Kapitel 32

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Jungkooks Sicht: 

Bei Jimins schrillen Schrei halte ich mir die Ohren zu und verziehe mein Gesicht. Ich habe glatt vergessen, dass er so reagieren würde, wenn er das Tattoo sieht. Damals ist er genauso ausgerastet, als er das neue Album von Woosung gesehen hat, auf dem ich auf fast jedem Bild halbnackt zu sehen bin. Jimin springt von seinem Stuhl auf und sieht mich furchtbar wütend an, bevor er sich zu Taehyung dreht und mit dem Finger auf ihn zeigt. Zum Glück sitzen die anderen Gäste des Cafes draußen, sonst wären wir hochkantig rausgeschmissen worden bei seinem Geschrei.

"Du-du-du scheiß Bastard! Du hast ihm diese scheiß Idee in den Kopf gesetzt oder?!", keift er ihn an und stampft auf ihn zu, um ihm eine reinzuhauen.

Ich schnappe mir seinen Arm und ziehe ruckartig zurück, sodass er gegen meine Brust knallt. Aber reißt sich sogleich von mir los und stellt sich vor Taehyung, der ihn nur belustigt angrinst. Mein Bruder ballt seine Hände zu Fäusten und zittert am ganzen Körper vor Wut. 

"Was kann ich denn dafür, dass dein Bruder das Tattoo unbedingt haben wollte? Er hat mich doch zu Jane und Woosung gebracht und sich selbst ausgesucht, wo er das Tattoo haben will", lächelt Taehyung ihn an und legt seinen Kopf etwas schief.

"Jane hat das Tattoo gemacht? Und sie hat dich nicht davon abgehalten?! Ihr seid doch alle bescheuert! Weißt du eigentlich, was das bedeutet? Wenn das Va-..", dreht sich Jimin entsetzt zu mir um und würde am liebsten komplett ausrasten, aber als er beinahe Vater erwähnt, stoppt er sich selbst. 

"Wenn was? Huh?", frage ich ihn und sehe ihn warnend an. 

"Du wirst dieses beschissene Tattoo weg machen lassen, Jungkook. Ich habe schon jede Scheiße durchgehen lassen, die du veranstaltet hast. Aber das! Das ist zu viel des Guten. Du machst das weg und dieser Spast auch!", verlangt er plötzlich, um von Vater abzulenken und sieht mich vollkommen ernst an. 

Genervt stöhne ich auf und verdrehe meine Augen, weil er wirklich denkt, dass ich auf ihn hören werde. Ich schaue die anderen Drei an, die immer noch am Tisch sitzen und Taehyung sprachlos anschauen. Dieser macht sich im Stillen über die ganze Situation lustig und grinst vor sich hin. 

"Kann ihm jemand mal sagen, dass ich 20 Jahre alt bin und meine eigenen Entscheidungen treffen kann?", frage ich die drei. 

"Naja, eigentlich schon, nh?", erwidert Yoongi und kratzt sich den Hinterkopf. 

"Ihr versteht das ni-.. Jungkook, können wir bitte nach Draußen gehen und alleine sprechen?", presst Jimin durch seine Lippen und scheint immer wütender zu werden. 

"Nö", sage ich und hebe kurz meine Mundwinkel an. 

Ich weiß doch, warum er will, dass ich das weg mache. Wenn Vater sieht, dass ich Taehyungs Namen auf meiner Hand stehen habe oder Taehyung meinen Namen auf seinen Hals, dann bin ich gefickt. Ich bin so gefickt, dass mir Hören und Sehen vergeht. Ich sollte Taehyung einfach nur stalken und sein Vertrauen gewinnen, keine Romanze mit ihm anfangen oder seinen Namen auf meine Haut tätowieren lassen. Aber wie gesagt, ich wäre nicht Jungkook, wenn ich wie ein Hund auf jeden hören würde. 

"Taehyung, wir gehen", teile ich ihm mit und greife nach seiner Hand, um ihn hinter mir her zu ziehen. 

"Okay. Tschüss, Jungs", zuckt er nur mit den Schultern und folgt mir.

"Du wirst schon sehen, was du davon hast! Ich erzähle das alles, Jin Hyung!", ruft Jimin mir deutlich verzweifelt hinter her. 

"Mach doch! Ist mir scheiß egal", rufe ich zurück und verlasse mit Taehyung das Cafe. 

Dieser Zwerg geht mir manchmal so auf die Nerven. Er soll mich einfach in Ruhe lassen und sich nicht in meine Angelegenheiten einmischen. Sauer laufe ich weiter und würde am liebsten umdrehen, um Jimin zu hauen. Plötzlich bleibt Taehyung ruckartig stehen und bringt mich somit auch zum Stehen. Ich drehe mich zu ihm um und schaue ihn irritiert an, aber er starrt mir einfach nur doof in die Augen, was mich noch wütender macht.

"Was ist?!", frage ich ihn angepisst. 

Er schweigt immer noch, aber kommt mir näher und hebt seine Hand an. Will der mich schlagen oder so? Wenn der sich das jetzt traut, dann haue ich ihm aber eine rein. Ich verziehe das Gesicht und mache mich schon bereit, den Schmerz auf meiner linken Gesichtshälfte zu spüren, aber Taehyung streicht mir auf einmal die Haare nach hinten. Wie auf Knopfdruck leert sich mein Kopf und ich schaue ihn wie ein Fisch an. 

"Ignoriere ihn einfach. Wie ich schon gesagt habe, du hast dich selbst dafür entschieden. Sag mir lieber, was du als nächstes machen möchtest. Du bist ja nur in dieses Cafe gestürmt, weil du deinen Bruder gesehen hast", versucht er mich zu beruhigen, was überraschender Weise sogar funktioniert. 

Für einen kurzen Moment genieße ich seine Streicheleinheiten an meinem Hinterkopf, aber schaue ihn dann in der nächsten Sekunde misstrauisch an, weil sein Verhalten mehr als komisch ist. Ich lasse seine Hand los, die ich noch gehalten habe und gehe einen Schritt zurück, um ihn von Kopf bis Fuß anzuschauen. 

"Was hast du vor?", möchte ich wissen und hebe eine Augenbraue an. 

"Ich habe nichts vor. Du sagtest doch, dass ich heute alles tun soll, was du möchtest. Ich dachte mir, dass du vielleicht getröstet werden möchtest. Sag schon, was du als nächstes machen willst", antworte er schulter zuckend und lächelt mich lieb an. 

Jungkook falle bloß nicht auf seine freundliche Masche rein. So kriegt er jede Person um seinen kleinen Finger gewickelt. Er mag dich eigentlich nicht und wollte dich gestern noch mit einem Messer abwerfen. Das ist nur eine Maske von ihm, die du ganz leicht brechen kannst.

"Okay, dann will ich ein Eis essen gehen und du bezahlst", meine ich und habe schon eine grandiose Idee. 

Wir werden es jetzt schön ausnutzen, dass er wie kleines Schoßhündchen auf mich hört.

Revenge | TaekookWhere stories live. Discover now