Kapitel 13:

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Vollkommen erschöpft ließ Lily sich in ihr Bett fallen. Sofort fielen ihr die Lider zu. Von Träumen blieb sie diese Nacht verschont und wachte am nächsten Morgen ausgeschlafen um Punkt 10:25 Uhr auf. Reckend und streckend warf sie einen Blick auf ihre altmodische Uhr. Ihre Augenbrauen schossen in die Höhe.
" Huch, du meine Güte!", stöhnte sie und klatschte ihre Hand gegen die Stirn. Während sie die Decke wegtrat, überlegte sie fieberhaft.
" Ich hab schon alles gepackt... Ich muss mich nur noch fertig machen, mir was zu essen schnappen und zum Bahnsteig laufen..." Hektisch murmelnd streifte sie durchs Zimmer, ihre Pantoffeln suchend. Erst jetzt bemerkte sie, dass sämtliche ihrer Mitbewohnerinnen weiterhin glücklich schnarchten. " AUFSTEHEN!", brüllte Lily und hielt triumphierend ihre Pantoffel in die Höhe.
Rechtzeitig duckte sie sich, bevor ein Kissen über ihren Kopf flog.
" Es ist gleich halb 11! Der Zug geht um 11 und ihr habt noch nicht mal gepackt! Tut mir leid, aber ihr seid wirklich sehr schlecht organisiert! Außerdem wollt ihr euch doch noch gründlich von den Anderen verabschieden...", plapperte Lily, während sie sich ihren Kulturbeutel schnappte und buchstäblich flatternd ins Bad flog, wobei sie ordentlich die Tür zuschlug. Lily konnte den dumpfen Aufschlag von vielen geworfenen Kissen an der Tür hören. Rasch wusch, kämmte und dehnte sie sich, dann zog sie sich an und stopfte alle restlich verbliebenen Habseligkeiten eilig in ihren Koffer.
Die Anderen schliefen seelenruhig weiter. Seufzend kaute Lily auf ihrer Unterlippe.
Plötzlich leuchtete ihr die Idee ein:
sie nahm eine kleine Trompete aus Zonko's Scherzartikelladen heraus und blies heftig hinein. Eine Reaktion der Anderen war unverkennbar. Hastig schloss Lily die Tür hinter sich. Sie vernahm ein paar gedämpfte Aufschreie aus ihrem Zimmer.
Rasch rannte sie die vielen Treppen runter in die Große Halle. Lily verlangsamte ihre Schritte und wanderte, sorgsam nach James oder anderen Freunden Ausschau haltend, durch die Reihen.
Snape saß am Slytherintisch und starrte eisig in sein Frühstück, wie eingefroren und sie ignorierte ihn.
James kaute sein Frühstück am anderen Ende des Gryffindortisches und grinste über etwas, was Remus und Sirius ihm gerade lachend schilderten. Lily schob sich neben James auf die Bank und belegte sich ihren Teller eilig mit sechs Toastscheiben und ungefähr 5 Streifen Bacon, 2 Scheiben Irish Cheese und 6 Gurkenscheiben und viel Butter, sowie einem halben Glas Erdbeermarmelade. Sie bereitete die Brote wie folgt zu und war ganz in ihre Arbeit vertieft, ohne zu merken, dass James, Sirius und Remus sie mit riesigen Augen anstarrten.
" Was denn? Achso, guten Morgen."
Die Blicke wurden nicht weniger.
" Wieso werde ich immer so angestarrt, als wäre ich verrückt?!" Kopfschüttelnd stopfte Lily die drei Sandwiches mit einem Apfel, einem Päckchen Nüsse und zwei Schokoriegeln in eine Tüte und steckte sie sich in die Handtasche. " Proviant", erklärte sie.
Erleichtertes Aufatmen aller Beteiligten.
Lily trank ausnahmsweise mehr als 3 Gläser Kürbissaft und verschlang eine ganze Schüssel Vanillepudding, eine Banane, fünf Streifen Bacon und sogar noch drei Pfirsiche.
" Fertig!", schnaufte sie müde und strich sich eine ihrer glänzend roten Haarsträhnen aus dem Gesicht.
" Du kannst ja futtern", bemerkte Sirius und gähnte.

" Ich werd' dich so vermissen, Lil!", schluchzte Beth dramatisch. " Ich dich auch." Mary, Dorcas und Cathy kamen auf sie zugerannt und Lily umarmte sie herzlich. Nun wandte sie sich dem Zug zu. Ungeschickt zog sie ihren Trolley hinter sich die dünnen Stufen vom Bahngleis in den Zug hinauf und wanderte den Gang entlang. Bald würde sie ihre Eltern und ... Petunia wiedersehen. Sie wollte sich freuen, doch es tat zu weh.
Also folgte sie bloß schweigsam den Anderen bis Jemand sie mit ins Abteil zog.
" James!", lächelte Lily und verfrachtete ihren Koffer ordnungsgemäß.

Sie kamen spätabends im Bahnhof King's Cross an und Lily fiel der Abschied von James sehr schwer, auch wenn es nur für 2 Wochen war.
Das Gleis war vereist ; genau wie die Bürgersteige daneben, worauf Schüler reihenweise ausrutschten und Käfige mit Tieren, Koffer gefüllt mit Habseligkeiten und andere Schüler auf den Boden prasselten. Lily kämpfte sich langsam durch und glitt unversehrt durch die magische Absperrung, welche Gleis 9 3/4 von der Außenwelt trennte. Ihre Familie stand ganz vorne; ihre Mutter in einem weiß-rot kariertem Kleid, ihr Vater in einem braunen Anzug und seinen besten Lackschuhen und Petunia, ihre Schwester, mit langem, lockigem, dunklem Haar und einem ebenso dunklen Blick. Sie trug ein einfallsloses beigenes Kleid mit einem V-Ausschnitt und hässlichen Schuhen.
" Hallo", sagte Lily und umarmte ihre Eltern freudig. Petunia wandte sich hochnäsig ab. " Wollen wir endlich gehen?"
Lily stöhnte lautlos und folgte ihrer Familie. Sie hatte das Gefühl, dass Petunia zu Eis gefroren war, welches höchstwahrscheinlich ihr gegenüber nie schmelzen würde. Nie.

тне мaurauders ~ eine erinnerung {fanficтion}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt