verziehe das Gesicht, weil das nicht seine übliche fröhliche Lache war, sondern es hat sich total gequält angehört.

"Es-.. Es tut mir leid-.. Ich kann es nicht kontrollieren", sagt er leise und total erschöpft.

"Kein Problem, Jungkook. Dein Arzt wartet schon auf dich. Geh einfach den Flur entlang und geh in Zimmer sieben. Er wird dich dann untersuchen", erwidert die junge Frau mit den goldenen Locken lächelnd.

Stumm nickt er und geht mit gesenkten Kopf in den Flur. Automatisch will ich ihm folgen, aber die Arzthelferin ruft mich zu sich. Leise fange ich an zu fluchen und gehe zu ihr rüber.

"Hallo, haben Sie einen Termin oder möchten Sie einen Termin vereinbaren?", fragt sie mich freundlich.

"Weder noch. Ich habe Jungkook hier her begleitet und wollte nur nicht draußen warten", erkläre ich ihr und lüge nicht mal.

"Oh, wirklich? Ich habe Sie noch nie hier gesehen. Normalerweise begleiten ihn nur seine Brüder zu den Terminen. Sind Sie ein Freund von ihm?", gibt die Tusse überrascht von sich.

"Um genau zu sein, bin ich sein Verlobter. Ich bin Kim Taehyung", erwidere ich und lächle sie schief an.

"Nein! Das ist ja mal goldig. Ich wusste gar nicht, dass Jungkook einen Freund hat und jetzt steht auch schon der Verlobte vor mir. Ich hatte schon die Befürchtung, dass Jungkook niemals einen Partner oder eine Partnerin bekommen wird. Seine Krankheit verschreckt sehr viele Leute und sie halten ihn deswegen für einen Psychopathen. Umso mehr freut es mich, so einen hübschen Kerl an seiner Seite zu sehen. Bestimmt ist das auch ultra schwer für dich, ihn so leiden zu sehen", quasselt die mich voll, aber das kommt mir zu Gute, weil ich durch sie herausbekomme, was mit Jungkook los ist.

"Ja, da hast du Recht. Manchmal wünschte ich mir, dass ich ihm von seinem Leid erlösen könnte. Es ist schwer damit umzugehen, aber ich werde ihm nicht von der Seite weichen", gebe ich seufzend von mir und tue so, als würde ich ganz genau wissen, über was sie da spricht.

"Mit dem pathologischen Lachen ist wirklich nicht zu spaßen. Ich mache mir echt Sorgen, dass die beschädigten Hirnregionen noch größer werden. Sonst wird er nicht nur bei Schmerzen lachen müssen. Dann muss er wirklich die Psychophamarka einnehmen, obwohl er das nicht möchte", seufzt sie auch etwas niedergeschlagen und schüttelt den Kopf.

Pathologisches Lachen.. Ist das nicht dieses krampfhafte und unkontrollierbare Lachen? Darunter leidet er? Oh, Nein. Jetzt muss ich lachen. Was ist denn bitte so schlimm daran zu lachen? Deswegen hat er sich die letzten Wochen nicht mehr bei mir Blicken und mich fast vor Langeweile sterben lassen? Meine Fresse ist das lustig. Namjoon hat sich vorhin auch noch so aufgespielt.

"Ja, das wäre total schlimm für ihn. Ich warte draußen auf ihn. Ich gehe eine Zigarette rauchen", teile ich ihr mit und sie nickt mir etwas irritiert zu, bevor ich die Praxis verlasse.

Revenge | TaekookWhere stories live. Discover now